Geht es beruflich nicht weiter, versprechen Karriereberater Hilfe. Unser Autor erklärt, worauf es bei der Beraterwahl ankommt.

Die Steuererklärung erledigt Ihr Steuerberater, und wenn Sie krank sind, gehen Sie zum Arzt. Doch wen kontaktieren Sie, wenn Sie beruflich an einem Scheideweg stehen? Dann wissen viele Menschen nicht, an wen sie sich wenden sollen.

Dabei ist in solchen Situationen eine professionelle Unterstützung oft wichtig. Denn Hand aufs Herz: Kennen Sie als Berufserfahrener, der sich zuletzt vor zehn oder zwanzig Jahren beworben hat, noch den aktuellen Arbeitsmarkt und seine Regeln? Und haben Sie Zugang zum verdeckten Stellenmarkt, über den drei Viertel aller offenen Positionen besetzt werden?

Falls nicht, stellt sich die Frage nach einem guten Berater. Doch wie finden Sie diesen? Schließlich ist Karriereberater kein geschützter Beruf. Jeder kann sich so nennen.

Entsprechend wichtig ist es, Profi-Berater von Möchte-Gern-Beratern unterscheiden zu können. Denn es gibt viele Berater, die sich selbstständig gemacht haben, nachdem sie sich zuvor jahrelang erfolglos mit ihrer eigenen Karriere beschäftigt hatten. Und nun bieten sie die dabei gewonnene Erfahrung als Beratungsleistung an.

Womöglich gehört der Berater zur Gruppe "ehemalige Führungskräfte". Manch Führungskraft, die in der Krise ihren Job verlor, kam nach dem Genuss einer Karriereberatung auf die Idee: "Das kann ich auch." Diese Berater erkennen Sie daran, dass sie nicht mit ihrer Beratererfahrung für sich werben, sondern mit ihren früheren Erfolgen als Manager. Aber eine erfolgreiche Führungskraft ist noch lange kein guter Karriereberater.

Generell lassen sich drei Gruppen von Karriereberatern unterscheiden. Da ist zunächst das Heer der Freiberuflichen, die auf eigene Rechnung für größere Beratungsgesellschaften arbeiten. Von diesen freien Beratern sind viele durchaus kompetent. Sie verfügen aber oft nicht über die nötige Infrastruktur, um Leistungen wie Job-Suche und aktive Vermittlung qualifiziert anzubieten. Auch ein Wechsel zu einem Kollegen mit anderer Spezialisierung ist bei einem Einzelkämpfer bei Bedarf nicht möglich – beispielsweise zum Klären einer Existenz-Gründungsidee.

Die zweite Kategorie bilden die Großen der Branche, die bundesweit oder sogar international Büros haben. Diese Unternehmen sind zum Teil gewerkschafts- oder arbeitgebernahe Beratungskonzerne oder Töchter großer Zeitarbeitsfirmen. Sie benutzen häufig standardisierte Beratungskonzepte, die von Freiberuflern abgearbeitet werden.

Die dritte Gruppe bilden regional verwurzelte Beratungsgesellschaften, die häufig inhabergeführt sind. Diese bieten teils Außenvermittlung an, das heißt, sie helfen Mitarbeitern, die aus einem Unternehmen ausscheiden, auf Firmenkosten bei der beruflichen Neuorientierung.

Sie kümmern sich aber auch um private Beratungskunden und Führungskräfte der regionalen Wirtschaft, die neue Stellen suchen. In der Regel verfügen diese Unternehmen aufgrund ihrer regionalen Präsenz über ein fein gesponnenes Beziehungsnetzwerk für das aktive Vermitteln.

Mit einem guten Berater ist es wie mit einem guten Wein. Er wird mit den Jahren immer besser. Das liegt an der zunehmenden Erfahrung und am wachsenden Beziehungsnetzwerk. Hinterfragen Sie dieses Netzwerk, wenn Sie Wert auf ein aktives Vermitteln legen. Denn der Arbeitsmarkt gleicht einem Eisberg: Die meisten Stellen sind unter der Wasseroberfläche verborgen. Diesen verborgenen Stellenmarkt kann ein guter Karriereberater bedienen.

Wie so oft gibt es einen Zusammenhang zwischen Preis und Qualität. Etablierte Anbieter berechnen pro Beratungsstunde 140 Euro aufwärts; für Coaching zwischen 160 und 250 Euro pro Stunde. Oft werden diese Kosten als Teil des Abfindungsangebots vom Ex- oder Noch-Arbeitgeber übernommen. Selbstzahler können sie als Werbungskosten von der Steuer absetzen.

Die Branche der Karriereberater ist unübersichtlich. Die wesentlichen Auswahlkriterien sind die Ausbildung, das Netzwerk und die Referenzen des Beraters. Lassen Sie sich vom Berater dessen eigene Karriere schildern. Schauen Sie sich außerdem mehrere Berater an, bevor Sie sich entscheiden. Denn Sie investieren keine geringe Summe.

Der Autor ist geschäftsführender Gesellschafter der Personalberatung Adensam in Ludwigshafen am Rhein.