Braunschweig. Ingenieurstudium Frauen und Technik - das ist ein scheinbar unerschöpfliches Thema. Und zwar auch jenseits der alten Vorurteile.

Nach den Vorurteilen versteht das angeblich „schwache“ Geschlecht von Technik nichts und kann nicht einmal einparken. Das Thema ist aktuell, weil Unternehmen händeringend Nachwuchs für technische Berufe suchen. Aber besonders in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) gibt es zu wenige weibliche Studierende.

So ist der Frauenanteil bei Studienanfängern der Ingenieurwissenschaften der TU Braunschweig niedrig. Im Wintersemester 2011/2012 waren von knapp 500 Studienanfängern des Maschinenbaus nur 45 weiblich, bei den Elektrotechnikern lag der Frauenanteil ebenfalls knapp unter 10 Prozent.

Dabei sind gerade die MINT-Fächer bezüglich der beruflichen Perspektiven reizvoll, und es spricht viel dafür, dass Frauen diese Chancen nutzen können und sollten. Möglicherweise wird Technik aber noch immer mit Blaukittel und schwerer körperlicher Anstrengung gleichgesetzt, vielleicht schreckt aber auch ein „männliches“ Arbeitsumfeld ab. Solche Vorurteile gerade auch bei Abiturientinnen aufzubrechen und mehr Frauen für ein Ingenieurstudium zu interessieren ist Ziel des Niedersachsen-Technikums, einer Initiative des niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur.

Das Niedersachsen-Technikum richtet sich an junge Frauen mit Fachhochschul- oder Universitätsreife, die nach dem Abitur noch unentschlossen sind. Sie sollten der Technik zumindest aufgeschlossen gegenüberstehen und keine Berührungsängste mit der Mathematik haben. „Idee ist, diese Frauen zu motivieren, mit der Technik spannende Studien- und Berufsmöglichkeiten zu verbinden und das Selbstbewusstsein der Technikantinnen so zu stärken. Sie sollen merken, dass sie es schaffen können“, sagt Lena Drabert vom Gleichstellungsbüro der TU Braunschweig. Sie organisiert an der Hochschule das Programm, dessen wichtigste Säule das sechsmonatige Industriepraktikum ist. Dieses wird in einem regionalen Unternehmen, zum Beispiel bei Volkswagen, abgeleistet.

Das Niedersachsen-Technikum bietet aber auch zusätzliche Orientierungshilfen für die Abiturientinnen wie einen Hochschultag in der Woche. Die Technikantinnen besuchen Lehrveranstaltungen oder Institute. Es können sogar Credit Points erworben werden, die für das spätere Studium anrechnungsfähig sind. Schließlich werden die Teilnehmerinnen von Tutoren sowie Studenten und Studentinnen der entsprechenden Fächer unterstützt. Sie helfen bei Studienfragen weiter und können auch später im Studium Ansprechpartner sein.

Auch in sozialer Hinsicht ist das Programm gut ausgestattet. Die Praktikantenvergütung der Betriebe beträgt meist zwischen 400 und 500 Euro , das entscheidet der anbietende Betrieb.

Apropos Einparken: Daraus könnte sich durchaus eine Projektidee entwickeln. Unter dem Stichwort „autonomes Fahrzeug“ lassen sich Projekte zusammenfassen, deren Ziel es ist, Fahrertätigkeiten möglichst von Computern unterstützen zu lassen. Solche Fahrerassistenzsysteme sind derzeit schon in vielen hochwertigen Autos enthalten.

Technikantinnen können an solchen innovativen Ingenieur- und Informatikprojekten mitarbeiten und auf diese Weise einen realistischen Einblick in spätere Studien- und Berufsinhalte erhalten.