Tote sollen bei ihrer Beerdigung schön aussehen. Dafür sorgen Thanatologen. Es gibt nur wenige dieser Experten in Deutschland.

Man braucht ein bisschen Berufung dafür und einen großen Respekt vor den Toten, sagt Stefan Helmus-Fohrmann.

Er ist fachgeprüfter Bestatter, Thanatologe und Embalmer in Mülheim. Helmus-Fohrmann hat in seiner beruflichen Laufbahn schon Einiges gesehen. "Ich richte Verstorbene so her, dass sie offen aufgebahrt werden können. Das gilt für Menschen, die an natürlichen Ursachen gestorben sind, aber auch für Menschen, die durch Unfälle entstellt wurden.

Kein leichter Job. Für Helmus-Fohrmann jedoch Alltag. Einige Fälle allerdings sind auch für ihn sehr hart. "Tote Kinder und Jugendliche sind besonders schlimm. Einmal musste ich einen Jugendlichen wieder herrichten, der aus Liebeskummer vor einen Zug gesprungen war.

Der Anfang ist am schwersten: "Man muss sich vorstellen, wie der Mensch einmal ausgesehen hat. Fotos sind dann sehr hilfreich." Solche Rekonstruktiv-Maßnahmen können zwischen 10 und 15 Stunden dauern.

Von der in Deutschland noch relativ unbekannten Spezialisierung zum Thanatologen erfuhr Helmus-Fohrmann durch Kollegen. "Die Familie meiner Frau betreibt das Bestattungsinstitut in Mülheim schon seit 1912. Ich bin mit eingestiegen."

Den theoretischen Teil der Zusatzausbildung hat er in Münster absolviert, und für den praktischen Teil war er in London am British Institute of Embalmers.

Vor allem in den USA, England und Frankreich kommt die praktische Thanatolgie oder auch Thanatopraxie zur Anwendung. Das sogenannte "Modern Embalming beinhaltet nicht nur das Schminken und Rekonstruieren Verstorbener. Helmus-Fohrmann fertigt etwa Totenmasken für die Hinterbliebenen an.

Auch das Einbalsamieren gehört zu seinen Aufgaben. "Dabei wird eine Flüssigkeit ins Arteriensystem des Toten geleitet. Diese reduziert die Bakterien, die für den Zerfall eines Körpers sorgen. So lässt sich der Verwesungsprozess für kurze Zeit unterbrechen.

Das sei ein Vorteil bei längerer Aufbahrungszeit oder Überführungen. Von der Thanatopraxie allein könne man, sagt Helmus-Fohrmann, heute allerdings nicht leben. Es ist eine Ergänzung zum Beruf des Bestatters. Extreme Fälle übernimmt er auch für seine Bestatter-Kollegen, denen das Wissen zum "Modern Embalming fehlt.

Das Wichtigste ist dabei, dass der Verstorbene natürlich aussieht. "Gerade bei Unfallopfern ist es nicht schlimm, wenn man sieht, dass etwas an manchen Stellen gemacht wurde. Die Angehörigen müssen begreifen, dass etwas passiert ist. Aber es muss eben immer ästhetisch aussehen. Besonders schwierig sei etwa die Rekonstruktion von Ohren. "Die sind sehr fein und werden oft mit künstlichen Materialien nachgebaut. Oder man verdeckt sie mit den Haaren.

Auch Haut nachzuschminken sei eine Herausforderung. "Schminken Sie mal Altersflecken oder Sommersprossen nach, sagt er ernst. Eine der neusten Methoden, um eine natürliche Gesichtsfärbung zu erreichen, ist Air-Brush. "Im Gesicht gibt es ein unglaubliches Farbenspiel. Mit Air-Brush wird das Make-up viel feiner, genauer und verschließt nicht die Poren.

Die Schminke müsse zum Typ passen. Weniger sei da manchmal mehr. Zwischen 100 und 150 Leichen bereitet Helmus-Fohrmann pro Jahr zur Aufbahrung vor. Nur ein geringer Anteil sind Unfallopfer. Bei drei bis fünf Prozent dieser Opfer stößt jedoch auch die Thanatopraxie an ihre Grenzen. "Bei Wasserleichen und Brandopfern kann man meistens nichts mehr machen.