Der Beruf der Woche: “Ein Landmaschinenmechaniker muss alles können.“ Dieter Ebeling muss es wissen, denn er bildet sie aus. Und genau diese Vielseitigkeit ist es, die den Auszubildenden Christian Wegner reizt.

Der 18-jährige Realschulabsolvent aus Calvörde repariert gerade einen riesigen Schlepper in der Helmstedter Werkstatt der Firma Eckhardt Land- und Gartentechnik. Im Hintergrund dudeln die neuesten Hits aus dem Radio. Es ist Dezember und somit ruhig in der Branche. Die Arbeitszeiten sind geregelt und es gibt wenig Außeneinsätze.

Das ist aber nicht immer so. Hauptsaison ist für Landmaschinenmechaniker von März bis Oktober. "Da gibt es bei uns oft keinen Acht-Stunden-Tag", so Firmeninhaber Robert Eckhardt. "Während der Ernte sind wir sieben Tage in der Woche für unsere Kunden da." Bei Melkmaschinen gibt es sogar einen 24-Stunden-Bereitschaftsdienst.

Damit ist Eckhardt auch schon bei der wichtigsten Voraussetzungen für diesen Beruf: "Wer auf einen pünktlichen Feierabend Wert legt, ist bei uns falsch", stellt er klar. Voraussetzungen seien neben Begeisterung für Technik und für Maschinen ein ordentliches Auftreten und ein solides Grundwissen.

Es ist dagegen keine Voraussetzung, dass die Auszubildenden aus der Landwirtschaft kommen. Auch landwirtschaftliches Vorwissen sei nicht nötig. "Das kann man lernen", so Eckhardt. "Viel entscheidender ist das Feeling für die Kunden und für die Bedürfnisse der Landwirtschaft." Wenn ein Mähdrescher während der Ernte ausfällt, kann ein Landwirt nicht warten. "Da machen wir auch mal eine Notreparatur mit Schweißgerät oder Montiereisen direkt auf dem Feld", erläutert Eckhardt. Nach dem Ernteeinsatz kann das Gerät dann in Ruhe in der Werkstatt repariert werden.

Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik, wie der Beruf korrekt heißt, kümmern sich laut Dieter Ebeling um Maschinen zwischen 3 und 1000 PS, also von der kleinen Motorsäge über Schlepper bis zum Häcksler. Neben der ganzen Bandbreite der landwirtschaftlichen Geräte von Mähdrescher, Aussaattechnik oder Geräten zur Bodenbearbeitung gehören deshalb auch Gabelstapler und Bagger zum Einsatzgebiet eines Gesellen. Aber auch mit Getreidelagerung, Silotechnik, Melkanlagen, Biogasanlagen und Klimatechnik sollte ein Landmaschinenmechaniker vertraut sein.

Bei der täglichen Arbeit hat der PC den Einsatz von Hammer und Schweißgerät zurückgedrängt. So liegen Laptop und riesiger Schraubschlüssel nebeneinander in der Werkstatt. Der Laptop gehört heute auch zu der Grundausstattung der Servicefahrzeuge. Damit können Fehler in der komplizierten Elektronik der Landmaschinen ausfindig gemacht werden. Ebeling erläutert, dass er aufgrund einer Fehlermeldung der Maschine oft schon eine Ferndiagnose stellen könnte.

"Das Lernen hört mit dem Gesellenbrief nicht auf", stellt Eckhardt klar. Regelmäßige Schulungen und Weiterbildungen sind Pflicht, um im Beruf bestehen zu können. Da die Maschinen immer komplexer werden, findet auch eine gewisse Spezialisierung statt. Aber die Grundlagen schweißen, drehen, fräsen und bohren müssen alle Auszubildenden lernen.

Das erste Ausbildungsjahr findet in der Berufsschule in Wolfenbüttel als Berufsgrundschuljahr statt. Hier werden die Grundfertigkeiten für den Beruf vermittelt. Danach folgen zweieinhalb Jahre in einem anerkannten Handwerksbetrieb. Im Bereich Braunschweig, Wolfsburg, Salzgitter, Gifhorn und Wittingen werden derzeit 93 junge Leute in 32Betrieben ausgebildet. Der Anteil der Mädchen in diesem Berufsfeld ist noch sehr gering. "Aber sie können das gut schaffen, wenn sie sich für Technik interessieren und körperlich fit sind", erläutert Eckhardt.

Die Zukunftschancen in dem Beruf bezeichnet Eckhardt als sehr gut. "Landwirtschaft ist eine Zukunftsbranche, und ohne Technik geht es nicht", stellt der Unternehmer klar. Auch auf dem Arbeitsmarkt bestünden große Chancen. "Gute Auszubildende übernehmen wir", so Eckhardt. Die Handwerker seien aufgrund der vielseitigen und soliden Ausbildung in der Industrie, in Autowerkstätten, bei Fachhändlern oder in Kommunen sehr beliebt.

Nach der Ausbildung gibt es aber auch vielfältige Möglichkeiten der Weiterbildung: Techniker- und Meisterausbildung oder ein Bachelorstudium Ingenieurwesen stehen den Gesellen offen.

Christian Wegner, der gerade im zweiten Ausbildungsjahr ist, hat bereits seine eigenen Berufsperspektiven entwickelt: Er möchte Maschinenführer in einem landwirtschaftlichen Betrieb werden.