In der Evangelischen Stiftung Neuerkerode finden Menschen mit Behinderung einen Ort zum Leben und Arbeiten. Wie ist es, an diesem Ort eine Berufsausbildung zu machen?

Jedes Jahr im August finden neue angehende Köche, Gärtner, Kaufleute im Gesundheitswesen und Anlagenmechaniker den Weg in das kleine aber stetig wachsende Dorf Neuerkerode, welches zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel liegt.

Die Evangelische Stiftung Neuerkerode ist ein Ort, an dem Menschen mit Behinderung leben und arbeiten. "Die Wenigsten von uns hatten vor Beginn ihrer Ausbildung mit Menschen mit Behinderung zu tun, und so war es anfänglich sicher eine Umstellung die von Berührungsängsten begleitet wurde." Jochen Pohl macht seit August 2010 in Neuerkerode die Ausbildung im Gesundheitswesen. Doch egal wie lange die Auszubildenden in den unterschiedlichsten Bereichen schon in Neuerkerode arbeiten, in einem Punkt sind sie sich einig: "Hier wird es nie langweilig!"

Die Ausbildung in Neuerkerode hebt sich von anderen Ausbildungsstätten ab, denn neben dem Ausbildungsberuf lernt man noch ganz andere Dinge. Wir erlernen Einsicht und Verständnis, dass es Menschen gibt, die ohne fremde Hilfe nicht am normalen Leben teilnehmen können.

Wir arbeiten nicht nur, um den "Ort zum Leben" weiter zu ermöglichen, sondern teilweise auch eng mit den Bürgern zusammen.

In den handwerklichen Bereichen ist es Alltag, dass man einen Kollegen mit geistiger oder körperlicher Behinderung hat. Frauke Meyer zur Heide hat ebenfalls im August 2010 ihre Ausbildung in Neuerkerode begonnen. Sie ist in der Gärtnerei tätig und arbeitet täglich mit den Bürgern zusammen. "Wenn man morgens ins Dorf kommt, herrscht gleich eine andere Atmosphäre. Man wird stets freundlich von den Bürgern empfangen und von ihnen durch den Tag begleitet." Zur Evangelischen Stiftung Neuerkerode gehört die Fachschule für Heilerziehungspflege in Sickte. Hier können die unterschiedlichsten Charaktere ihre Ausbildung zum Heilerziehungspfleger absolvieren und haben durch die unterschiedlichsten Praxisstellen die Möglichkeit, das Erlernte anzuwenden.

Dazu gehören neben der Pflege auch wöchentliche Sport- und Freizeitangebote, die Schüler und Bürger einander näher bringen.

"Egal was wir vorher für eine Meinung über Menschen mit Behinderung hatten, wir werden eines Besseren belehrt. Tag für Tag können wir sehen, dass man sich noch über einfache Dinge freuen kann. Und wir können stolz darauf sein zu diesem Ort zum Leben‘ dazu zugehören.", sagt Katharina Bienert. Sie beendet im nächsten Jahr ihre Ausbildung zur Kauffrau im Gesundheitswesen.

Die Evangelische Stiftung Neuerkerode bietet jungen Menschen in ihrer Ausbildung die Möglichkeit, über den Tellerrand unserer Gesellschaft zu blicken und zu verstehen, was es bedeutet, wenn andere auf unsere Hilfe angewiesen sind. Wir lernen, dass ein "Ich" niemals so stark und unterstützend sein wird, wie ein "Wir". Und das sind "WIR" in Neuerkerode.