Neuerkerode. Teilnehmer von „Zukunft Bilden“ berichten über die Ausbildung an der Fachschule für Heilerziehungspflege in der Evangelischen Stiftung Neuerkerode.

Einfühlsam, vielseitig, kreativ! Treffender kann man nicht formulieren, was die Schüler der Fachschule für Heilerziehungspflege der Evangelischen Stiftung Neuerkerode mitbringen müssen.

„Ohne diese Kompetenzen kann man in dem Beruf nicht arbeiten“, betont Britta Ronge, frischgebackene Heilerziehungspflegerin. Die Arbeit mit Menschen mit Behinderung erfordere eben diese Fähigkeiten, weil jeder mit Rücksicht auf seine individuellen Bedürfnisse wahrgenommen und unterstützt werden möchte.

Die Aufgabe der zukünftigen Heilerziehungspflegerinnen und Heilerziehungspfleger (HEP) liegt in der Assistenz von Menschen mit Behinderung. In Neuerkerode wird seit 36 Jahren in diesem Beruf ausgebildet und blickt somit auf eine lange Zeit als Ausbildungsstätte zurück.

Auch Timo Riedel hat in diesem Jahr seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Und wie Britta ebenfalls mit einem Stipendium.

Ein Stipendium erhalten die Schüler, die neben guten Noten auch ein besonderes soziales Engagement gezeigt haben. Neben einem Arbeitsvertrag finanziert die Stiftung eine Zusatzqualifikation. Die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger dauert drei Jahre in Vollzeit. Jährlich wechselnde Praxisstellen ermöglichen einen umfassenden Einblick in die unterschiedlichen Arbeitsfelder. Als HEP können die Schüler entscheiden, ob sie mit Kindern und Jugendlichen, mit älteren Menschen oder mit gemischten Altersgruppen arbeiten möchten.

Eines ist in allen Arbeitsbereichen gleich: Der Mensch steht stets im Vordergrund. Heilerziehungspflege setzt an seinen individuellen Kompetenzen an. So ist die Arbeit weit mehr als Pflege und Förderung, vielmehr steht persönliche Assistenz im Vordergrund, so dass auch die Begleitung in die Diskothek am Samstagabend zum Arbeitsalltag gehören kann.

Einfühlsam, vielseitig, kreativ. Um diese Kompetenzen weiter zu fördern, ist auch der Unterricht in der Fachschule ein wenig anders. Es gibt weniger Frontalunterricht, stattdessen viele Gruppenarbeiten und Projekte im Dorf. In Neuerkerode leben etwa 840 Menschen mit Behinderung in Wohngruppen oder ambulanten Wohnformen.

Das Dorf ist ein Dorf wie jedes andere: Es gibt einen Friseur, ein Gemeinschaftshaus, eine Kneipe, diverse Geschäfte, ein Krankenhaus und vieles mehr. Und die Fachschule ist mittendrin. „Unterricht kann hier so praxisnah wie nirgendwo anders stattfinden“, sagt Riedel. „So spielen wir gemeinsam mit den Bürgern Theater, organisieren Karaoke- oder Bingo-Abende. Einmal jährlich liefern wir uns ein starkes Fußballmatch gegen den FC Neuerkerode.“

Das große Ziel der Inklusion werde mit vielen Veranstaltungen für alle vorangetrieben: So lädt das Dorf regelmäßig ein zu Konzerten wie „Rock an der Wabe“, zum Sommerfest, zum Weihnachtsmarkt oder zum Evangelischen Landesjugendtreffen.