Schuhmacher – ein bedrohter Handwerksberuf? Irgendwie schon, sagt Wilfried Schacht.

Wilfried Schacht (44) ist Schuhmachermeister in Gifhorn. Die Zahl der ohnehin meist nur Ein-Mann-Betriebe sei stark rückläufig, die Zahl der Auszubildenden geringer als noch vor zehn Jahren. Das 2005 novellierte Berufsbildungsgesetz habe den Schuhmachern zusätzlich zugesetzt: Seitdem darf auch derjenige, der keine Schuhmacherausbildung absolviert hat, eine Schuh-Reparaturwerkstatt eröffnen.

Dennoch rät Schacht, den Traditionsberuf von der Pike auf zu lernen. In der Regel dauert die Ausbildung zum Schuhmacher drei Jahre, wird kombiniert in einer Schuhmacherwerkstatt und in der Berufsschule absolviert. Inzwischen ist eine Ausbildung in schulischer Form ebenfalls möglich, wenn durch Lernortkooperation ein angemessener Anteil an fachpraktischer Ausbildung gewährleistet ist. Wer die drei Jahre Ausbildung geschafft hat, ist Geselle und kann sich nach einigen Jahren zum Schuhmachermeister weiterbilden.

Was ein Schuhmacherlehrling haben muss, bringt Wilfried Schacht auf den Punkt: "Geduld, Fingerfertigkeit, ein gutes Augenmaß und Konzentration." Worauf Lehrmeister außerdem achten, so Schacht, sind gute Noten. Früher habe ein durchschnittlicher Hauptschulabschluss ausgereicht, jetzt müsse ein Bewerber einen sehr guten Hauptschulabschluss, besser noch einen Realschulabschluss haben. Schacht: "Das Handwerkliche würde sicher auch ein Hauptschüler gut hinbekommen, aber in der Berufsschule kommen dann die Probleme." Die Anforderungen im Theorieteil der Ausbildung seien deutlich gestiegen.

Ob das der Grund für das geringe Interesse am Schuhmacherberuf ist? Wohl kaum. Es ist eher so, dass der alte Handwerksberuf in den Hintergrund gedrängt wurde. "Ich selbst habe von Schulabgängern gar keine Anfragen."

Dabei ist der Beruf keinesfalls überholt. Bei Schacht ist das Auftragsbuch voll. Reparaturen, Näharbeiten und ab und an auch mal die Herstellung eines komplett neuen Schuhpaares. Wenn es an das Herstellen neuer Schuhe geht, ist Wilfried Schacht in seinem Element und kann daran erklären, warum für ihn nach seinem Schulabschluss nur der Schuhmacherberuf in Frage kam: "Man muss nicht jeden Tag das Gleiche machen. Jeder Tag bringt Abwechselung." chs