Bäcker Maik Hermann: Weg vom Sonderschul- und Hauptschulimage

WESTERBECK. "Der Bäckerberuf muss endlich weg vom Sonderschul- und Hauptschulimage. Das hat er nicht verdient." Bäcker Maik Hermann (22) sagt deutlich, was er von abschätzigen Kommentaren über seine Zunft hält. Die Anforderungen, auch die geistigen, seien für den Bäcker von heute höher denn je.

"Wer nicht gut kopfrechnen kann und den Dreisatz nicht beherrscht, wird nicht weit kommen", so Hermann, der in vierter Generation in der 77 Jahre alten Familienbäckerei in Westerbeck (Landkreis Gifhorn) arbeitet und sie noch in diesem Jahr von seinem Vater Karl (51) übernehmen wird.

Deswegen hat er bei der Auswahl seines Auszubildenden besonders auf die Mathematiknote geachtet, denn ein Bäcker muss heute nicht nur im eigenen Betrieb kalkulieren, sondern auch ruckzuck sämtliche Rezepte umrechnen können.

Was ein angehender Bäcker noch mitbringen muss? Hermann: "Er muss kein Problem damit haben, nachts, an Sonntagen und an Feiertagen zu arbeiten."

Auch wenn die Arbeitszeiten von Maik Hermann, seinem Vater und früher seinem Großvater Helmut (78) nicht der Maßstab sind – die Bäckerei ist jedes Jahr nur an den beiden Weihnachtsfeiertagen und Neujahr geschlossen – wird deutlich, dass besonders zum Wochenende die Nacht immer früher beginnt.

Maik Hermann: "An die Arbeitszeiten gewöhnt man sich aber." Und er persönlich finde gerade die Nachtarbeit so toll an seinem Beruf. Das kann sein künftiger Auszubildender, der derzeit ein Praktikum absolviert, noch nicht mit Freude und Überzeugung sagen. Stefan Schwarz (22) aus Gifhorn: "Das ist wirklich gewöhnungsbedürftig, kriege ich aber noch hin."

Dennoch freut er sich riesig über den Ausbildungsplatz, wird dafür sogar nach Westerbeck aufs Bäckereigrundstück ziehen. Neu ist, dass er laut Ausbildungsgesetz auch sechs bis acht Wochen in den Verkauf muss und bei der Gesellenprüfung ein kleines Gericht oder einen Snack zubereiten kann.

Bei jungen Frauen scheint der Ausbildungsberuf Bäcker zunehmend beliebter zu werden. Hermann erinnert aber an die oft doch schwere körperliche Arbeit. Der junge Bäckergeselle: "Wir haben zum Beispiel keine Siloanlage, ziehen die 50-Kilo-Säcke mit der Sackkarre ins Backhaus."

Gefragt sind in seinem Beruf neben Kraft und Köpfchen vor allem auch Geschmack und Kreativität. Und auch das gefällt dem Westerbecker an seinem Beruf. "Hier kann ich kreativ sein, fast wie ein Künstler, kann neue Gebäcke und Brötchen entwickeln." Das bringe die nötige Abwechselung – für ihn und seine Kunden.

Doch auch Traditionen sind bei alteingesessenen Betrieben wie seinem wichtig. Etliche Kunden kommen allein wegen des handgemachten Heidebrotes, das wie der Zuckerkuchen im Brustfeuerungsofen gebacken wird, sogar aus Wolfsburg und Braunschweig zu Hermann.