In vielen Akademiker-Ehen will keiner von beiden auf seine Karriere verzichten. US-Firmen bieten bereits Programme für solche Paare. In Deutschland tut man sich damit noch schwer.

Als Bosch-Entwickler Ferit Kececi das reizvolle Jobangebot erhielt, verschlug es ihm erst einmal die Sprache. "Projektleiter für Motorsteuergeräte in Japan? Toll, war mein erster Gedanke – aber bitte nicht ohne meine Frau!"

Karriereschritte, die einen der Partner an einen anderen Ort verschlagen, können Ehen oder ganze Familien zerstören, wusste auch Kececi und hätte daher notfalls auf das Angebot verzichtet. Gemeinsam mit den Vorgesetzten suchte man nach einer Lösung.

Was in den USA und an Universitäten längst üblich ist, wird langsam auch von deutschen Unternehmen übernommen: Programme für Doppel-Karriere-Paare – zumeist Akademiker-Paare, bei denen keiner von beiden auf seine Karriere verzichten will. Sogar eine Abkürzung gibt es im angelsächsischen Sprachraum schon dafür: DCC für "Dual Career Couple".

Gehaltsverhandlungen im Doppelpack sind selten

Um an begehrte Führungskräfte zu kommen, vermitteln oder schaffen Firmen auch für den Partner Stellen, helfen bei der Stellensuche in der Region und besorgen die Kita fürs Kind. "Bei Auslandsentsendungen wird das schon häufiger praktiziert, aber als ein offizieller Baustein für die Personalrekrutierung gibt es das in Deutschland noch viel zu wenig", sagt Stephanie Schmidt von der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH, die Firmen bei der Umsetzung berät. "Das wird aber auf die Unternehmen zukommen."

Von Bewerbungsgesprächen im Doppelpack und Gehaltsverhandlungen als Paketlösung sei man hierzulande noch weit entfernt. Dabei wächst der Anteil potenzieller DCCs – also berufstätiger Akademikerpaare – seit Jahren: Aktuelle Schätzungen schwanken zwischen 9 und 20 Prozent.

Ein Vorreiter ist die Bosch-Gruppe, die auch einen Standort in Salzgitter hat, an dem knapp 1700 Mitarbeiter beschäftigt sind. Bosch ist der weltgrößte Autozulieferer. "Unsere Mitarbeiter wechseln natürlich lieber den Standort, wenn auch der Partner in der Region eine adäquate Position findet", sagt Bosch-Sprecher Dirk Haushalter. "Wir erhoffen uns vom DCC-Programm aber auch, mehr Frauen in Führungspositionen zu bekommen."

Bei Auslandsentsendungen sei man schon oft in Familienangelegenheiten aktiv: 1300 Mitarbeiter allein aus Deutschland sind derzeit für den Konzern im Ausland – immer mehr gehen mit einem berufstätigen Partner.

Zur Vetternwirtschaft ist es oft nicht weit

Hinzu kommt: Immer weniger Frauen sind bereit, zu kündigen und die Koffer zu packen, sagt Markus Gottwald vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, der seit fünf Jahren zu dem Thema forscht. Die Umsetzung ist für Unternehmen nicht ganz einfach. "Da wäre zum Beispiel der Nepotismus – der Vorwurf der Vetternwirtschaft", sagt Gottwald. Mitarbeiter, die sich selbst Hoffnung auf eine frei werdende Stelle gemacht haben und plötzlich den Partner ihres neuen Chefs vor die Nase gesetzt bekommen, dürften wenig amüsiert sein.

"Dem muss man mit einer entsprechenden Unternehmenskultur begegnen", sagt Bosch-Sprecher Haushalter. Die Personalentscheidungen müssten transparent gemacht werden – und natürlich müsse der Partner auch für die entsprechende Position qualifiziert sein. "Eine Situation mit hohem Konfliktpotenzial", meint Gottwald. Und noch etwas sei zu bedenken: Gibt es Probleme mit einem, hat man auch den anderen gegen sich; kündigt der eine, nimmt er den anderen gleich mit.

In den USA sei man auch wegen einer anderen Mobilitätskultur bei DCC-Programmen schon weiter. Allerdings sind viele Firmen auch in Deutschland schon in dieser Hinsicht aktiv, ohne es gleich DCC- Programm zu nennen. Gottwald: "Besonders im Mittelstand, aber auch in Familienunternehmen findet man das häufig. Dort ist es dann auch nicht irgendwie anrüchig – man begreift sich dort ohnehin als eine große Familie."

Internationale Konzerne wie die Lufthansa und Daimler kennen das "Problem Partner" und gehen unterschiedlich damit um: So werden die Partner der mobilitätsgewöhnten Lufthanseaten finanziell "entschädigt", damit sie sich am neuen Ort selbst Personalberater oder Weiterbildungsmaßnahmen leisten können.

Wilma Kauke-Kececi, die wie ihr Mann ebenfalls in der Bosch-Zentrale im Personalmanagement arbeitete, ging auf ihre Vorgesetzten zu. Gemeinsam fand man eine passende Stelle in Tokio. "Bosch hat uns auch bei der Schulwahl und Kindergartensuche für unsere zwei Söhne geholfen. Ein Japanisch-Lehrer kam ins Haus", sagt die promovierte Sprachwissenschaftlerin. Sie habe nicht das Gefühl, nur eine Alibistelle auszufüllen. Etwa vier Jahre wollen sie bleiben, dann werden sie sich wohl wieder auf die Suche nach einer Doppelstelle machen. dpa