Viele Unternehmen trauen ihren älteren Mitarbeitern zu wenig zu und bieten ihnen zu wenig berufliche Perspektiven. Das zeigt eine Umfrage unter Arbeitnehmern zwischen 50 und 65 Jahren.

Der demografische Wandel lässt die Belegschaften deutscher Unternehmen schneller altern, als diese Angebote wie Weiterbildung oder Entlohnungsmodelle anpassen. Das sorgt für steigende Unzufriedenheit bei älteren Arbeitnehmern.

Aus Sicht der Generation über 50 trauen Unternehmen in Deutschland den Älteren zu wenig Entwicklungspotenzial zu und bieten ihnen keine interessanten beruflichen Perspektiven. Das zeigt eine Studie des Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleisters Accenture. Für die Studie wurden 500 Arbeitnehmer zwischen 50 und 65 Jahren befragt.

Viele Angebote, die sich speziell an ältere Mitarbeiter richten, kommen bei der Zielgruppe offenbar nicht an. Nur ein Drittel der Älteren sind laut Studie mit den Trainings- und Weiterbildungsangeboten in ihrem Unternehmen zufrieden.

63 Prozent der Befragten bemängelt, dass ihre Bedürfnisse zu Themen wie Gesundheit, Mitarbeiterführung und Karriereentwicklung zu wenig berücksichtigt werden. 60 Prozent gaben zudem an, dass die Entlohnungsmodelle ihrer Arbeitgeber angepasst werden sollten.

Kritik gibt es auch an den Vorgesetzten: Zwei Drittel der Befragten fühlen sich nicht motiviert, über das normale Rentenalter hinaus zu arbeiten. Lediglich bei der Arbeitszeitgestaltung gelingt es den deutschen Unternehmen, die Ansprüche von immerhin jedem zweiten älteren Beschäftigten zufriedenzustellen.

"Die Unternehmen konzentrierten sich bisher meist darauf, das Ausscheiden älterer Mitarbeiter aus dem Berufsleben vorzubereiten", beobachtet Fred Marchlewski, Geschäftsführer der Abteilung "Talent und Organization Performance" bei Accenture.

"Angesichts des Fachkräftemangels und steigender Lebensarbeitszeiten müssen sie künftig verstärkt Programme entwickeln, die speziell Ältere fördern und motivieren", fordert er.

Zumindest einige Unternehmen haben jedoch bereits die Herausforderung des demografischen Wandels erkannt und Schritte eingeleitet, um das Potenzial der Älteren weiter zu nutzen und zu entwickeln.

Wie aus der Studie weiter hervorgeht, hat knapp ein Viertel der Unternehmen altersgerechte Programme zur Gesundheitsförderung eingeführt, und immerhin mehr als jedes fünfte Unternehmen bietet flexible Arbeitszeitmodelle.

In anderen Bereichen bleibt allerdings noch viel zu tun: Nur zehn Prozent der Unternehmen haben altersgerechte Entlohnungsmodelle, neun Prozent berücksichtigen die Bedürfnisse der Älteren in der Mitarbeiterführung. Lediglich sieben Prozent verfügen über angepasste Programme zur Karriereplanung.

"Die Aussicht, entweder in Frührente zu gehen oder ohne Perspektive bis zur Pensionierung weiterzuarbeiten, frustriert viele ältere Mitarbeiter", sagt Fred Marchlewski. "Die Unternehmen müssen deshalb viel stärker als bisher eine Kultur der Wertschätzung von Erfahrung und Kompetenz schaffen, verbunden mit Konzepten, die besser auf die Bedürfnisse der Generation 50Plus abgestimmt sind."