Landwirtschafts-Auszubildende glauben an ihre Zukunft.

Die jungen Ferkel schmiegen sich an seine Gummistiefel, wenn Hermann Glammeier den Stall betritt. Sein Job ist es, sich um die jungen Tiere zu kümmern. Er soll sie füttern, schauen, ob sie krank sind, sich verletzt haben oder sich wohlfühlen.

"Das sind vier Wochen alte Ferkel, sie sind gerade erst von der Mutter getrennt", sagt der 18-jährige. Er ist Auszubildender auf dem Hof Brockmann in Bissendorf, vor den Toren von Osnabrück. Was er da macht, ist sein Traumjob. Er möchte nach seiner Lehre und der Meisterschule den Hof seiner Eltern im ostwestfälischen Porta-Westfalica weiterführen.

Landwirtschaft und Nachwuchs – viele Außenstehende fragen sich, ob das zusammenpasst. Horrormeldungen über verzweifelte Milchbauern wechseln sich ab mit Berichten über ernste Mienen bei den Schweinemästern – hier wie da wird über zu wenig Ertrag, zu hohe Schulden bei viel zu viel Arbeit berichtet.

Seit Jahren ist klar: Es gibt einen Strukturwandel in der Landwirtschaft. Kleine Betriebe müssen aufgeben, nur noch die größeren Höfe haben nach Ansicht vieler Experten eine Chance im mittlerweile extrem globalisierten Agrargeschäft.

"Die Nachfrage nach Fachkräften in der Landwirtschaft ist steigend", sagt dagegen Jürgen Balsmann, der bei der Bezirksstelle Osnabrück der Landwirtschaftskammer Niedersachsen arbeitet. Es sei zwar richtig, dass die Zahl der Höfe sinke. Gleichzeitig aber würden die verbleibenden Betriebe immer größer. Als reine Familienbetriebe könnten die Höfe immer seltener geführt werden, erklärt Balsmann. "Die Altenteiler werden weniger. Die Bauern müssen qualifiziertes Personal einstellen."

In Niedersachsen machen derzeit 1600 junge Männer und Frauen eine Ausbildung zum Landwirt. Vor zehn Jahren gab es in dem Bundesland 1362 Landwirte-Azubis. "40 Prozent der Auszubildenden stammen nicht aus der Landwirtschaft", sagt Balsmann. Wenn es in anderen Bereichen schwerer werde, Lehrstellen zu finden, gebe es eine stärkere Nachfrage nach Lehrstellen auf den Bauernhöfen.

"Wir merken sofort, ob die Industrie viel ausbildet oder nicht", sagt Balsmann. Ob die Azubis hinterher in ihrem Beruf Arbeit finden, hänge entscheidend von der Qualifikation ab. Wer als Landwirtschaftsmeister Erfolg haben wolle, müsse betriebswirtschaftlich denken können – egal, ob als selbstständiger Unternehmer oder als angestellter Manager.

Drei Jahre dauert die Ausbildung, und jedes Jahr sollten die Lehrlinge auf einem anderen Hof lernen. "Heute sind die Betriebe wesentlich spezialisierter als vor 30 Jahren", sagt Glammeiers Chef Ulrich Brockmann. Mittlerweile konzentrierten sich die Höfe entweder auf die Milchwirtschaft, auf Ackerbau oder beispielsweise auf die Schweinemast. Entsprechend suchen sich die Lehrlinge schon für ihre Ausbildung Höfe, auf denen sie das einüben, was sie später brauchen.

"Für mich wäre eine Ausbildung auf einem Milchbauernhof völliger Quatsch", sagt Glammeier. Der elterliche Hof, den er übernehmen will, ist 360 Hektar groß und hat 300 Sauen.

Dass der Beruf schwierig ist, die Zukunft in vielerlei Hinsicht ungewiss – über all das habe er sich Gedanken gemacht und auch mit seinen Eltern darüber gesprochen, sagt Glammeier. "Es war für mich aber nie eine Frage, dass ich den Hof übernehmen will", sagt er bestimmt.

Den Betrieb aufzugeben? "Das kann ich mir nicht vorstellen", betont er. Auch wenn er in den vergangenen Jahren hautnah miterlebt hat, dass die Lage für Schweinemäster oft alles andere als rosig war. "Am Hof der Eltern, da hängt das Herz dran", beschreibt Brockmann die bodenständige Einstellung vieler Bauern.

Wenn auch die Zahl der Höfe weiter sinken wird, Landwirtschaft wird es weiter geben. "Außerdem: Wenn jemand so engagiert ist in seinem Beruf wie Hermann, dann wird er es auch schaffen", sagt Glammeiers Chefin Anke Schnittker-Brockmann und lächelt ihm zu.