Der Beruf der Woche

Nass und kalt ist es in einem fleischverarbeitenden Betrieb. Das muss ein Fleischer aushalten.

Und er muss Kraft und Köpfchen haben. Wenn er das mitbringt, hat er sehr gute Berufsaussichten. Das sagt Josef Heinrich, Gesamtbetriebsleiter der Gmyrek Fleisch- und Wurstwaren GmbH & Co.KG Gifhorn, dem mit 300 Mitarbeitern größten fleisch-
verarbeitenden Unternehmen in unserer Region. Und genau diese sehr guten Berufsaussichten seien der Riesenvorteil in der Branche. Heinrich kann Beispiele aufzählen und sagt: "Wer gut ist, kann Karriere machen."

Dazu gehört die Ausbildung zum Fleischermeister. In der Regel nach vier Jahren Gesellenzeit ist der Besuch des Meisterkurses möglich. Und hat jemand den durchlaufen und zwar kein Abitur, aber einen Realschulabschluss in der Tasche, dann kann er trotzdem studieren. Zum Beispiel an den Technischen Universitäten in Lemgo, Berlin und Weidenstephan ist das Studium zum Diplom-Ingenieur für Lebensmitteltechnologie möglich.

Wer nicht studieren möchte, kann sich für die Fachschulen zum Beispiel in Berlin und Bremerhaven entscheiden und dort seine Fleischtechniker-Ausbildung absolvieren.

Abiturienten können die Ausbildungszeit verkürzen

Die Ausbildung zum Fleischer, auch Metzger genannt, dauert drei Jahre. Laut Heinrich wird sie bei Abiturienten auf zwei Jahre verkürzt, bei Realschülern auf Antrag auch und bei Hauptschülern mit sehr guten Noten im ersten Lehrjahr ebenfalls.

Zunehmend entdecken auch weibliche Schulabgänger den Fleischerberuf für sich. In Gmyreks Niederlassungen in Gifhorn und Halberstadt gibt es ausschließlich männliche Auszubildende, aber Heinrich weiß: "Ein Viertel aller Bewerbungen kommt heutzutage von Frauen."

Und die Männer, haben die im Gegenzug den hauptsächlich von Frauen ausgeübten Fleischereifachverkäuferberuf für sich entdeckt? Nicht wirklich, meint Heinrich, obwohl: "Wir haben tatsächlich einen männlichen Azubi."

Auf jeden freien Ausbildungsplatz gehen, am Beispiel Gifhorn, im Schnitt fünf Bewerbungen ein. Ausgewählt wird derjenige, der neben Kraft, Köpfchen und Temperaturunempfindlichkeit gute Noten unter anderem in Deutsch, Mathe und Sport hat.

Heinrich: "Und der künftige Auszubildende darf kein Langschläfer sein." Im Betrieb geht es von 4 Uhr an rund – die Lehrlinge sind spätestens ab 5 Uhr dabei.

In kleineren Betrieben wird noch selbst geschlachtet

Für den Fleischerberuf wird eine schulische Ausbildung angeboten. In der Regel absolvieren angehende Fleischer aber ihre praktische Ausbildung in einem Betrieb, der theoretische Unterricht findet in der Berufsschule zum Beispiel in Form von Blockunterricht statt. Heinrich: "Unsere Gifhorner Auszubildenden müssen dafür nach Hannover oder Lüneburg fahren."

Die Tätigkeit eines Fleischers hängt von der Größe des Betriebes ab. In kleineren ländlichen Schlachtereien wird noch selbst geschlachtet und vieles von Hand erledigt, in dem Gifhorner Großunternehmen spielt modernste Technik eine zunehmende Rolle – und die zu verarbeitenden Tiere kommen nicht lebend, sondern bereits in Teilstücke zerlegt auf den Hof.

Der Fleischer verarbeitet Tiere zu Fleisch- und Wurstwaren, Feinkosterzeugnissen, Konserven und Gerichten. In Fleischerläden präsentieren und verkaufen sie die Produkte und beraten Kunden. Arbeit finden Fleischer in Betrieben des Fleischerhandwerks und der Fleisch- und Wurstwarenindustrie, in Fleischfach- und Einzelhandelsgeschäften, in Fleischgroßmärkten, in Schlacht- und Zerlegebetrieben, zum Teil auch in der Gastronomie.

Je nach Betrieb und Aufgabe sind sie beispielsweise in Ausbein- und Zerlegeräumen, in Wurstküchen, Räucherräumen, Verkaufsräumen, Schachthallen, Produktionshallen und Kühlräumen tätig. In Letzteren herrschen laut Heinrich durchaus Temperaturen um die minus 20 Grad Celsius. Und die "normale" Temperatur am Arbeitsplatz? Heinrich: "Zehn Grad Celsius – also auch nicht gerade warm."