Chefs mit Ausstrahlung und Charakter sollten auf Augenhöhe mit ihren Mitarbeitern sein.

Fred Baum (Name von der Redaktion geändert), Geschäftsführer und Inhaber eines mittelständischen Unternehmens im Dachdecker-Installationsbereich bringt seine derzeitige innere Haltung auf den Punkt: "Heutzutage sein Unternehmen einigermaßen erfolgreich zu führen, ist wesentlich anstrengender geworden. Die Einkaufspreise steigen ständig und sind immer unvorhersehbarer."

Seiner Firma machen die Dumpingpreise der Mitbewerber aus dem "Discountbereich" zu schaffen. "Anfahrwege, Übernachtungen für Mitarbeiter, die Aufträge mittlerweile in ganz Deutschland für die Firma erfüllen, werden immer aufwändiger. Eine Fachkraft zu bekommen, ist fast wie ein Sechser im Lotto", sagt Baum. Vom Hin und Her in der großen Politik wolle er gar nicht erst reden. All das zehre an der Substanz, strapaziere die Nerven.

So wie ihm geht es vielen Führungskräften. Sie geben ihren Druck an die Mitarbeiter weiter. Es kommt zu unbeherrschten Reaktionen. Ungeduld, Misstrauen und manchmal nicht mehr ganz nachzuvollziehende Forderungen bestimmen zunehmend ihr Führungsverhalten. Zahlreiche Mitarbeiter erleben ihre Vorgesetzten stärker als menschlich überforderte und auf gnadenlos kurzfristigen Erfolg getrimmte Personen. Studien zufolge geht in Deutschland jeder zweite Arbeitnehmer mit Frust und Angst zur Arbeit.

Fred Baum zog für sich die Notbremse, nachdem ein Brand auf einer seiner Baustellen seine und die Existenz seiner Familie, aber auch die der Mitarbeiter bedrohlich in Frage stellte. Er nahm unter anderem seine eigene Führungspraxis ehrlich unter die Lupe.

Es war zum Beispiel höchste Zeit, die Beschäftigten in Mitarbeitergesprächen gründlicher kennenzulernen und effizienter einzusetzen. Er begriff, dass seine lautstarke Kritik viel stärker verunsicherte und einschüchterte anstatt zu motivieren. Er musste selbstständiges Handeln seiner Leute gegenüber dem Auftraggeber vor Ort fördern.

Wie gewannen die jeweils Verantwortlichen genügend Zeit, um neue Baustellen noch sicherer vorzubereiten? Wie konnte er selbst die Übersicht über sein wachsendes Unternehmen behalten? Welche Präsentations- und Argumentationstechniken überzeugten in Vertragsverhandlungen am besten, um den Zuschlag vor Mitbewerbern zu erhalten? Seine in Jahren gesammelten praktischen Führungserfahrungen halfen ihm, Antworten zu finden.

Er entschied sich jedoch auch zur Zusammenarbeit mit Partnern, die ihm neues professionelles Wissen zur Unternehmensführung vermittelten. "Anders geht es nicht mehr", sagt er heute " Sich vielleicht wie früher als Chef, der über den Wassern schwebt, aufzuspielen, bringt wenig. Die Leute innerhalb und außerhalb der Firma lassen dich genau spüren, für wie kompetent sie dich halten."

Eine solche Einstellung ist nicht nur aller "Führungskräfte Ehren" wert, sie verspricht daneben wesentlich mehr unternehmerischen Erfolg, zu dem eben auch "Sich-wohl fühlen", "Gesundbleiben", "lange leistungsfähig sein" und nicht zuletzt "als Mensch anerkannt werden" gehört.