“Schwer vermittelbar“ ist kein Schicksal fürs Leben, wie zwei Beispiele zeigen.

Zwei Jahre lang erfolgloses Bemühen um einen Ausbildungsplatz. André Lembke hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben. Dann endlich kam die erlösende Nachricht von der Oskar-Kämmer-Schule in Braunschweig: Lembke wurde angenommen.

Seit dem 1. Oktober 2009 absolviert der 24-Jährige aus Isenbüttel im Landkreis Gifhorn nun eine Ausbildung zum Bürokaufmann. Damit hat Lembke nach eigenen Angaben seinen Traumberuf gefunden: "Bereits während meiner Schulzeit war mir klar, dass ich im Büro arbeiten wollte. Handwerkliche Tätigkeiten liegen mir einfach nicht."

Dennoch wollten ihn sowohl die Arbeitsagentur als auch der Regionalverbund für Ausbildung wegen der Vielzahl an offenen Lehrstellen im Handwerk immer wieder an handwerkliche Betriebe vermitteln.

Die über vierzig Bewerbungen für Büroberufe, die Lembke in dieser Zeit verfasste, verliefen dagegen im Sande. "Lediglich zu einem einzigen Vorstellungsgespräch wurde ich eingeladen." Genauere Begründungen für die Ablehnungen gab es nie.

Diese frustrierende Erfahrung musste auch Barbara Abruzzese (Name von der Redaktion geändert) machen. Die 18-jährige Wolfsburgerin blieb nach dem erweiterten Realschulabschluss über einen Zeitraum von gut zwei Jahren ohne einen Ausbildungsplatz und galt lange als "schwer vermittelbar".

"Als Grund für die Absagen wurde oft lediglich angegeben, dass man besser qualifizierte Bewerber gefunden habe, die in das Unternehmen passen würden", berichtet Abruzzese. Die regelmäßigen Routine-Termine bei der Arbeitsagentur setzten weder für Lembke noch für Abruzzese entscheidende Impulse zur Verbesserung ihrer Bewerbungsstrategien. Genau darin liegt jedoch nach Angaben der Wolfsburger Arge der Schlüssel zum Erfolg.

Denn vor allem zwei Dinge erhöhen die Chancen auf einen Ausbildungsplatz, diese Erfahrung haben die Ausbildungsvermittler der Arge gemacht. Erstens: Die Bewerbungsunterlagen sollten persönlich im Betrieb überreicht werden.

Zweitens : Diese Unterlagen sollten auch inhaltlich hervorstechen.

"Es nützt nichts, eine Standardbewerbung abzuliefern, die der Personalchef Tag für Tag unzählige Male auf den Schreibtisch bekommt", sagt Arge-Mitarbeiter Michael Boldt. "Die beste Eigenwerbung ist Hintergrundwissen über den Betrieb. Dadurch wird deutlich, dass der Bewerber wirkliches Interesse an dem Job hat."

Es war denn auch die Arge in Gifhorn, die André Lembke seinem Ziel ein gutes Stück näher brachte. "Nach dem Auslaufen des Arbeitslosengeldes und dem Einstieg in Hartz IV wurde automatisch die Arge für mich zuständig. Ich bekam dadurch die Möglichkeit zu einem Logisitik-Lehrgang, zunächst an der Oskar-Kämmer-Schule in Gifhorn. Anschließend wurde ich nach Braunschweig vermittelt."

Rückblickend bestätigt Lembke, dass ein intensives Bewerbungstraining von entscheidender Bedeutung ist: "In der Realschule fühlte ich mich einfach noch nicht ausreichend auf diese Situation vorbereitet."

Dieses Training dürfte im kommenden Jahr noch wichtiger werden. Aufgrund der Umstellung auf das zwölfjährige Abitur werden im kommenden Jahr gleich zwei Jahrgänge von Abiturienten auf den Ausbildungsmarkt drängen. Dadurch erhöht sich der Druck auf "schwer vermittelbare" Jugendliche zusätzlich.

Wie André Lembke hat es auch Barbara Abruzzese im vergangenen Jahr endlich geschafft. Sie wird heute in einem Wolfsburger Logistik-Unternehmen zur Kauffrau für Bürokommunikation ausgebildet. "Die Vermittlung lief über den Regionalverbund für Ausbildung. Plötzlich ging alles ganz schnell. Erst ein Bewerbungsgespräch beim Unternehmen, dann ein erneuter Termin beim Verbund, und schon kam die Bestätigung", erzählt die junge Frau mit sichtlicher Freude und Erleichterung.

Nach der langen Durststrecke sind sowohl Lembke als auch Abruzzese stolz auf ihren Erfolg und sehr zufrieden mit ihrem Ausbildungsplatz. Beiden kam neben ihrem persönlichen Engagement und der Unterstützung durch Vermittlungsinstitutionen auch die relativ entspannte Situation auf dem Ausbildungsmarkt im Jahr 2009 zugute.