Warum er nichts gegen einen Flirt hat, den Hund aber nicht mag und bei einer mitgebrachten CD sogar feuert

Heute eine Mail an den Freund, morgen den Hund unterm Schreibtisch und übermorgen ein Kuss am Kopierer. Doch die Freiheit am Arbeitsplatz ist nicht grenzenlos. Andreas Wieser, Fachanwalt für Arbeitsrecht, erklärt, was geht.

Private Kontakte

Flatrate sei Dank haben nur noch wenige Firmen etwas dagegen, wenn man mit dem Partner kurz klärt, wer die Kohlen für den Grillabend kauft. Doch aufgepasst: Wenn in der Betriebsvereinbarung oder im Arbeitsvertrag steht, dass man keine privaten Mails schreiben darf, kann der Arbeitgeber schon mal einen Blick darauf werfen, ohne zum Spitzel zu werden.

Internet

Der Blick ins Internet wird in Unternehmen ebenfalls unterschiedlich bewertet. Oft ist es eine Frage des Datenvolumens und der Zeit: "Wenn jemand sechs Stunden surft, ist das etwas anderes, als wenn jemand einen Routenplan ausdruckt, betont der Anwalt. Und dann kommt es natürlich noch auf die Seiten an: Wer sich auf Nachrichtenseiten informiert, wird wohl kein Problem bekommen. Bei Porno-Seiten sieht das anders aus.

Datenträger

Den USB-Stick zum Laden von Daten haben viele griffbereit in der Tasche. Je nach Firma gibt’s vielleicht eine Abmahnung, damit der Arbeitnehmer die Chance hat, sein Verhalten zu ändern. Eine Bank mit ihren sensiblen Daten könnte fristlos kündigen, so Wieser. Eigene Datenträger sind oft verboten. Wer sie von zuhause mitbringt und in den Computer schiebt, kann den Viren-Alarm auslösen. Wenn dadurch der Betrieb lahmgelegt wird, riskiert man neben arbeitsrechtlichen Folgen, zur Kasse gebeten zu werden.

Tiere

Auch den Hund darf man nicht ohne Weiteres mitbringen. Es sei denn, es handelt sich um einen Blindenhund. "Am besten fragt man den Arbeitgeber, rät Wieser. Wenn Mitarbeiter allergisch auf Hundehaare reagieren, wird der Chef es nicht erlauben.

Alkohol

Alkohol ist in den meisten Firmen nicht erlaubt. Doch auch beim Alkohol gibt es Ausnahmen, stellt der Anwalt fest: "Ein Braumeister muss Bier trinken. Im Büro wird schon mal ein Auge zugedrückt, wenn es eine Betriebsfeier gibt. Und bei einem Geschäftsessen gehört oft ein Gläschen Wein dazu.

Beginnt jemand lallend seine Arbeit, kann er mit einer Abmahnung rechnen. Je nach Aufgabe gibt’s sogar eine fristlose Kündigung. Mit einer Kündigung müssen vor allem Mitarbeiter rechnen, die nur zu gerne einen über den Durst trinken. "Wenn der Arbeitnehmer medizinisch nachweislich Alkoholiker ist, dann hat der Arbeitgeber eine Fürsorgepflicht, erklärt Wieser.

Krankheit

Arbeitnehmer gehen auch schon mal zum Arzt, wenn sie eigentlich an den Schreibtisch müssten. Verboten! "Arztbesuche mit Routine-Kontrollen sind grundsätzlich außerhalb der Arbeitszeit zu vereinbaren, sagt Wieser. Es sei denn, die Praxis hat dann nicht geöffnet oder die Untersuchung ist zu einem anderen Zeitpunkt nicht machbar.

Liebe

Amor schlägt oft am Arbeitsplatz zu. Der amerikanische Einzelhandelskonzern Wal-Mart hat 2005 die Liebe zwischen seinen deutschen Mitarbeitern verboten. Wieser: "In Deutschland ist das unwirksam. Ein Paar hält am Arbeitsplatz Händchen? Einige Chefs werden diskret darüber hinwegsehen. Wer jedoch vor Kunden knutscht, könnte dem Ruf der Firma schaden. "Es sei denn, das Unternehmen plant Hochzeiten.

Und sonst

So ist jeder Fall anders und wird auch individuell überprüft: Wie oft wurde gegen ein Verbot verstoßen? Wie intensiv? Und wie sieht das Arbeitsumfeld aus?

Das gilt für Kleidungsvorschriften, Essen am Arbeitsplatz oder Unpünktlichkeit. Raucht jemand einmal an seinem Arbeitsplatz anstatt in der gesetzlich vorgeschriebenen Raucherecke, sind die Konsequenzen oft noch nicht dramatisch. Qualmt er nach einer Abmahnung nächste Woche wieder am Schreibtisch, kann ihm fristlos gekündigt werden.

Willkürlich darf der Chef nicht kündigen. Das Maßregelungsverbot erlaubt nicht, dass ein Mitarbeiter für etwas bestraft wird, was jahrelang geduldet wurde oder bei allen anderen keine Rolle spielt. Wer sich ungerecht behandelt fühlt, kann die Abmahnung oder gar die Kündigung gerichtlich überprüfen lassen.