Die Staatliche Textil- und Gobelinmanufaktur Halle gilt als einzigartig in Europa, die Ausbildung wird sehr geschätzt.

Hinter dicken Backsteinmauern wird ein großes Geheimnis gehütet. "Kein Wort nach draußen", heißt es in der Staatlichen Textil- und Gobelinmanufaktur Halle GmbH. Diese gilt wegen ihrer Vielfalt an historischen Textilhandwerkstechniken als einzigartig in Europa.

Die Ausbildung ist besonders bei angehenden Designern gefragt. "Wir restaurieren derzeit etwas für ein Museum und für Privatleute", sagt Manufaktur-Geschäftsführerin Jana Wolter am Eingang der nach der Wende gegründeten Restauratorenwerkstatt für historische Textilien, Fahnen, Teppiche und gewirkte Wandbehänge (Tapisserien). Doch was dort in altem, neuem Glanz erstrahlen wird, ist Betriebsgeheimnis.

Indes sei es kein Geheimnis, dass viele junge Menschen die teils Jahrhunderte alten Handwerkstechniken erlernen wollten. Dazu gehören Flachweben auf Handwebstühlen, die speziellen Techniken des Jacquard- sowie Gobelinwebens oder das Savonnerieknüpfen für Teppiche, das sonst nur noch in Frankreich, dem Ursprungsland der Gobelins, praktiziert werde.

"Angehende Designer lernen bei uns zum Beispiel am Webstuhl die alten Techniken und kreieren dabei zugleich ihre eigenen, modernen Arbeiten", erklärt die Chefin des zwölf Mitarbeiterinnen zählenden Unternehmens. "Leicht war es nach der Wende für uns als Manufaktur nicht, das Damoklesschwert hing über uns, doch nun haben wir Nachfragen aus ganz Deutschland und stehen gut da", erzählt die Firmenchefin vom Weg in die Marktwirtschaft.

"Die Manufaktur ist ein wichtiger Bestandteil unserer Lehre", betont Ulrich Klieber, Rektor der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein in Halle mit derzeit rund 1000 Studenten. Wichtig sei diese praktische Arbeit für die angehenden Designer auch, um für sich während des weit umfangreicheren Studiums eine "eigene Handschrift" zu entwickeln. "Wir haben auch viele Studenten aus Asien bei uns, wo Textilkunst eine große Tradition hat", sagt er. Anschaulich wird die Ausbildung für angehende Designer in der Manufaktur zum Beispiel in deren Flachweberei. Die komplizierte hölzerne Maschinerie der Webstühle verbreiten hier zwar einen Hauch von Nostalgie, doch wer einer "Weberin" über die Schulter schaut, staunt. Unter flinken Händen entstehen beim "klack-klack"-Lärm der Webstühle aus einer Vielfalt an Farben moderne und außergewöhnliche Muster.

Abgeschirmt vor neugierigen Blicken hingegen ist die Restauratorenwerkstatt. "Für einen Quadratmeter braucht eine Restauratorin im Schnitt 40 bis 45 Stunden", sagt Wolter. "Dabei hat man auch eine riesige Verantwortung, aus solch historisch wertvollen Stücken kann man nicht einfach mal so ein Stück heraustrennen oder ersetzen, wenn was bei der Arbeit schief geht." Stolz zeigt sie auf die Referenzliste der textilen Restaurierungs-, Web- und Stickarbeiten der Manufaktur. Dazu gehören Arbeiten für Schlösser und Museen wie Sanssouci in Potsdam, für das zum Unesco-Welterbe gehörende Dessau-Wörlitzer Gartenreich, für Schloss Vaduz im Fürstentum Liechtenstein oder die Deutsche Botschaft in Paris.

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (CDU) hat große Achtung vor dem Können der Beschäftigten und Studenten in Halle. "Handwerk hat sich immer schon durch Fingerfertigkeit, Erfindungsreichtum und Originalität ausgezeichnet. Diese Tradition lebt gerade in jenen Handwerksberufen fort, die heute zu den ganz seltenen gehören."

Die Textil- und Gobelinmanufaktur gehört zur Allianz Textiles Denkmal (Chemnitz), einem bundesweiten Verbund von Handwerks-, Manufaktur- und Industriebetrieben mit textilen Gewerken, der sich als Ansprechpartner der Denkmalpflege, für Museen und alle Liebhaber historischer textiler Werke versteht.