Schüler auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sollten sich nicht auf einen einzelnen Beruf festlegen.

Der 16-jährige Realschüler Kay hat trotz seiner 27 Bewerbungen keinen Ausbildungsplatz bekommen. Sein Berufswunsch steht seit Jahren fest: Elektroniker für Geräte und Systeme will er werden. Kay gehört nicht zu denen, die kaum oder falsche Vorstellungen von den Berufsinhalten und den Anforderungen haben. Nein, er hat sich gut informiert, und es bestehen auch keine Eignungsbedenken, zumal er gesundheitlich fit und in den Fächern Mathematik und Physik ein guter Schüler ist.

"Und so ein Ass bekommt keinen Ausbildungsplatz?", fragen wir uns. In diesem Fall handelt es sich also nicht um eine kaum begründbare Neigung oder mangelnde Eignung – sondern?

Sondern um einen gravierenden Mangel an Ausbildungsstellen im gewünschten Beruf und im Wohnbezirk des Jugendlichen. Vor allem wenn die Zahl der geeigneten Bewerber viel größer ist als die der Ausbildungsplätze, gehen oft viele junge Leute leer aus.

So erging es auch Kay, und deshalb ist es für beinahe alle Schulabgänger wichtig, dass sie sich nicht auf einen Beruf, auf eine Laufbahn zu früh festlegen, weil sie bis auf wenige Ausnahmen immer damit rechnen müssen, keine Ausbildungsstelle zu bekommen. Sei es, dass sie ihre Neigung und damit auch ihre Bewerbung gar nicht oder kaum begründen können, weil sie keine richtigen Vorstellungen von dem haben, was an Tätigkeiten und Anforderungen auf sie zukommt.

Da gibt es beispielsweise immer noch Jugendliche, die annehmen, der Modellbauer fertige Schiffs- oder Segelflugzeugmodelle an, setze also das fort, was man in seiner Freizeit bastelnd schon getan hat. Andere sehen ihre Schulleistungen nicht selbstkritisch genug.

Dabei geht es in vielen Berufen eben nicht allein um handwerkliches Geschick, sondern da warten auch theoretische Anforderungen in der Berufsschule und im Betrieb. Natürlich ist berufliche Eignung nicht allein von Schulnoten abhängig, da gehört noch einiges mehr dazu. Doch sollte man ja nicht gerade auf seinen festgestellten Schwächen, sondern auf den Stärken aufbauen, die jeder hat.

Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen, brauchen die Hilfe ihrer Eltern, Lehrer und all derer, die für sie verantwortlich und auch kompetent genug sind.

Berufswahl ist kein Ereignis, das sich von heute auf morgen abspielt, sondern von dem Eltern und Kinder schon Jahre vorher wissen, dass es auf sie zukommt. Einige Regeln sollte man beherzigen:

Firmen und Verwaltungen können es sich oft leisten, unter zahlreichen Bewerbern eine Vorauswahl zu treffen. Das Bewerbungszeugnis ist in vielen Fällen nicht das Abschlusszeugnis der Schule, sondern das letzte Versetzungszeugnis. Daher sollten Eltern die Sprechtage und Elternabende der Schulen nutzen und mit den Lehrern früh überlegen, wie ihren Kindern vielleicht geholfen werden kann.

Bei solchen Veranstaltungen bietet sich oft die Gelegenheit, mit dem für die Schule zuständigen Berufsberater Kontakt aufzunehmen. Diese Fachkräfte der Agentur für Arbeit bieten kostenlos Rat und Hilfe an. Hinzu kommt, dass die Fachkräfte der Berufsberatung auch die Wirtschaftsstruktur und damit den Ausbildungsstellenmarkt des Bezirks kennen, ihre Kontakte zu den Betrieben pflegen und von diesen überwiegend gebeten werden, ihnen geeignete Bewerber zu vermitteln.

Mit dem Ratsuchenden und seinen Eltern Alternativen zu entwickeln, ist dann oft das zentrale Anliegen. Sollte noch gar kein Berufswunsch vorhanden sein, ist das auch nicht schlimm. Dann kann man gemeinsam herausfinden, wofür der Ratsuchende echte Interessen und gute Voraussetzungen mitbringt.

Die Berufsberatung der örtlichen Agentur für Arbeit steht permanent mit den Berufsberatungen aller anderen Bezirke in Verbindung, so dass auch eine Vermittlung dorthin möglich ist. Die Fachkräfte der Berufsberatung können auch Hinweise geben, wo der Jugendliche außerhalb wohnen, und wie man das finanzieren könnte.