1000 Initiativen gibt es in Deutschland, um junge Leute für technische Berufe zu begeistern. Eine aktuelle Studie kommt zu dem Schluss: Das reicht nicht. Es droht Fachkräftemangel.

Das Nachwuchsbarometer Technikwissenschaften zeigt auf bewölkt. In der Bundesrepublik entscheiden sich nach wie vor zu wenig Jugendliche für Technikberufe, so dass längerfristig ein Fachkräftemangel absehbar ist.

Um herauszufinden, warum das so ist und was sich dagegen tun lässt, hat die Deutsche Akademie für Technikwissenschaften in München eine große Studie in Auftrag gegeben. "Wir müssen mehr über die Motive junger Menschen wissen", sagt Professor Joachim Milberg von der Akademie.

Bei jungen Menschen gibt es oft falsche Vorstellungen über den Ingenieursberuf – so wird er zum Beispiel zu selten mit Kreativität in Verbindung gebracht. Das ist eines der Ergebnisse der Befragung von mehr als 10 000 Schülern, Studenten und Berufstätigen, die der Stuttgarter Soziologe Professor Ortwin Renn vorstellte.

Weitere Erkenntnisse des Nachwuchsbarometers Technikwissenschaften: Zwar wird Technik von den Schülern richtig mit naturwissenschaftlichen Fächern in Verbindung gebracht, der Zusammenhang von Technik und Wirtschaft wird aber oft ausgeblendet.

Schon in der Kindergartenphase lassen sich oft spielerische Bezüge zur Berufswahl herstellen. In der Schule ist es dann wichtig, Technikunterricht als Schulfach anzubieten. Damit steigt sogar das Interesse an den Naturwissenschaften.

Der Technikunterricht wird aber von den Schülern nicht gut bewertet. Offensichtlich können die Lehrer das Fach nicht interessant genug gestalten. Selbst bei Schülern, die sich grundsätzlich für einen technischen Beruf interessieren, entscheidet sich noch die Hälfte für einen anderen Ausbildungsgang – manchmal einfach deshalb, weil sie nicht wissen, wie vielseitig der Ingenieursberuf ist.

Die Situation ist so verfahren, dass es keine einfachen Empfehlungen geben kann, wie sich die Situation verbessern lässt. Ortwin Renn empfiehlt eine kontinuierliche, kreativitätsfördernde und altersgerechte Technikbildung, die vom Kindergarten bis zum Abitur gehen müsste.

Diese sollte vor allem nachhaltig konzipiert werden. "Es gibt fast 1000 Initiativen, die Jugendliche für Technik begeistern wollen. Diese können zwar Anstöße geben, aber dann verpufft ihre Wirkung oft, weil es an Kontinuität fehlt", sagt der Soziologe.

Vielleicht regelt sich aber der Arbeitsmarkt für technische Berufe wenigstens auf kurze Sicht von allein. Wegen des Wirtschaftsabschwungs sinkt derzeit auch die Zahl offener Ingenieurstellen, so dass die Lücke zwischen Stellenangebot und -nachfrage kleiner wird.

Auf lange Sicht kann aber gerade das zum Problem werden: Dann nämlich, wenn Berufswähler sich wegen der momentan düsteren Arbeitsmarkt-Signale gegen technische Berufe entscheiden. Da eine Ausbildung mindestens drei Jahre dauert, kann es wegen der Zeitverzögerung leicht dazu kommen, dass das Nachwuchsbarometer Technikwissenschaften auf Gewitter zeigt.

Reinhard Böhm hat Sozialwissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg studiert. Er ist Studienberater an der TU Braunschweig.