Egal, ob Tim Mälzer, Christian Rach oder Johann Lafer: Fernseh-Kochshows liegen im Trend. Sie haben das Image des Kochberufs verändert – teilweise aber ein falsches Bild vermittelt.

Mona Steinmetz muss Kartoffeln schälen. Einen ganzen Eimer voll. Das ist zwar nicht die Lieblingsaufgabe der Koch-Auszubildenden, gehört für sie aber dazu. "Klar hat man mal Hänger, aber das ist alles vergessen, wenn man sieht, wie glücklich der Gast ist", sagt die 18-Jährige.

Damit hat sie mehr Durchhaltevermögen als viele ihrer Berufskollegen: Rund 30 Prozent aller Köche brechen ihre Ausbildung vorzeitig ab, schätzt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga).

Schuld daran ist häufig das falsche Bild, das junge Menschen vom Beruf Koch haben. "Viele Bewerber haben eine absolut falsche Erwartungshaltung. Wenn man eine Ausbildung zum Koch beginnt, muss man natürlich erst einmal die einfachen Sachen wie Kartoffeln schälen machen", sagt Carlo Kertess, der Gastronomie-Leiter im Hannover Congress Centrum.

Und Gert Spavacek von der Industrie- und Handelskammer Hannover (IHK) unterstreicht: "Die falschen Erwartungen führen auch dazu, dass viele ihre Ausbildung nicht beenden."

Mitverantwortlich für die hohe Abbrecherquote und vor allem für die falschen Erwartungen der Bewerber sind nach Meinung der Verantwortlichen die Kochshows im Fernsehen. "Der Schein der Shows im Fernsehen ist eben oft nicht die Realität", sagt Sabine Strachalla vom Dehoga Niedersachsen.

Auch diejenigen, die wissen wie es in der Küche zugeht, sehen das so: "Die Fernsehshows vermitteln schon ein relativ falsches Bild. Dieses 'Ich habe da mal was vorbereitet', das ist in der Realität eben nicht so", sagt Auszubildende Mona Steinmetz.

Mittlerweile sind Steinmetz und ihre Kollegin Katja Böhle damit beschäftigt, die Gerichte für den Abend vorzubereiten. Im Restaurant "Kräutergarten" in Hannover schnippeln sie Gemüse und portionieren Fleisch.

Auf dem großen Herd werden die ersten Speisen gebrutzelt, und es duftet verführerisch nach Gewürzen und frischen Zutaten. Wenn am Abend mehrere Gäste gleichzeitig ihr Essen haben wollen, kann es in der Küche auch schon mal stressig werden. Katja Böhle hat trotzdem ihren Traumjob gefunden. "Der Beruf hat mir von Anfang an gefallen. Ich mag einfach die Vielfältigkeit."

Die Fernseh-Kochshows erwecken aber nicht nur eine falsche Erwartungshaltung: Sie verändern das Image des Berufs. "Ich habe schon das Gefühl, dass es da eine Aufwertung des Kochberufs durch diese sehr medienpräsenten Shows gibt", sagt Joachim König, Direktor des Congress Centrums in Hannover.Die Sprecherin des Dehoga-Bundesverbandes, Stefanie Heckel, bestätigt: "Es hat in den letzten Jahren ein gewisser Imagewandel stattgefunden, vor allem aufgrund der Köche im Fernsehen."

Doch trotz dieser Aufwertung haben viele Gastronomiebetriebe Probleme, die passenden Auszubildenden zu finden. Zwar ist die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge nach Angaben der IHK Hannover von 2005 bis 2010 um drei Prozent gestiegen, aber es blieben niedersachsenweit auch 137 Stellen unbesetzt, wie eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit Hannover zeigt. Der Ausbildungsberuf Koch ist damit Spitzenreiter bei den offenen Ausbildungsstellen.

Mona Steinmetz und Katja Böhle lassen sich von den unregelmäßigen Arbeitszeiten und der harten Arbeit nicht abschrecken. "Natürlich muss man auch mal am Wochenende arbeiten, aber das ist schon okay", meinen sie. Im Mai machen die beiden ihre Abschlussprüfung.

Katja Böhle ist sich sicher, dass sie danach auf jeden Fall weiter als Köchin arbeiten will. Doch das ist selten in diesem Beruf: Von allen jungen Menschen, die die Ausbildung abschließen, bleiben nur 30 Prozent weiter im Job – trotz oder gerade wegen der Fernseh-Kochshows. dpa