Windkraft-Techniker: Windenergie hat Zukunft. Servicetechniker für solche Anlagen müssen aber mobil und schwindelfrei sein.

Windkraftanlagen prägen das Landschaftsbild schon lange. Rund 21 600 gibt es in Deutschland. Noch immer mutet ihr Anblick futuristisch an. Doch wer als Servicetechniker zum Rotor hinauf will, der bedient sich meist einer ganz und gar nicht modernen Besteigungsmethode: per Fuß eine senkrechte Leiter hoch. Nur wenige Anlagen sind mit Fahr-stühlen ausgestattet.

"Es war ungewohnt. Aber mit der Zeit ging es", sagt Lars Warnecke. Der Braunschweiger steckt mitten im praktischen Teil seiner Ausbildung. Wartung und Reparatur der Rotoren sind derzeit sein Alltag. Die Ausbildung wird von der Agentur für Arbeit Braunschweig und dem Teutloff Bildungszentrum Wernigerode in Kooperation mit der Autovision Wolfsburg, dem Tüv Nord und dem Regenerativ Kraftwerk Harz angeboten.

Warnecke hatte bereits 20 Jahre Berufserfahrung, als er sich zu der Weiterbildung entschloss. Zu diesem Zeitpunkt war der Maschinenbau- und Elektromechaniker arbeitslos. "Ich habe nach etwas Neuem gesucht. Dies war von allen Möglichkeiten die zukunftsträchtigste", sagt der 38-Jährige. Viele für seinen neuen Job relevante Grundkenntnisse hatte er schon. Spezialwissen über Energieerzeugung, Meteorologie und Sicherheit kamen jetzt hinzu.

"Es gibt in diesem Bereich keine klassische Berufsausbildung. Eine solche zu entwickeln, hat die Branche mit ihrem Entstehen versäumt", sagt Ralf-Bodo Pultz, Geschäftsbereichsleiter vom Teutloff Bildungszentrum Wernigerode. Die siebenmonatige Weiterbildung schaffe Abhilfe. Sie richte sich an Menschen, die eine neue Herausforderung suchen.

Allerdings hat auch nicht jeder Kandidat das Zeug dazu. Von den zuletzt 15 Teilnehmern musste einer abbrechen. Er hatte die Schutzausbildung gegen Absturz nicht bestanden, weil er bei einem Vorab-Test in 15 Metern Höhe nicht schwindelfrei war.

Dabei ist das noch harmlos. Die meisten der zu erkletternden Anlagen sind 70 bis 90 Meter hoch. Hinauf müssen Servicetechniker bei jedem Wetter. Dabei müssen sie nicht nur Kälte und Nässe, sondern oft auch ein schwankendes Gefühl aushalten. "Das ist aber unterschiedlich", sagt Lars Warnecke. "Mal ist es wie auf einer Überseefahrt mit der Queen Mary, mal aber auch wie auf einem kleinen Holzboot nach Helgoland", vergleicht er.

Auf große Tour begeben müssen sich viele Servicetechniker auch in ihrem Berufsalltag. Warnecke ist in seinem Team für Wartungs- und Entstörungsarbeiten im Umkreis von 200 Kilometern um seine Servicestation in Hildesheim zuständig. Oft müssen die Fachleute aber auch zu Anlagen ins Ausland reisen.

Wer die Ausbildung erfolgreich abschließt, hat sehr gute Jobaussichten. "Es gibt schon einen allgemeinen Fachkräftemangel. In diesem Bereich ist es noch extremer. Einerseits ist es ein relativ neuer Markt. Andererseits werden Zusatzqualifikationen aufgrund des allgemeinen Mangels von vielen nicht für nötig erachtet", berichtet Timo Kobbe, Weiterbildungsberater der Agentur für Arbeit Braunschweig.