Braunschweig. Die echten „Top-Jobs“ auf dem Arbeitsmarkt sind rar. Meist entscheiden Kleinigkeiten darüber, wer die heiß begehrte Stelle bekommt.

Die Lage am Arbeitsmarkt ist gut. Trotzdem ist es für Bewerber oft schwer, den Traumjob zu ergattern. Denn um diese Stellen bewerben sich meist viele qualifizierte Bewerber. Und nur einer kann den begehrten Job bekommen. Und wer aus dem Bewerbungsrennen als zweiter Sieger hervorgeht? Der hat (meist) verloren.

Doch was ist überhaupt ein Traum- oder Top-Job? „Das hängt von der Qualifikation, Lebenssituation und den persönlichen Zielen eines Bewerbers ab“, betont Julia Voss, Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens Voss+Partner, Hamburg. Für eine junge Mutter kann eine Teilzeitstelle in unmittelbarer Nähe zu ihrem Wohnort mit regelmäßigen Arbeitszeiten der Traum-Job sein – „weil sie es ihr ermöglicht, Beruf und Familie zu vereinbaren“.

Für einen Elektriker, der bisher für einen Drei-, Vier-Mann-Betrieb arbeitete, kann eine Stelle in einem Großunternehmen ein Top-Job sein, weil er dort ein höheres Gehalt und bessere Sozialleistungen erhält. Und für einen frischgebackenen Betriebswirt? Für ihn kann die Trainee-Stelle bei einem multinationalen Konzern der Traum-Job sein, weil sie ihm den Weg zu einer internationalen Karriere eröffnet.

Gemeinsam ist allen Top-Jobs – egal, weshalb sie „spitze“ sind: „In der Regel bewerben sich auf sie überdurchschnittlich viele Stellensucher“, betont Alexander Walz, Geschäftsführer der Personalberatung Conciliat, Stuttgart. Als können die Unternehmen bei der Personalauswahl schärfere Auswahlkriterien anlegen als bei weniger attraktiven Jobs. Folglich muss bereits die Bewerbung „spitze“ sein, damit ein Bewerber überhaupt in die engere Auswahl kommt.

Doch was kennzeichnet eine Spitzen-Bewerbung? Klar ist: Der Bewerber muss alle fachlichen Anforderungen erfüllen – sonst hat er keine Chance. Klar ist auch: Die Bewerbungsunterlagen dürfen keine größeren Mängel aufweisen; insbesondere dann, wenn sie an „attraktive Arbeitgeber“ adressiert sind, die oft mit Bewerbungen überschwemmt werden.

So betont zum Martin Baltes, Gruppenleiter Recruiting Fach- und Führungskräfte beim Pharma- und Chemiekonzern Merck in Darmstadt: „Bewerbungen, die zum Beispiel aufgrund von Rechtschreibfehlern keinen guten Gesamteindruck machen, haben bei uns keine Chance.“

Dasselbe gilt, wenn in der Bewerbungsmappe wichtige Unterlagen fehlen, ergänzt Bernadette Imkamp, Leiterin Personalbetreuung und -marketing bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall. „Oder wenn ein Lebenslauf mehr Fragen aufwirft als beantwortet.“ Wobei selbstverständlich bei beiden Unternehmen gilt: An Schulabgänger werden niedrigere Anforderungen gestellt als an Hochschulabgänger und berufserfahrene Stellensucher.

Doch letztlich sind Top-Bewerbungsunterlagen nur eine Grundanforderung, die es beim Bewerben zu erfüllen gilt. Um eine echte Chance zu haben, ist mehr nötig – speziell wenn es um das Besetzen echter Top-Jobs geht. So betont zum Beispiel Julia Laas, Leiterin Personalmarketing bei der Allianz, bezogen auf die Kandidaten für deren Trainee- und Vorstandsassistenten-Programm: „Wir wollen die Begeisterung der Bewerber spüren.“ Das heißt: Aus der Bewerbung sollte unter anderem auch hervorgehen, warum der Bewerber sich bei einem Versicherungs- und nicht bei einem Maschinenbauunternehmen bewirbt. Ähnlich äußert sich Martin Baltes. Bei Merck kann im Einzelfall schon mal der Hinweis im Lebenslauf „2010 erfüllte ich meinen Lebenstraum und ging nach Südafrika, um ...“ den Ausschlag geben, dass die Firmeninternen entscheiden: Den Bewerber laden wir ein.

Gerade berufserfahrenen Stellensuchern fällt es oft schwer, Unternehmen darzulegen, warum sie für eine vakante Stelle die Idealbesetzung sind. Diese Erfahrung hat Personalberater Walz gesammelt. Denn sie erachten meist vieles, was sie in ihrer bisherigen Position taten, als selbstverständlich. „Oft ist ihnen nicht bewusst, dass sich dahinter spezielle Fähigkeiten und Erfahrungen verbergen, die sie für bestimmte Unternehmen zu sehr attraktiven Bewerbern machen.“

Die Folge: Sie schreiben in ihrer Bewerbung zum Beispiel „In meiner aktuellen Position arbeite ich in vielen Projekten mit“, ohne transparent zu machen: Was sind das für Projekte? Was genau sind die Aufgaben des Bewerbers? Und welche besonderen Herausforderungen gilt es dabei zu meistern? Walz gibt berufserfahrenen Bewerbern den Tipp: „Analysieren Sie genau, welche besonderen Fähigkeiten und Erfahrungen Sie in Ihrer letzten oder aktuellen Position erworben beziehungsweise gesammelt haben. Denn hieraus können Sie ableiten: Bei welchen Unternehmen und Positionen habe ich überhaupt eine realistische Chance? Und: Welche ‚Pfunde’ kann ich in die Waagschale werfen?

Und wenn man dann aus einem Bewerbungsrennen doch nur als zweiter oder dritter Sieger hervorgeht? „Dann war die investierte Mühe oft trotzdem nicht vergebens“, betont Allianz-Führungskraft Laas. „Denn diesen Bewerbern offerieren wir häufig alternative Stellen oder nehmen sie in unseren Talentpool potenzieller Mitarbeiter auf, mit denen wir weiterhin Kontakt halten.“