Sprachen sind ein Schlüssel zur Welt. Wer sich im Studium damit beschäftigt, sollte vorher überlegen, ob er lieber Dolmetscher oder Lehrer werden will.

Wie wichtig die Beherrschung eines passablen Sprachniveaus gerade in Englisch ist, zeigte jüngst die in schwäbelndem Englisch vorgetragene Rede des neuen deutschen EU-Kommissars Günther Oettinger. Jedenfalls kann Oettinger in Brüssel einen Service zur Verbesserung seiner englischen Aussprache nutzen, den die EU Kommission allen Mitarbeitern anbietet: hausinterne Sprachkurse.

Auch für Studierende bieten die Hochschulen meist kostenlose fremdsprachliche Zusatzqualifikationen an. So gibt es im Sprachenzentrum der TU Braunschweig Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse in mehr als zehn Fremdsprachen.

Besonders differenziert ist das Angebot in den Weltsprachen Französisch und Spanisch und in der Wissenschaftssprache Englisch. Lernziel ist oft, die Eingangsqualifikation für einen Auslandsaufenthalt zu verbessern.

Der Schwerpunkt bestimmt die Berufsaussichten

Häufig bedeutet das, den Englischtest "TOEFL" (Test Of English as a Foreign Language) mit der verlangten Punktzahl zu meistern. "Ziel kann aber auch sein, die Kommunikationsfähigeit im eigenen Fach zu trainieren", sagt Tony Brown, der im Sprachenzentrum der TU Braunschweig Englisch für Ingenieurwissenschaftler unterrichtet.

Manche Studieninteressenten wollen aber nicht nur zusätzlich Fremdsprachen lernen, sondern Sprachen ins Zentrum ihres Fachstudiums rücken. "Man kann in diesem Fall grob zwei Varianten unterscheiden", erklärt Claudia Wüllner, Studienberaterin an der Universität Göttingen. "In der einen Richtung liegt der Akzent auf dem Erlernen der Fremdspache und ihrer Entwicklung hin zur Perfektion. Bei der anderen Variante liegt der Schwerpunkt auf der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Sprache und der Literatur eines Landes."

Die Studienmöglichkeiten der ersten Kategorie finden sich an deutschen Universitäten und Fachhochschulen meistens unter dem Begriff Dolmetscher- und Übersetzerstudien.

Üblich ist bei diesem Modell das Studium zweier Fremdsprachen und eines wissenschaftlichen Begleitfachs. Letzteres ist Anwendungsgebiet des Sprachenstudiums und kann zum Beispiel Wirtschaft, Jura oder eine Naturwissenschaft sein.

In der anderen Studienvariante, auch als Philologiestudium bezeichnet, stehen Sprach- und Literaturwissenschaft im Vordergrund. Sprachliche Fertigkeiten auf hohem Niveau sind dort aber auch notwendig, weil erst sie den Zugang zu wissenschaftlichen Themen ermöglichen.

Im Philologiestudium verbindet man entweder zwei Sprachen miteinander oder eine Sprache mit einem anderen geistes- oder sozialwissenschaftlichen Fach, je nach Prüfungsordnung der jeweiligen Fakultät.

Günther Oettinger bekommt Sprachhilfe von der Behörde

Für beide Studienvarianten ist natürlich sprachliches Talent Voraussetzung, für das Philologiestudium vor allem aber auch Interesse an der Kultur des jeweiligen Landes.

Berufsziel der Philologen ist meist das Lehramt. Je nach Bundesland gibt es für die unterschiedlichen Schulstufen vorgeschriebene Fachkombinationen.

Bundesweit ist das Zwei-Fächer-Studium üblich, wobei beim Lehramtsziel nach dem sechssemestrigen Bachelor- noch ein zwei- bis viersemestriges Masterstudium gefordert wird.

Unmittelbar nach dem Bachelor oder sogar mit einem Masterabschluss außerhalb des Lehramts ist der Berufseinstieg für Geisteswissenschaftler schwierig. Es gibt aber auch für solche Absolventen Nischen, etwa in der Wirtschaft, in den Medien oder in der Erwachsenenbildung.

So trifft Günther Oettinger in seiner Behörde vermutlich sowohl auf akademisch vorgebildete Dolmetscher und Übersetzer als auch auf Philologen, die als Sprachlehrer das interne Fortbildungsprogramm organisieren und bestreiten.

Der Autor hat Sozialwissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg studiert. Er ist Studienberater an der TU Braunschweig.