Mobbingopfer leiden psychisch und physisch. Sie sollten Konflikte nicht schweigend hinnehmen.

Hinter ihrem Rücken wird getratscht, sie werden nicht mehr gegrüßt, von Gesprächen ausgeschlossen, und jegliche Zusammenarbeit mit ihnen wird boykottiert – für Mobbingopfer ist der Arbeitsalltag eine Tortur.

Denn hetzt ein Kollege oder gar der Chef selbst gegen einen Mitarbeiter, leidet dieser psychisch und schließlich auch physisch darunter. Der Psychoterror am Arbeitsplatz hat in den meisten Fällen letztlich das Ziel, das Opfer aus dem Betrieb hinauszuekeln.

Der Betroffene wird zum Beispiel schikaniert, indem falsche Behauptungen über ihn in Umlauf gebracht werden. Das wiederum führt meist zur sozialen Ächtung durch die Kollegen. Auch die Zuteilung sinnloser Arbeit oder eine ständige Kritik an der Leistung ohne fundierte Begründung zählen zum Mobbing.

Die wiederholten Anfeindungen rufen bei dem Betroffenen negative Gefühle und starke Verunsicherung hervor: Sie leiden unter Nervosität, Leistungs- und Denkblockaden bis hin zu Angstzuständen und Zweifel an den eigenen Fähigkeiten.

Die Folge sind oft körperliche Beschwerden unterschiedlicher Art, wie sich auch bei den Krankheitszahlen erkennen lässt: Mobbing-Opfer fehlen fast doppelt so häufig bei der Arbeit wie andere Beschäftigte. Der Produktionsausfall durch Mobbing beläuft sich Experten-Schätzungen zufolge allein in Deutschland auf mehr als 4,4 Milliarden Euro pro Jahr.

Der Psychoterror im Beruf ist hierzulande alles andere als selten. Mehr als elf Prozent der Beschäftigten sind laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin im Beruf schon einmal gemobbt worden. Zudem kommt es in Deutschland wesentlich häufiger vor, dass der Chef einen Untergebenen mobbt, als dass Angestellte den Geschäftsführer im Visier haben.

Treffen kann es jeden. Das typische Mobbingopfer gibt es nicht. Vorwiegend sind jedoch junge Berufstätige unter 25 Jahren sowie ältere Arbeitnehmer Leidtragende. Auch werden fast dreimal häufiger Frauen gemobbt als Männer – die sind mehrheitlich die Täter.

So weit muss es allerdings gar nicht erst kommen: Droht ein Mitarbeiter zum Mobbing-Opfer zu werden, kann er sich dagegen wehren. Wichtig ist es vor allem, aktiv zu werden und die Situation nicht leidend hinzunehmen. Trotz der Angst um den Job hilft häufig eine klare Entscheidung.

Wer den Arbeitsplatz nicht wechseln will, kann versuchen, sein Selbstbewusstsein zu stärken und sich von den Attacken der Kollegen besser abzugrenzen. Entspannungstechniken wie Yoga steigern das Wohlbefinden und können die emotionale Stabilität verbessern.

Um den Konflikt mit dem Mobber bewältigen zu können, ist es ratsam, sich bei Hilfestellen wie Gewerkschaften, Selbsthilfegruppen, Mobbing-Telefonberatungen oder bei einem Anwalt umfassend zum Thema zu informieren. Denn wer seine Rechte kennt, kann besser für sie eintreten.

Ein wichtiger Schritt zur Prävention: den Mobber sofort klar und konstruktiv auf den Konflikt ansprechen. Sowohl durch Schweigen als auch durch eine heftige Reaktion wird der Konflikt häufig noch weiter verschärft. Deshalb sollte ein sachliches Gespräch gesucht werden.

Reagiert der Mobber mit Beleidigungen, ist es wichtig, Grenzen zu ziehen und den Angriff sofort zu stoppen. Der Hinweis "Ich fühle mich durch diesen Ton angegriffen oder "Ich möchte nicht, dass Sie mich anschreien macht dem Mobber klar, dass er zu weit gegangen ist.

Ist das Gespräch erfolglos und der Mobber macht weiter wie bisher, ist eine offizielle Meldung beim Vorgesetzten oder bei den entsprechenden Hilfestellen empfehlenswert. Experten raten zudem, alle Vorfälle zu dokumentieren, falls es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommt oder das Opfer Schmerzensgeld einfordern möchte. mp