Braunschweig. Wer regelmäßig Zeitung liest, kann mitreden, traut sich mehr zu, wird selbstbewusster – das behauptet Professor Thomas Knieper.

Er muss es wissen, denn er hat das Projekt "Zukunft Bilden" untersucht.

Zeitungen können eine Lawine ins Rollen bringen, zwar keine Schneelawine, aber eine Interessenlawine, findet Thomas Knieper. Und diese Interessenlawine reißt junge Leute ganz gewaltig mit, bringt sie nach vorn, macht sie stark.

Das redet der Medienforscher nun nicht nur so daher, sondern er belegt es mit einem riesigen Berg an Zahlen – Knieper hat bis vor Kurzem an der TU Braunschweig gelehrt und das Projekt "Zukunft Bilden" ausgewertet.

Zum Projektstart vor einem Jahr hatten mehr als 400 Auszubildende unserer Region von ihren Unternehmen ein Zeitungsabonnement geschenkt bekommen. Außerdem konnten sie Vorträge zum Journalismus besuchen und an Führungen durch Redaktion und Druckerei unserer Zeitung sowie an Schreib- und Fotowerkstätten teilnehmen. Was hat all das gebracht?

Knieper und seine Mitarbeiter haben einen Teil der Auszubildenden dreimal befragt und getestet – am Anfang des Projekts, in der Mitte und kurz vor Ende des ersten Jahrgangs.

Es ging um das Allgemeinwissen, etwa in Politik, Wirtschaft und Geografie. Ein weiterer Schwerpunkt war die Medien- und Sprachkompetenz – damit werden besonders zwei Aspekte erfasst: Kann man Medien und deren Inhalte nach bestimmten Kriterien nutzen und beurteilen? Kann man Schlussfolgerungen aus Texten ziehen und Inhalte wiedergeben?

Die Studie zeigt nun, dass sich die befragten Auszubildenden im Projektzeitraum deutlich verbessert haben – ausgedrückt in Schulnoten im Schnitt von drei auf zwei. Thomas Knieper fasst die Ergebnisse so zusammen:

Zeitunglesen weckt Interesse und erzeugt eine andauernde Lust auf neue Informationen – und zwar gleichermaßen bei Lesern mit niedriger und hoher Allgemeinbildung. "Bislang ist man davon ausgegangen, dass Leser mit höherer Vorbildung mehr aus der Zeitung holen als Leser mit geringerer Vorbildung – das ist falsch."

Zeitunglesen fördert die Einordnung von Ereignissen und Sachverhalten. "Man sieht nicht nur Bäume, sondern erkennt auch den Wald. Die Zeitung wird tatsächlich als Informationsmedium Nummer eins genutzt – sie wird zum Leitmedium", sagt Knieper.

"Die jungen Leute gehen zwar nach wie vor ins Internet, um sich zu informieren, und bekommen dort auch die Fakten. Aber erst die Tageszeitung ermöglicht es, diese Fakten tatsächlich in Zusammenhang zu setzen. Man erhält Denkanstöße und kann mitreden, man ist nicht mehr der Dumme – das schafft Selbstbewusstsein. Dieser Aspekt ist bislang viel zu wenig klar geworden."

Zeitungslesen fördert die Verbundenheit mit der Region. Knieper rät Unternehmen deshalb zu Patenschaften für Zeitungsabos: "Wer möchte, dass gut ausgebildete junge Leute nicht aus der Region abwandern, muss ihnen eine stärkere Möglichkeit der Identifikation mit der Region geben – und das schafft derzeit insbesondere die Tageszeitung."