Anne-Bianca Büchner ist Vorsitzende des Vereins "Mit Plan & Elan", einem Zusammenschluss berufstätiger Frauen aus Braunschweig und Umgebung. Im Gespräch mit Marc Chmielewski erklärt sie, warum in deutschen Führungsetagen die Männer meist unter sich sind – und warum sich das ändern sollte.

Warum gibt es immer noch deutlich weniger Frauen als Männer in Führungspositionen?

Viele Männer in Führungspositionen denken bei der Nachwuchsförderung: Wer ist "der" Geeignete? Dass es auch eine "Die" sein könnte, kommt ihnen nicht in den Sinn.

Woran liegt das?

Frauen müssen mehr auf sich aufmerksam machen. Viele tun das nicht. Sie hoffen, entdeckt zu werden, statt sich offensiv für einen begehrten Posten zu empfehlen. Fachliche Kompetenz allein reicht nicht. Die Vergabe von Führungspositionen hat viel mit Politik zu tun: Wer da hin will, muss strategisch vorgehen – Koalitionen bilden, Fürsprecher um sich scharen und im entscheidenden Moment zupacken. Vielen Frauen widerstrebt das instinktiv. Darin sind Männer besser.

Heißt das, Frauen die beruflich ganz nach oben kommen wollen, müssen auftreten wie Männer?

Nicht unbedingt. Natürlich neigen einige Frauen dazu, das männliche Modell einfach nachzuahmen. Sinnvoller ist es aber, einen eigenen Stil zu entwickeln. Denn es gibt ja auch Dinge, in denen Frauen besser sind.

Zum Beispiel?

Sie loben als Führungskräfte mehr. Wenn Mitarbeiter Anerkennung bekommen, bringen sie mehr Leistung und arbeiten lieber. Das ist gut für das Unternehmen. Außerdem ist das "Beziehungs-Ohr" von Frauen sensibler. Sie hören mehr Zwischentöne und haben eine bessere Wahrnehmung für die Stimmung, etwa im Kundengespräch. Bei Männern dominiert das "Sach-Ohr": Sie merken sich, was gesagt wurde, aber nicht unbedingt, wie es gesagt wurde.

Aber hängt es nicht vom Kunden ab, welches Ohr in der jeweiligen Situation besser geeignet wäre?

Ja, deshalb ist es auch sinnvoll, Teams zu bilden. Wenn eine Firma einen weiblichen und einen männlichen Mitarbeiter zusammen in ein Kundengespräch schickt und die sich danach über ihre jeweilige Wahrnehmung austauschen, entsteht ein vollständigeres Bild. Die Verbindung macht es. Das gilt übrigens nicht nur für Männer und Frauen. Jung und Alt, Deutsche und Ausländer – gemischte Teams in Unternehmen sind generell erfolgreicher, weil sie ein Problem aus mehr Blickwinkeln angehen können.

Was muss außer der Gründung von Vereinen wie dem Ihren noch passieren, um mehr Gleichberechtigung in der Berufswelt zu erreichen?

Kampagnen können dabei helfen, auf Missstände aufmerksam zu machen. Außerdem können Frauen, die es nach oben geschafft haben, anderen als Mentorinnen dienen. So läuft es auch bei den Männern. Es gibt alte Hasen, die Neulingen mit ihren Kontakten und ihrer Erfahrung auf die Sprünge helfen.

In Norwegen gilt seit 2006 für Aufsichtsräte und Vorstände eine Frauenquote von 40 Prozent. Wäre das auch etwas für Deutschland?

Auf jeden Fall! So hat es ja auch in der Politik funktioniert. Die Quote dient als Türöffner für Frauen.

Aber besteht nicht die Gefahr, dass Frauen, die über eine Quotenregelung einrücken, ein Makel anhaftet: Seht her, ohne Quote hätte sie es gar nicht auf ihren Posten gebracht!

Kurzfristig vielleicht. Viele Männer fürchten eben um ihre Pfründe. Aber sobald alle sehen, dass die Frauen ihre Arbeit hervorragend machen, redet kein Mensch mehr von der Quote. So war es auch in der Politik.