In Priesterseminaren bleiben die Bänke leer. Nur noch wenige junge Männer wollen katholischer Pfarrer werden.

In dem großen Saal herrscht Stille. 40 Männer stehen mit gefalteten Händen und gesenkten Köpfen vor Tischen und Tellern. "Lasst uns beten", sagt Regens Uwe Wischkony, der das katholische Priesterseminar und das Theologenkonvikt in Paderborn leitet.

Zum Mittagessen gehört bei den Priesteramtskandidaten die Danksagung an Gott – und die Gemeinschaft. Denn die jungen Männer, die einmal Pfarrer werden wollen, nehmen die Speisen jeden Tag gemeinsam ein. Sie studieren nicht nur Theologie, sondern leben zusammen im Paderborner "Collegium Leoninum", dem Leokonvikt.

"Das gehört zum Ausbildungskonzept", erläutert Wischkony. Um 7.15 Uhr wird gemeinsam das "Laudes" gesprochen, das Morgengebet. Nach dem Frühstück führt sie der Weg zum Studium nur wenige hundert Meter zur Theologischen Fakultät in die Paderborner Innenstadt.

Um 13.10 Uhr steht das Mittagessen auf dem Tisch, dann gehen die Studien weiter. Vor dem Abendessen um 19 Uhr gibt es noch einen Gottesdienst.

Hinter diesem strikten Tagesablauf steht die Idee, dass bei der Priesterausbildung nicht nur Wissen vermittelt werden soll. "Wir wollen auch zur persönlichen Reifung beitragen", sagt Regens Wischkony. Das geschehe am besten im Austausch und Kontakt mit den Mitstudenten.

In dem altehrwürdigen Gebäude am Rande des Zentrums von Paderborn leben derzeit 31 Priesteramtskandidaten. Sie wohnen in zwölf Quadratmeter großen Zimmern, Duschen und Toiletten sind separat. Dafür gibt es hohe Decken und Gemeinschaftszimmer, einen Fitnessraum und ein Hallenbad.

In den großen Sälen, der integrierten Kirche und Kapelle wirken die Studenten manchmal ein wenig verloren. "Die Räume erinnern uns ständig daran, dass wir eigentlich zu wenig sind", sagt Christoph Köster, 25 Jahre alt und Theologiestudent im neunten Semester. Das zeigt sich auch im Speisesaal: An fünf Tischen sitzen die Studenten, aber sieben Tische sind leer – genauso wie viele Zimmer und ganze Etagen. "Wir könnten eigentlich 140 bis 150 Studenten unterbringen", sagt Wischkony.

Doch die Zahl der jungen Männer, die katholischer Pfarrer werden wollen, geht immer weiter zurück. In den 27 Diözesen in Deutschland bereiten sich derzeit nur rund 840 junge Männer auf den Priesterberuf vor. Dies ist ein neuer Tiefstand, vermerkt die Deutsche Regentenkonferenz, der Zusammenschluss der Priesterseminare. Vor zehn Jahren waren es noch fast 1200.

Wischkony sieht einen Grund für die geringe Zahl der Priesteramtskandidaten im demografischen Wandel, aber auch in dem, was er abnehmende Kirchlichkeit nennt: Es gebe in der Gesellschaft weniger Leidenschaft und Begeisterung für den Glauben.

Christoph Köster bringt diese Begeisterung mit. Der schlanke, groß gewachsene junge Mann hat sich erst langsam an den Priesterberuf herangetastet. "Ich bin eigentlich ein Familienmensch", erzählt der 25-Jährige. Deshalb frage er sich oft, ob die Entscheidung, Priester zu werden, richtig war. Er will die positive Kraft, die er im Glauben fühlt, an die Gesellschaft zurückgeben.

Köster weiß, dass er nicht allein ist mit seinen Zweifeln. Rund ein Drittel der Priesteramtskandidaten bricht die Ausbildung ab. Oft spielt der Zölibat eine Rolle, die Verpflichtung zur Ehelosigkeit – die jungen Männer verspüren weltliche Gefühle und verlieben sich in eine Frau.

Auch Christoph Köster hat sich schon einmal in eine Frau verliebt. Dennoch ist er überzeugt, die richtige Wahl getroffen zu haben. "Der Priesterberuf bedeutet ja Verzicht auf Familie und auf sexuelles Leben", sagt der junge Mann.

"Doch durch das persönliche Gebet mit Gott kann ich gut damit umgehen." Er ist überzeugt: "Ein Priester legt durch seine Lebensform Zeugnis für eine größere Wirklichkeit ab, die über den Tod und unsere Welt hinausgeht." epd