Braunschweig. „Kind, geh’ zur Bank.“ Diesen Rat gaben Eltern jahrzehntelang. Doch seit der Finanzkrise sind sie und viele Schulabgänger unsicher geworden.

Dabei sind bei den meisten Banken die Jobaussichten gut – speziell im Vertrieb.

Jahrzehntelang wurden Bankangestellte auch als „Bankbeamte“ bezeichnet. Denn mit den Bankberufen wurde laut Personalberater Frank Adensam „eine hohe soziale Anerkennung und große Arbeitsplatzsicherheit assoziiert“. Entsprechend groß war die Ernüchterung, als im Zuge der Finanzkrise insbesondere die privaten Banken scharenweise Mitarbeiter entließen.

„Das Image des Berufs ‚Bankkaufmann/-frau’ hat sich verschlechtert. Das zeigen unter anderem Befragungen von Schulabgängern nach ihrem Traumberuf“, betont denn auch Marion Matter, Ausbildungsleiterin bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall. Deshalb müssen sich die Banken heute insgesamt stärker als früher um geeignete Bewerber für diesen Ausbildungsberuf bemühen.

Eine Ursache hierfür ist laut Professor Karl Müller-Siebers, Präsident der Fachhochschule für die Wirtschaft (FHDW) in Hannover: „Im vergangenen Jahrzehnt erachteten viele Schul- und Hochschulabgänger vor allem das Investmentbanking als attraktiv.“ Dort spielte in ihren Augen die Musik. „Anlageformen wie Bausparverträgen und festverzinslichen Wertpapieren haftete hingegen ein eher verstaubtes Image an. Und das übertrug sich auf die Institute, die bei der Geldanlage stark auf solche Produkte setzen.“

Doch dies hat sich geändert. Im Gefolge der Finanzkrise entdeckten viele Kapitalanleger diese scheinbar in die Jahre gekommenen Geldanlageformen neu. „Sicherheit vor eventueller Top-Rendite“, lautet aktuell die Parole – nicht nur bei ihnen. Auch viele Jobsucher haben die Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken als Arbeitgeber neu entdeckt. Durchaus zurecht, wie Müller-Siebers betont: „Denn das klassische Kundengeschäft mit Bausparverträgen, festverzinslichen Wertpapieren und länger laufenden Bankkrediten ist weniger zyklisch als das Geschäft der Investmentbanken.“ Also stehen die Anbieter auch seltener vor der Notwendigkeit, wegen Markteinbrüchen ihre Fixkosten zu senken – zum Beispiel, indem sie Personal abbauen.

Dessen ungeachtet hat sich in der gesamten Finanzbranche der Wettbewerb verschärft – auch weil heute mehr Kunden ihr Geld bei Direktbanken anlegen. Gegen diese „Billig-Anbieter“ können sich klassische Banken nur behaupten, indem sie ihren Kunden „außer guten Produkten eine 1A-Kundenbetreuung bieten“. Dafür brauchen sie aber, laut Ausbildungsleiterin Matter, „sehr gut geschulte Berater und Betreuer“.

Entsprechend buhlen die Finanzdienstleister bereits wieder um gute Mitarbeiter vor allem im Vertrieb. Doch die sind rar – auch, weil die Themen Verkauf, Beratung und Kundenbetreuung bis vor wenigen Jahren in der Ausbildung der Bankkaufleute eine geringe Rolle spielten. Also müssen die Banken die begehrten Mitarbeiter selbst ausbilden. Deshalb bieten inzwischen zahlreiche Geldinstitute eine spezielle Ausbildung „Bankkaufmann/-frau Vertrieb“ oder „Bankkaufmann/-frau im Außendienst“ an.

Doch für diese Ausbildung erwärmen sich noch wenig Schulabgänger. Klaus Kissel, Geschäftsführer des ifsm Institut für Salesmanagement, Urbar, überrascht das nicht: „Die klassischen Banken ziehen historisch bedingt eher Bewerber an, die eine geringe Affinität zum Verkaufen haben.“ Dabei bieten sich Bankmitarbeitern gerade im Vertrieb gute Perspektiven. „Denn im Backoffice der Banken werden die Prozesse zunehmend automatisiert. Deshalb benötigen sie weniger Sachbearbeiter. Was sie aber brauchen, sind kompetente Finanzberater.“