Der Beruf der Woche: Der 18-jährige Jamie Mejeh startete eine Ballett-Ausbildung an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst.

Es gibt Leute, die sind auf die Welt gekommen, um bestimmte Dinge zu tun. Und Jamies Weg war schon immer das Tanzen." Es sind große Vorschusslorbeeren, die Marguerite Donlon, Ballettdirektorin am Saarländischen Staatstheater in Saarbrücken, ihrem Eleven Jamie Mejeh mit auf den Weg gibt.

Gerade erst beginnt der 18-Jährige eine Ausbildung an der renommierten Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Dabei lernt der junge Saarbrücker gerade erst seit 17 Monaten Ballett – Hip-Hop war bisher sein Metier.

"Das ist eine große Umstellung, eine ganz andere Körpersprache", sagt Jamie Mejeh und gesteht, Ballett am Anfang unterschätzt zu haben. "Da hatte ich viel Muskelkater." Bei der Erinnerung an seine erste Ballettstunde muss er lachen und erzählt: "Ich kam in den Saal und da waren nur Mädchen im Alter von 13 und 14 Jahren. Die haben mich angestarrt und die ganze Zeit beobachtet." Das war im April 2010.

Nachdem er 2009 beim Jugendtanzprojekt "Zukunft n.o.w." von Donlon entdeckt worden war, durfte er ins Nachwuchsprogramm ihrer Donlon Dance Company. Es folgten Einzelunterricht, tägliches Training mit der Ballettgruppe und erste professionelle Bühnenerfahrungen.

"Jamie ist wie ein Schwamm, er hat all die Informationen aufgesogen. Er hat eine Chance erhalten und sehr viel daraus gemacht", lobt Marguerite Donlon. Ihr Schüler brenne für das Tanzen.

Jeden Morgen, wenn die Tanzkompanie trainiert, ist Jamie dabei. Die klassische Ballettausbildung ist hart, alles schafft er noch nicht. An der Stange arbeitet er konzentriert, versucht, die Anweisungen von Ballettmeister Claudio Schellino umzusetzen und beobachtet die anderen Tänzer aufmerksam.

"Ich habe schon große Fortschritte gemacht, aber ich kann Bewegungsabfolgen immer noch nicht sofort nachtanzen." Beim Hip-Hop sei das anders. "Da weiß ich sofort, was ich tue."

Jamie Mejeh wurde in Nigeria geboren und kam mit zehn Monaten nach Saarbrücken. Seine ersten Tanzversuche machte er mit acht Jahren. Black Music ist sein Zuhause, da kommt er her. Seine Mutter brachte ihm afrikanische Tänze bei. Später begann er, sich für Hip-Hop zu interessieren, probierte Breakdance aus, lernte den "Moonwalk" seines Vorbilds Michael Jackson.

Seinen Stil beschreibt er denn auch als eine Mischung aus Hip-Hop, afrikanischen Tänzen und Michael Jackson. Doch auch Ballett gehöre jetzt dazu. "Ich mag nicht so festgelegt sein, ich bin eher ein Freigeist", sagt der 18-Jährige. Die Körperhaltungen seien zwar sehr unterschiedlich, doch am Ende nur verschiedene Ausdrucksformen einer Sprache: des Tanzens.

Vor drei Jahren gründete er mit seinen Geschwistern Michael und Stefanie die Tanzformation "Mejeh Black", vor einem Jahr mit ein paar Freunden die Gruppe "Invicible". Mit beiden tritt Jamie, der insgesamt fünf Geschwister hat, noch regelmäßig auf.

Seine Ausbildung in Frankfurt wird vier Jahre dauern. Dass er das Tanzen nun auch zu seinem Beruf mache, könne er noch gar nicht richtig fassen. Und würde am liebsten gleich alles auf einmal machen: Profi-Tänzer, Tanzlehrer oder Choreograph. "Wenn ich könnte, würde ich damit sofort anfangen", sagt Jamie Mejeh. dpa