Am Arbeitsplatz wird nicht nur gearbeitet, sondern auch gestichelt, geschmäht, herabgesetzt. Jeder neunte Arbeitnehmer hat Mobbing bereits erlebt, sagt die Statistik.

Der Kleinkrieg im Büro kann böse enden. Erste Zeichen sind lange Blicke und abruptes Schweigen. Weiter geht es mit Beleidigungen, übler Nachrede und Psychoterror. Personaler erklären, wie man gegenlenken kann.

Dem Theaterspiel verleihen sie Würze. Im Büroalltag zermürben sie Menschen: Intrigen sind nur in der klassischen Literatur und im Fernsehen unterhaltend. Wer sie im Beruf aber erlebt, weiß, wie sich Opfer fühlen.

Da landet die Lieblingstasse im Mülleimer. Kollegen kolportieren Gerüchte. Und irgendwann wenden sich sogar Freunde aus der Abteilung ab. Die Möglichkeiten, unbeliebten Kollegen das Büroleben zu vermiesen, sind beinahe unbegrenzt.

Einer Intrige kann jeder zum Opfer fallen. Die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) hat ermittelt: Elf Prozent der Beschäftigten in Deutschland sind bereits einmal gemobbt worden.

Der typische Mobber: Chef, männlich, lange in der Firma

Wobei Frauen weitaus gefährdeter sind. Sie haben ein um 75 Prozent höheres Opferpotenzial als Männer, so die Initiative, die bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz angesiedelt ist. Dagegen ist der typische Mobber männlich, Chef, zwischen 35 und 54 Jahre alt und zählt zu den langfristig Beschäftigten.

"Fast alle, die zur Zielscheibe von Psychoterror werden, reagieren darauf mit Demotivation, Misstrauen, Stress, Schlafstörungen und sozialem Rückzug", sagt Kerstin Stengel von Skillsoft, einem Anbieter von Lern-Software. Sie hat Einblicke in etliche Personalabteilungen.

Die Größe des Unternehmens spiele keine Rolle. Intrigiert werde im Mittelstand genauso wie bei internationalen Konzernen, lautet Kerstin Stengels bittere Bilanz. Da bei vielen Hintergangenen die Arbeitsleistung sinkt, im schlimmsten Fall Arbeitsausfall droht, schadet das unsoziale Verhalten letztlich dem Betrieb.

Wegschauen hilft also nicht, wenn mehr als 43 Prozent der Betroffenen erkranken, davon die Hälfte länger als sechs Wochen.

"Um das listige Handeln erst gar nicht aufkeimen zu lassen, ist präventive Personalschulung notwendig", meint Stengel.

Das findet auch Edmund Mettinger, der Finanzunternehmen und Gastronomiebetriebe im Konfliktmanagement berät. Der Schlüssel liege darin, Mitarbeiter frühzeitig auf das Thema aufmerksam zu machen. Das gelinge am besten mit speziellen Trainings.

"Sich wehren", rät Mettinger. Je früher, desto größer die Chance, den Konflikt im Keim zu ersticken. Wenn Menschen sich wehren, zeigen sie, dass sie nicht alles mit sich machen lassen. Der Angreifer müsse merken, dass er es mit einem Gegner zu tun habe. Wer schweigt, wird schneller zum Opfer.

Wer Kollegen um Hilfe bittet, schwächt den Angreifer

Auch eine direkte Aussprache kann helfen, Missgunst und Neid zu dämpfen, sagt Mettinger. Bringt der Versuch nichts, helfe nur eine Beschwerde an höherer Stelle.

Eine gute Verteidigungsstrategie sei auch, Kollegen um Hilfe zu bitten. Je größer die Gruppe, die dem Angegriffenen beisteht, desto schneller schwinde der "Mut" des Mobbers.

Mettinger empfiehlt Führungskräften, auf erste Anzeichen von Mobbing zu achten und sie nicht zu ignorieren. Denn zehn Prozent aller Krankschreibungen gingen heute auf psychische und Verhaltensstörungen zurück.

Ein Teil davon seien überhöhte Belastungen durch fiese Intrigen. Immerhin ziehe diese Quote einen Produktionsausfall von 3,8 Milliarden Euro bundesweit nach sich. Ursachen dafür sind schlechtes Arbeitsklima und unklare Arbeitsorganisation, sagt Mettinger. "Einen erheblichen Anteil haben aber auch Neid, Konkurrenzverhalten sowie Führungsschwäche."