Braunschweig. Gesunde Lehrlinge Wenn Azubis ungesund leben, kommen deren Krankheiten das Unternehmen auf Dauer oft teuer zu stehen.

Viele Betriebe beugen dem aktiv vor. Sie fördern bereits während der Ausbildung die Gesundheit ihrer künftigen Fachkräfte.

Viele Azubis sind übergewichtig. Und mancher Berufseinsteiger klagt schon über Rückenbeschwerden“, betont Liane Pöhlmann, Koordinatorin betriebliches Gesundheitsmanagement bei der AOK Heilbronn-Franken. Deshalb integrieren immer mehr Betriebe in ihre Ausbildungen Gesundheitsfördermaßnahmen.

So zum Beispiel die Bausparkasse Schwäbisch Hall. Sie baute bereits vor sechs Jahren ein „Azubi-Fit“ genanntes Trainingsprogramm in ihren Ausbildungsplan ein. Mit folgendem Ziel: Die Azubis der Bausparkasse sollen lernen, sich körperlich und geistig fit zu halten, noch bevor sie die ersten Zipperlein plagen. „Denn dann lassen sich die meisten Zivilisationskrankheiten nicht mehr vermeiden“, erklärt Pöhlmann, die das Programm mitkonzipierte. Zum Beispiel viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Oder Erkrankungen des Bewegungsapparats, wozu auch Rückenbeschwerden zählen.

Ähnliche Initiativen gibt es bei einer Reihe von Unternehmen – beispielsweise bei den Konzernen Bosch und DaimlerChrysler. Auch beim Hanauer Edelmetall- und Technologiekonzern Heraeus gibt es spezielle Gesundheitsförderprogramme für Azubis. Doch noch immer gilt laut Pöhlmann: „Viele Personalleiter beklagen zwar, die Azubis würden immer dicker und seien vielfach körperlich und geistig unbeweglich. Doch recht wenig Betriebe tun etwas dagegen.“

Dabei wäre dies sinnvoll. Denn Azubis fehlen im Schnitt häufiger krankheitsbedingt als ihre älteren Kollegen. Und eine Untersuchung bei Heraeus ergab: Fast jeder dritte Azubi hat bereits zu Beginn der Ausbildung regelmäßig Rückenschmerzen. „Und das wird mit zunehmendem Alter schlimmer“, weiß Liane Pöhlmann von der AOK. Und fragt besorgt: „Wie wird das, wenn die Azubis von heute einmal 40 oder gar 60 Jahre alt sind?“ Diese Frage stellen sich auch immer mehr Unternehmen, unter anderem, weil ihre Belegschaften älter und junge Fachkräfte zunehmend rar werden.

Diese wertvollen Mitarbeiter „frühzeitig aufs richtige Gleis setzen“, das wollen die Unternehmen mit ihren Gesundheitsförderprogrammen für Auszubildende erreichen. Denn: „Die meisten jungen Menschen sind zwar gesund. Sie verhalten sich aber nicht so, dass sie gesund bleiben“, weiß Raimund Reik. Er ist bei Heraeus für die Gesundheitsförderung zuständig und hat die erwähnte Azubi-Studie verfasst.

„Möglichst früh mit der Gesundheitsförderung zu beginnen, ist auch betriebswirtschaftlich sinnvoll“, betont Martin Braun, Experte für menschengerechte Arbeitsgestaltung beim Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, Stuttgart. „Wenn Mitarbeiter häufig erkranken oder wegen Kopfschmerzen unkonzentriert sind, kostet das die Betriebe mittelfristig mehr, als Entspannungskurse und Rückengymnastik anzubieten.“

Bei ihren Förderprogrammen für Azubis setzen die Unternehmen unterschiedliche Schwerpunkte – abhängig davon, ob diese zum Beispiel in der Produktion oder in der Verwaltung arbeiten. Gemeinsam ist den Programmen jedoch: Neben der körperlichen soll die geistige Fitness gefördert werden. „Das ist wichtig“, erklärt Arbeitsexperte Braun, „denn bei den meisten Erkrankungen spielt der Faktor Stress eine wichtige Rolle. Was eine Person als Stress erlebt und wie sie darauf reagiert, ist aber sehr subjektiv.“

Besonders gut kommen bei Azubis Fördermaßnahmen an, die aus ihrer Sicht eine positive „Lifestyle-Komponente“ enthalten – zum Beispiel Kurse wie Inlineskating oder Schnupperstunden in Fitnessstudios. „Für die klassische Betriebssportgruppe hingegen fühlen sich die Azubis meist zu jung“, weiß AOK-Mitarbeiterin Pöhlmann. Also gilt es, spezielle Angebote für die Jugendlichen und Jung-Erwachsenen zu entwickeln.