Lehrstellenbilanz: Die Ausbildungsplatz-Situation in unserer Region ist offenbar äußerst entspannt. Allgemeiner Tenor bei den zuständigen Kammern: Es sind vielerorts noch Plätze frei.

"In unserer Region sind im Handwerk in diesem Jahr mehr als 1100 Ausbildungsverhältnisse in die Lehrlingsrolle eingetragen worden", sagt Otto Schlieckmann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Die Zahl entspreche der des Vorjahres.

Dennoch gebe es noch viele offene Lehrstellen. "Nachwuchs fehlt insbesondere in den technischen Berufen", erläutert Schlieckmann. Bei den Vorlieben seien geschlechtsspezifische Unterschiede zu erkennen. Die Jungen bevorzugten den Beruf des Kfz-Mechatronikers und Mädchen den der Friseurin.

Ein positives Zwischenfazit zieht auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Braunschweig. Bis zum 31. Juli 2011 wurden dort 2685 neue Ausbildungsverträge eingetragen. Das bedeutet ein beachtliches Plus von 10,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

"Die Situation auf dem Lehrstellenmarkt entwickelt sich sehr positiv", berichtet Anja Klockenhoff, Referentin Berufsbildung der IHK Braunschweig. Auch zu diesem späten Zeitpunkt im Jahr bestünden für Jugendliche noch gute Möglichkeiten, einen Ausbildungsplatz zu finden.

Die Lehrstellenbörse der IHK Braunschweig verzeichnet derzeit 406 freie Lehrstellenangebote, davon sind rund 60 noch für 2011 zu besetzen. Klockenhoff rät dazu, dass Jugendliche sich vorab telefonisch bei den Unternehmen informieren, ob eine Bewerbung noch möglich ist. Besonders gesucht würden kurzfristig noch Hotelfachleute, Kaufleute im Einzelhandel und Fachinformatiker/-innen.

Von Lehrstellenmangel kann bei der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg ebenfalls nicht die Rede sein. Ganz im Gegenteil: Mit Beginn des Ausbildungsjahrs zum 1.August ist in den Betrieben ein deutlicher Bewerbermangel zu registrieren.

Im Bezirk der IHK Lüneburg-Wolfsburg sind noch 202 Lehrstellen unbesetzt. Und das, obwohl bis 31. Juli 3,3 Prozent mehr Ausbildungsverträge als im Vorjahr geschlossen wurden und aufgrund des doppelten Abiturjahrgangs in Niedersachsen deutlich mehr Schüler die allgemeinbildenden Schulen verließen.

Mehr als 30 Prozent der Unternehmen im entsprechenden IHK-Bezirk melden Probleme bei der Stellenbesetzung. "Wir empfehlen den Ausbildungsbetrieben, sich auf den veränderten Ausbildungsmarkt einzustellen", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert und fügt hinzu: "Viele Unternehmen machen zum Beispiel gute Erfahrungen damit, schwächere Bewerber ihren Bedürfnissen entsprechend nachzuqualifizieren. Auf der anderen Seite können spezielle Förderprogramme dazu beitragen, hochqualifizierte Schulabgänger für eine Berufsausbildung zu begeistern."

Die meisten Ausbildungsplätze zählte die IHK im Ausbildungsberuf Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel (343), gefolgt von den Verkäufern (202). Besonders viele freie Lehrstellen melden die Gastronomie (107) und der Handel (49). "Viele Jugendliche meiden diese Branchen", sagt Michael Zeinert. "Gemeinsam mit dem Dehoga-Landesverband arbeitet unsere IHK deshalb daran, eine hohe Ausbildungsqualität in den Unternehmen sicherzustellen."

Nach Angaben der IHK Lüneburg-Wolfsburg werden Unternehmen in der Region in den kommenden Jahren voraussichtlich immer größere Probleme haben, ihre freien Stellen zu besetzen. Denn laut einer Bevölkerungsprognose des Landes Niedersachsen schrumpft die Zahl der 15- bis 50-Jährigen im Bezirk bis 2030 um bis zu 40 Prozent.

Die Bilanz der IHK Lüneburg-Wolfsburg bis 30. Juli: 767 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge mit Ausbildungsbeginn in 2011. Das sind knapp sechs Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr.

In der Lehrstellenbörse der Kammer im Internet werden aktuell alleine für Wolfsburg und Gifhorn noch 22 offene Lehrstellen zum Ausbildungsbeginn 2011 angeboten. "Für das kommende Ausbildungsjahr warten bereits 90 Plätze auf geeignete Bewerber", berichtet Markus Mews, Leiter Medien und Information.