Gute Aussichten für Ingenieure und Techniker: Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind derzeit sehr gut.

Bis vor kurzem noch stapelten sich in den Personalabteilungen deutscher Unternehmen die Bewerbungsmappen. Aus einem Heer arbeitssuchender Akademiker und Fachkräfte konnten sie sich die besten Kandidaten herauspicken. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet – zugunsten der Arbeitnehmer.

Parallel zur anhaltend guten Konjunktur und der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft macht sich ein Mangel an Firmennachwuchs bemerkbar. Während vor einem Jahr 40 Prozent der Unternehmen Probleme bei der Rekrutierung von Fachkräften erwarteten, rechnen damit heute bereits 61 Prozent. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Allensbach-Instituts.

"Wir gehen davon aus, dass beispielsweise im Bereich der Industrie mittlerweile jedes zweite Unternehmen in Deutschland Probleme bei der Besetzung von Stellen hat", sagt der Arbeitsmarkt-Experte des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Oliver Heikaus. Zur Zeit gibt es nach Angaben des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) in ganz Deutschland 24 000 offene Ingenieurstellen.

Aber nicht nur in der Industrie hapert es an qualifiziertem Nachwuchs: "Es wird insgesamt schwieriger auf dem Markt. Es mangelt nicht nur an Ingenieuren sondern auch an Natur- und Betriebswissenschaftlern, Vermögensberatern und Ärzten", sagt der Sprecher der internationalen Personalberatungsfirma Kienbaum, Erik Bethkenhagen.

Bei der Suche gehen viele Unternehmen daher inzwischen auch andere Wege: Dazu gehören zum Beispiel engere Zusammenarbeit mit Universitäten und Schulen oder besonders eine familienfreundliche Personalpolitik.

"Früher haben wir hauptsächlich auf Bewerbermessen, durch Diplomandenbetreuung und unser Trainee-Programm auf uns aufmerksam gemacht", sagt der Personalleiter der Läpple AG in Heilbronn, Jörg Anzer. "Mittlerweile machen wir sogar Aushänge mit Stellenausschreibungen an den Hochschulen und wenden uns direkt an die Professoren der Universitäten." Dieses Jahr habe Läpple so bereits knapp 50 neue Stellen mit Betriebswirten, Ingenieuren und Technikern besetzt.

Das Problem trifft nicht nur Mittelständler sonder inzwischen auch international aufgestellte Großunternehmen. Bei den einen gehen die Bewerberzahlen zurück, die anderen spüren die Konkurrenz besonders im Feld der Topkandidaten. So sagt die Leiterin des Personalwesens von Ernst & Young, Karen Hochrein: "Zwar haben wir zur Zeit immer noch wachsende Bewerberzahlen, aber der Kampf um wirklich Gute wird immer schwerer. Der Wettbewerb wird immer härter, weil auch die anderen Unternehmen zunehmend einstellen", sagt Hochrein.