Der Beruf der Woche: Die Automatenbranche bietet zwei Ausbildungsberufe an: Fachkraft für Automatenservice und Automatenfachkraft.

Eine Münze klemmt fest. Recht hartnäckig sogar. Irgendwo ganz weit hinten. Schnell eilt Melanie Schaefer herbei. In der einen Hand einen Schraubendreher, in der anderen einen Schlüssel.

Vorsichtig öffnet sie den blinkenden und piependen Geldspielautomaten. Der wartende Spielgast an ihrer Seite blickt interessiert hinein. Mit gekonntem Griff und der Unterstützung des Schraubendrehers zieht Schaefer das verloren geglaubte Zwei-Eurostück heraus, bucht die Reklamation über eine Liste und zahlt es an den Gast aus.

"Das kommt oft vor in meinem Arbeitsalltag. Wir müssen technisch versiert und mit jedem Automaten in unserem Casino vertraut sein", sagt sie. Die 24-Jährige absolviert eine Ausbildung zur Fachkraft für Automatenservice in einer großen privaten Casinokette in Berlin am Kurfürstendamm. Dort ist sie zwei Wochen am Stück, gefolgt von einer Woche Berufsschule. Schaefer ist eine von etwa 500 Auszubildenden in der gesamten gewerblichen Unterhaltungsautomatenbranche.

Seit 2008 gibt es die zweijährige Berufsausbildung zur Fachkraft für Automatenservice und die dreijährige Ausbildung zur Automatenfachfrau beziehungsweise zum Automatenfachmann. Das erste Ausbildungsjahr wird jeweils mit einem Einstiegsgehalt von etwas mehr als 600 Euro brutto vergütet.

"Was unsere Auszubildenden auf jeden Fall besitzen müssen, ist eine Dienstleistungsmentalität und eine sehr gute Serviceorientierung. Sie sollten zudem offen auf Menschen zugehen können und mindestens 18 Jahre alt sein. Das Rechnen darf auch kein Problem darstellen", sagt Günter Holthausen, Personalleiter bei der Merkur-Spielothek GmbH.

Zur täglichen Arbeit gehört neben der Behebung kleiner technischer Störungen an den Spielautomaten und dem Bedienen der Gäste die Warendisposition für Speisen und Getränke. Vor allem müssen der Überblick über das Casino behalten und regelmäßig Jugendschutzkontrollen durchgeführt werden; ein Job mit viel Verantwortung.

Für Schaefer ist diese Ausbildung der Weg zum Traumjob. Den Spaß sieht man ihr beim Arbeiten an. Einfühlsam und äußerst freundlich geht sie auf die Gäste zu. "Für mich ist das hier eine Bereicherung, weil ich viel über die Menschen, ihre unterschiedlichen Kulturen und Traditionen lerne", sagt sie.

Verschiedene Menschen bedeuten auch viele verschiedene Probleme, und das weiß die Auszubildende aus eigener Erfahrung: "Einige Gäste kommen her, um persönliche Probleme zu verarbeiten, sich abzulenken und mit den Servicekräften zu reden."

Offenheit sei wichtig, aber die Auszubildenden müssen auch wissen, wie sehr sie sich emotional auf einen Gast einlassen. "Ich arbeite immer mit einer professionellen Distanz", sagt Schaefer.

Dass sie einmal in einem gewerblichen Spielcasino arbeiten würde, hätte die Hobby-Volleyballerin auch nicht geglaubt: "Früher war ich bei einem Tierschutzverein beschäftigt. Durch Zufall habe ich vom Arbeitsamt erfahren, dass es diese Ausbildung gibt und mich gleich beworben. Das fand ich schon spannend, so ein Casino", sagt sie.

Für ihre Freunde sei dies ein völlig normaler Beruf. "Die Arbeit verlangt aber auch emotional viel von mir ab, wenn es etwa um das Thema Spielsucht geht", sagt sie.

Mitarbeiter gewerblicher Spielhallen werden in ganztägigen Seminaren geschult, wie sie potenzielle spielsüchtige Gäste erkennen und ihnen helfen können. Auch Schaefer wird dieses Seminar in der letzten Phase ihrer Ausbildung besuchen. "Bereits jetzt weiß ich aber, wie wichtig es ist, die Gäste anzusprechen, von denen ich annehme, dass da etwas nicht stimmt. Dazu bin ich sogar verpflichtet", erklärt sie. "Wer schließlich Hilfe in Anspruch nehmen möchte, dem vermittle ich gern Kontakte zu Suchtberatungsstellen. Gäste, die aber aggressiv reagieren, denen lege ich irgendwann auch nahe, zu gehen", sagt sie.

Im Sommer dieses Jahres wird Schaefer ihre Abschlussprüfung absolvieren. Die Prüfung wird sich um die Themen Automatensysteme, Wirtschaft, Hygiene, Jugendschutz und Service drehen.

Nach der Ausbildung werden alle Lehrlinge übernommen, für mindestens zwei Jahre.