Ulrich Krause-Röhrs erklärt, wie man Pastor wird – Ein langer Weg vom Abitur bis in die erste Pfarrstelle

Der Pastor arbeitet nur sonntags zwischen 10 und 11.30 Uhr. In der Woche macht er mal ein oder maximal drei Beerdigungen, in den Sommermonaten hat er das schönste Programm, die vielen Hochzeiten. Oder?

Thekla Röhrs (47), Pastorin der evangelischen Kirchengemeinde St. Nicolai Gifhorn-Land, und ihr Mann Ulrich Krause-Röhrs (48), evangelischer Pastor und Geschäftsführer des Evangelischen Bildungswerks Wolfsburg/Gifhorn/Wittingen, schmunzeln, wenn sie solche Sätze über ihren Beruf hören. Sie wissen, Pastor zu sein ist viel mehr als einmal in der Woche auf der Kanzel zu stehen.

Viel Gremienarbeit, Besuche, besondere Gottesdienste, Konfirmandenunterricht, Taufen, Seniorenarbeit, Kindergottesdienst, Krisengespräche am Telefon – Thekla Röhrs könnte die Liste beliebig fortsetzen. "Das, was die Gemeindemitglieder sehen, macht nur einen ganz kleinen Teil unserer Arbeit aus", sagt sie. Auch ihr Mann, der sich seit einigen Jahren um Bildungsmaßnahmen kümmert und seither keine eigene Kirchengemeinde betreut, weiß: "Jeder Tag ist anders. Und das ist ein ganz wuseliger Alltag, den man da aushalten muss."

Angehende Pastoren sollten auch Humor haben

Was muss man noch aushalten? Die Enge, die eine Gemeinde ausüben kann? Manchmal. Differenzen, die dadurch entstehen, dass Traditionen auf innovative Ideen treffen? Ja, häufiger. Doch gerade mit der Lust, Altes und Neues zu verbinden, mit Kommunikationsfähigkeit und dem Interesse an Menschen und ihren Lebensgeschichten sei jeder Pastor für diesen Beruf gut ausgerüstet. Wenn er dann noch Organisationstalent, sprachliche Begabung und eine Prise Humor hat, sei er schon ein gutes Stück weiter.

Krause-Röhrs: "Für mich macht die Liebe zu diesem Beruf, die auch deutlich werden muss, einen guten Pastor aus." Wenn Herzenswärme da sei, spüren das auch die Gemeindemitglieder. Wenn da jemand das lebt und verinnerlicht hat, was er den anderen vermitteln will. Krause-Röhrs: "Die wollen nämlich keinen Animateur, keinen Thomas Gottschalk für Arme."

Wer Pfarrer werden will, muss Abitur haben und Theologie studieren, etwa in Göttingen oder Hamburg. Laut Landeskirchenamt ist die Zahl der Studienanfänger deutlich zurück gegangen, was aber nur den allgemeinen Trend widerspiegele. Die Regelstudienzeit beträgt zwölf Semester, für Hebräisch und Griechisch kommt je ein weiteres Semester dazu. Am Ende des Studiums steht das Erste Kirchliche Examen.

Auf der Liste der Hannoverschen Landeskirche stehen dafür derzeit etwa 200 Studierende – eine Zahl, mit der man einigermaßen stabil rechnen könne. Der Einstellungskorridor passt. Jeder Studienabgänger bekomme derzeit in der Regel anschließend sein Vikariat. Muss er darauf wider Erwarten noch warten, kann er diese Zeit als Kandidat des Predigtamtes überbrücken.

Ein Jahr geht der Vikar in die Gemeinde, ein Jahr ins Predigerseminar. Dann folgt die Zweite Kirchliche Prüfung. Bekommt er danach eine Pfarrstelle, wird er ordiniert und ist drei Jahre Pastor auf Probe. In der Regel wird er danach dort offiziell als Pastor eingeführt, ist ab dann Beamter.

Den Sparkonzepten fallen Stellen zum Opfer

Und die Stellensituation? Derzeit schwierig. Die Landeskirche arbeitet an Sparkonzepten, denen auch so manche Pfarrstelle zum Opfer fällt. "Es gibt zu wenig Stellen, um sich zu bewegen", so Röhrs. Früher hatte ein Pastor, der in eine andere Gemeinde wechseln wollte, vielleicht einen Mitbewerber, jetzt muss er sich gegen 20 andere durchsetzen, bei lukrativen Stellen wie in Stadtgemeinden sogar gegen deutlich mehr. Krause-Röhrs nennt ein Beispiel: Auf eine befristete Dreiviertelstelle in Hannover meldeten sich mehr als 50 interessierte Pastoren.