Braunschweig. Weiterbildung Der Bildungsabschluss ist da. Aber er stammt aus dem Ausland und wird hier nicht anerkannt. Lehrgänge der Arbeitsagentur helfen weiter.

Ludmilla Hesse arbeitet schon seit mehr als zehn Jahren bei Comitas, einem Pflegedienstleister in Braunschweig. Aber erst seit wenigen Monaten verrichtet sie auch jene Tätigkeiten, die ihrer Qualifikation würdig sind.

„Schon als ich klein war, wollte ich immer Krankenschwester werden“, erzählt Ludmilla Hesse. Das klappte auch. Nur als sie 1994 aus der Ukraine nach Deutschland übersiedelte, war die Frage: Wie geht es weiter?

Im Frühjahr 2001 fand sie Arbeit bei Comitas. Doch wie auch ihre im Jahr zuvor eingestellte Kollegin Alwina Flechner aus Russland konnte sie dort nur als Pflegehelferin eingestellt werden. Beide Frauen konnten sich damals nicht leisten, eine Weiterbildung zu absolvieren und dadurch monatelang auf ihr Gehalt zu verzichten.

Mit Unterstützung des Programms „Wegebau“ der Agentur für Arbeit haben beide Frauen den Schritt nachgeholt, den sie Jahre zuvor gescheut hatten. „Wegebau“ steht für „Weiterbildung gering qualifizierter und beschäftigter Älterer in Unternehmen“. Im Rahmen dieses Programms werden auch Anerkennungslehrgänge für ausländische Bildungsabschlüsse gefördert.

Comitas-Heimleiter Matthias Knabe ist froh, dass er seinen beiden Mitarbeiterinnen den langersehnten Abschluss ermöglichen konnte und jetzt zwei ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerinnen hinzugewonnen hat. „Wir wissen, was wir an beiden haben“, sagt er. Die Frauen hätten beide mehr als zehn Jahre für das Unternehmen gearbeitet. „Und dabei gibt es uns auch erst seit rund 15 Jahren“, betont er.

Als Gesundheits- und Krankenpflegerinnen dürfen Ludmilla Hesse und Alwina Flechner nun beispielsweise auch Medikamente verabreichen und Spritzen geben. Klar, dass ein Mehr an Verantwortung auch die Arbeitsmotivation steigert.

Auch Olga Pil und Hanna Katzmarek sind jetzt anerkannte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen. Olga Pil kam vor vier Jahren aus Russland nach Deutschland. In ihrem Heimatland war sie vorher 13 Jahre als Krankenschwester tätig. Hanna Katzmarek kam aus Polen, wo sie als Krankenschwester fast zehn Jahre in einem Krankenhaus gearbeitet hatte. Auch diesen beiden blieb zunächst nur eine Position als Hilfskraft in der Pflege.

„Wir lieben unseren Job. Unsere Chefin hat uns zwar als Helferinnen eingestellt, aber sofort unser Potenzial erkannt und die Problematik der fehlenden Anerkennung thematisiert. Sie nahm Kontakt zur Arbeitsagentur auf, und dann ging alles ganz schnell“, berichten beide.

Ihre Chefin Irina Kibirov vom Lagune-Pflegedienst in Wolfsburg erklärt die Maßnahme auch mit den Schwierigkeiten in der Branche: „Es ist nicht einfach, gute Pflegefachkräfte zu finden. Meine beiden Mitarbeiterinnen sind sehr gut in ihrem Beruf. Jetzt, mit der Anerkennung, können sie endlich ihren Fähigkeiten gerecht werden und in ihrem Beruf arbeiten.“

Dinah Fritsch von der Agentur für Arbeit Wolfsburg resümiert: „Investitionen in die Bildung erhöhen die Arbeitsmarktchancen. Die Anerkennung des im Ausland erworbenen Bildungsabschlusses ist meist eine Grundvoraussetzung, um in Deutschland qualifikationsgerecht arbeiten zu können. Gerade in der Pflegebranche, wie in diesem Fall, werden Fachkräfte händeringend gesucht. Wir appellieren an die Arbeitgeber denen es ähnlich wie Frau Kibirov geht, auf den Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur zuzukommen. Wir beraten und unterstützen Sie gern bei diesem Thema.“

Das Angebot werde gerne genutzt, erklärt auch Stefan Freydank von der Agentur für Arbeit Braunschweig, wo bislang acht Arbeitnehmer aus der Pflegebranche eine Maßnahme zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse durchlaufen haben. „Wir finanzieren die Lehrgangskosten, einen Teil des Arbeitsentgelts und kleinere Posten wie Fahrtkosten“, so Freydank. Das Angebot beschränke sich nicht nur auf den Pflegesektor. „Wegebau“ ermögliche Anerkennungslehrgänge auch in anderen Bereichen.ht