Wer sich um einen Studienplatz bewirbt und abgelehnt wird, muss sein Berufsziel nicht gleich abschreiben. Studien- und Berufsberater helfen gern weiter.

Für Bewerber um zulassungsbeschränkte Studienfächer wird in diesen Tagen der Gang zum Briefkasten spannend: Die Hochschulen und die Zentralstelle für die Vergabe der Studienplätze (ZVS) versenden die Bescheide über den Erhalt der Studienplätze.

Was für die einen ein Anlass ist, erst einmal die Sektkorken knallen zu lassen, ist für die anderen Grund für eine Enttäuschung. Was also tun, wenn das Kuvert den befürchteten Ablehnungsbescheid enthält?

"Erst einmal cool bleiben und nicht verzweifeln, sondern die Situation ruhig analysieren", empfiehlt die Zentrale Studienberatung der TU Braunschweig. Zunächst sollten die Ablehnungsgründe, die im Bescheid genannt sind, näher untersucht werden.

Ist man in der Nähe des Grenzrangs, bestehen noch Chancen auf einen Studienplatz im Nachrückverfahren. Wenn man nach den im Bescheid gelieferten Daten weit abgeschlagen ist, kann man manchmal noch auf Glück im Losverfahren hoffen. Ob und wann ein solches stattfindet, darüber geben die Immatrikulationsämter der Hochschulen Auskunft.

Im zweiten Schritt sollten abgewiesene Studienbewerber Strategien für künftige Entscheidungen entwickeln. Beim gegenwärtigen Zulassungssystem bieten sich zwei Muster an. Das eine kann man als "Alternativstrategie", das andere als "Durchhaltestrategie" bezeichnen.

Im Rahmen der Alternativstrategie sucht man Studiengänge, die vor Ort oder an anderen Hochschulen zulassungsfrei sind. Viele Berufsziele, vor allem solche, die mit geistes-, sozial- und naturwissenschaftlichen Abschlüssen angesteuert werden, lassen sich über mehrere Studiengänge erreichen.

Manchmal überschneiden sich Wunsch- und Alternativfach so stark, dass auch ein Wechsel während des Studiums, das heißt ein Einstieg in das Wunschfach im höheren Semester, möglich ist. Solche Chancen auf Quereinstieg lassen sich allerdings nicht sicher vorhersehen.

Die Alternative muss sich inhaltlich oder vom angestrebten Berufsziel her gesehen nicht zwingend mit dem Wunschfach berühren. Etliche Abiturienten haben gegensätzliche Interessenschwerpunkte und können am Kontrapunkt anknüpfen, wenn es mit dem Erstwunsch nichts wird.

Man kann auch die Durchhaltestrategie verfolgen. Die Wartezeiten zwar nur schwer vorhersehbar. Dennoch erhält man in den meisten zulassungsbeschränkten Studiengängen in der Regel nach einigen Jahren den begehrten Platz.

Erlaubt sind in dieser Strategie Ausbildungen im dualen System sowie der Besuch von (Berufs-)Fachschulen. Ein Auslandsstudium kann ebenfalls begonnen werden und erhöht die Wartezeiten.

Die Deutung der verschiedenen Studien- und Berufswege und Übergänge ist meist schwierig. Bei der Orientierung helfen die Studienberatungsstellen der Hochschulen und die akademische Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit weiter.

Reinhard Böhm hat Sozialwissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg studiert. Er ist Studienberater an der TU Braunschweig.