Eine gute Bewerbung kann manches Manko im Zeugnis wettmachen – Experten aus der Praxis geben Tipps, worauf es dabei ankommt

Um attraktive Ausbildungs- und Arbeitsplätze bewerben sich viele gute Kandidaten. Ein Spitzenzeugnis allein garantiert noch keine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Auch die Bewerbung muss topp sein. Denn für Betriebe ist sie eine Art erste Arbeitsprobe.

Sich erfolgreich bewerben – das ist für (Hoch-)Schulabgänger selbst in Zeiten, in denen viele Unternehmen über einen Mangel an qualifizierten Bewerbern klagen, selten leicht. Denn viele Kandidaten buhlen um wirklich begehrte Stellen.

Wir geben Tipps, damit die Bewerbung einen solchen Eindruck hinterlässt, dass die Einladung zum Vorstellungsgespräch oder Auswahlverfahren postwendend zurückkommt.

Von besonderer Bedeutung ist das Anschreiben. Denn dieses ist für viele Betriebe eine Art erste Arbeitsprobe. Entsprechend viel Sorgfalt sollten Bewerber darauf verwenden. Denn oft entscheiden Kleinigkeiten darüber, ob die Unterlagen eines Bewerbers auf dem Stapel "zurückschicken" oder "einladen" landen".

Bewerber sollten wissen: Was kann ich besonders gut?

Generell gilt: Stellensucher sollten sich auf das Verfassen der Anschreiben ihrer Bewerbungen gut vorbereiten. Denn mit ihnen wollen sie ihre Arbeitskraft verkaufen. Also sollten sie sich vorab zum Beispiel im Internet über das Unternehmen, bei dem sie sich bewerben möchten, informieren. Das gilt auch für die angestrebte Stelle oder Ausbildung.

Doch nicht nur dies. Sie sollten zudem Bekannte und Verwandte fragen: Was kann ich gut, was weniger gut? Zum Beispiel Dinge planen? Oder mit Menschen kommunizieren? Oder wenn’s hektisch wird, einen kühlen Kopf bewahren? Dann fällt es Bewerbern leichter, im Anschreiben ihre realen Vorzüge zu schildern.

Denn ein allzu dickes Auftragen bringt beim Bewerben wenig, weiß Personalberater Frank Adensam aus Ludwigshafen. "Die Gesprächspartner merken in den Vorstellungsgesprächen meist schnell, ob jemand zum Beispiel wirklich ein kommunikativer Typ ist oder nicht."

Konkrete Aussagen statt Floskeln:"Ein Anschreiben sollte "aussagekräftig sein", betont denn auch Roswita Feineis, Personalleiterin bei der Garchinger Firma Zeppelin Baumaschinen. "Nur so kann der Empfänger ihm entnehmen, ob der Bewerber wirklich ein interessanter Kandidat ist".

Das Abschreiben sollte aber nicht zu lang sein. Bei (Hoch-)Schulabgängern sollte es nicht länger als eine Seite sein. "Packen Sie alles, was Sie sonst noch zu sagen haben, in die Anlagen", rät Feineis.

Verzichten sollten Bewerber, wenn es irgendwie möglich ist, auf die Anrede "Sehr geehrte Damen und Herren". Besser ist es, den verantwortlichen Mitarbeiter direkt anzuschreiben. Und wenn man nicht weiß, wer das ist, weil man sich beispielsweise initiativ bewirbt? Dann kann man beim Unternehmen anrufen und fragen. Oder auf dessen Internetseite nachsehen.

"Mit Interesse las ich..." – das erzeugt eher Desinteresse

Beginnen sollten Bewerber das Anschreiben nicht mit einer Floskel wie "Mit Interesse las ich Ihre Anzeige...". Solche Formulierungen haben Personalprofis schon tausendfach gelesen. Also fangen sie bei deren Lektüre innerlich an zu gähnen.

Besser sind individuelle Einstiege. Zum Beispiel: "Im Sommer 2010 habe ich ein Praktikum bei einer Bank absolviert. Der Umgang mit Kunden machte mir Spaß. Deshalb..." Oder: "In meiner Bachelor-Arbeit befasste ich mich mit dem Thema Risikomanagement bei Banken. Daher möchte ich..."

Nach dem Einstieg sollten (Hoch-)Schulabgänger kurz darlegen, warum sie sich bei der angeschriebenen Firma bewerben und was sie an der Stelle oder Ausbildung reizt.

Danach sollten sie erläutern, warum sie der richtige Kandidat sind. "Am einfachsten gelingt ihnen dies, wenn sie vorab auf einem Blatt Papier notieren: Welche Anforderungen werden in der Stellenanzeige gestellt?", rät Heike Töllner, Ausbildungskoordinatorin beim Hannoveraner Hard- und Softwareunternehmen Höft & Wessel.

Dynamisch und teamfähig? Das kann keiner mehr hören

Anschließend sollten die Bewerber schreiben, warum sie diese erfüllen – "Aber ohne Floskeln wie teamfähig, dynamisch oder kommunikativ zu verwenden", empfiehlt Adensam. "Schreiben Sie lieber: Mir macht es Spaß, mit anderen Menschen zusammen zu arbeiten.’ Oder: Mich reizen knifflige Aufgaben.‘ Das vermittelt dem Leser ein klareres Bild davon, was für ein Typ Sie sind."

Mit so individuellen Anschreiben haben Bewerber größere Chancen, eingeladen zu werden, als mit Standardschreiben. Erfahrene Personaler erkennen meist sofort: Bei diesem Anschreiben hat der Absender nur den Adressaten ausgetauscht und ein, zwei Sätze angepasst.

Außerdem schleichen sich gerade in solche Schreiben gern Flüchtigkeitsfehler ein. So sind die Personalverantwortlichen in den Unternehmen zum Beispiel immer wieder überrascht, wie oft in der Anrede ein falscher Name steht. Manche Bewerbungen strotzen zudem vor Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Deshalb der Tipp: Bewerber sollten ihr Anschreiben, bevor sie es absenden, Korrektur lesen lassen. Und sie sollten die Vollständigkeit der Unterlagen prüfen.

Und noch ein Tipp: Wenn in einer Stellenanzeige nach der Gehaltsvorstellung gefragt wird, dann sollten Bewerber diese auch nennen. Denn mit dieser Frage, wollen Unternehmen unter anderem abklopfen, ob ein Bewerber seinen Marktwert realistisch einschätzt. Deshalb wird, wer sie nicht beantwortet, oft aussortiert – zumindest dann, wenn das Unternehmen ohnehin die Qual der Wahl hat: "Wen laden wir ein?"