Bewerber sollten sich bei Berufstätigen über deren Arbeit informieren – Ratschläge für die Lehrstellen-Suche

Bäcker oder Bürokaufmann – die Wahl für den passenden Ausbildungsberuf fällt oft schwer. Den erhofften Traumberuf dann auch zu bekommen, ist die nächste Hürde. Ausbildungs-Experte Gerhard Hartwich kennt den Ausbildungsmarkt und seine Tücken.

Die passende Motivation ist alles. Davon kann Gerhard Hartwich ein Lied singen. Der Ausbildungsberater der Industrie- und Handelskammer in Braunschweig weiß nur zu gut, dass nicht alle diese passende Motivation mitbringen: "Manche kommen bei mir rein, ohne Kugelschreiber, ohne Notizblock und sind völlig unorganisiert."

Andere sind deutlich ehrgeiziger. "Die sind dann auf ein paar wenige Berufe fixiert", erzählt Hartwich. Denen müsste er zeigen, was es noch für Berufe und Möglichkeiten geben würde. Das ist seine Aufgabe. Zusammen mit vier Kollegen betreut er 137 Ausbildungsberufe und berät junge Erwachsene, um ihnen die Entscheidung für einen Beruf und den Weg dorthin zu erleichtern.

Praktika gehören zur Berufsvorbereitung

Hartwich gibt Tipps. "Wichtig ist, dass man sein Leben berufsbezogen ausrichtet", erklärt der Ausbildungs-Experte. Das bedeute nicht, dass ein Jugendlicher jede freie Minute an seiner zukünftigen Karriere feilen soll, doch Eigeninitiative sei gefordert. "Dazu gehören Praktika ebenso wie persönliche Gespräche mit Berufstätigen." Nur so könnten potenzielle Bewerber die Besonderheiten eines Berufes kennenlernen.

"Man muss eben in eine Ausbildung reinpassen", so Hartwich. Merke ein Auszubildender aber, ihm fehlt das Talent für einen Beruf oder die Ausbildung ist doch nicht die richtige, könne er sich immer noch umorientieren.

"Wenn einer seine Lehre abgebrochen hat, war das früher ja ein regelrechter Makel", sagt Hartwich. "Aber das ist heute zum Glück nicht mehr so, und er kann in einem anderen Beruf immer noch glänzen."

Auch ältere Bewerber haben Chancen auf Ausbildung

Zwar sei ein Ausbildungsabbrecher oft älter als andere Bewerber auf dem Arbeitsmarkt, das sei aber kein ernstes Problem. "Es ist überhaupt kein Nachteil, älter zu sein", sagt Hartwich. Immer mehr Betriebe würden wert auf eigenständiges Arbeiten legen, und da hätten erfahrenere Bewerber mehr Selbstbewusstsein als ihre jüngeren Konkurrenten.

"Es ist also nie zu spät, sich um eine neue Ausbildungsstelle zu kümmern", meint Hartwich. Trotzdem sollten sich Jugendliche schon früh orientieren, um möglichst reibungslos in den Beruf zu gelangen. Doch auch wenn es reibt, gelte es immer, hartnäckig zu bleiben.