Kinderbetreuung macht Spaß und ist eine dankbare Aufgabe.

Ein-Euro-Jobs als Kinderbetreuer müssen nicht lästige Arbeitspflicht sein, sondern können Spaß machen – und Lücken im Sozialsystem schließen, die angesichts der kommunalen Finanznot in Zukunft noch tiefer klaffen werden. Das zeigt ein Beispiel aus einer privaten Essener Einrichtung für Kleinkinder unter drei Jahren.

Weil die Stadt und andere Träger für diese Altersgruppe nicht annähernd den Betreuungsbedarf decken können, bietet das komplett von Eltern finanzierte "Mütter- und Familienzentrum" (Müze) "Miniclubs" für Kinder ab zwei Jahren. 55 Euro zahlen die Eltern dort monatlich für zwei Vormittage in der Woche von 9 bis 12 Uhr – und auch das ist nur finanzierbar, weil in den Gruppen mit je acht Kindern neben der Erzieherin immer eine Ein-Euro-Jobberin mit anpackt.

"Zwei Erwachsene pro Gruppe sind gesetzlich vorgeschrieben", sagt Leiterin Francisca Lehmann, "wenn wir die Ein-Euro-Jobber nicht hätten, bräuchten wir Elterndienste." Doch die Eltern suchen die Betreuungsplätze ja gerade, um wieder in ihre Jobs einzusteigen.

Und wechselnden Müttern und Vätern jeden Morgen neu zu erklären, was heute gerade ansteht, ist nach Lehmanns Erfahrung äußerst mühsam: "Es ist viel einfacher, mit jemandem fest zusammen zu arbeiten." In der Einrichtung im Essener Stadtteil Rellinghausen steht an diesem Morgen Matschen mit Tapetenkleister an. Die Kinder basteln so aus Luftballons große Ostereier – und Iman Khodr achtet darauf, dass der Kleister nicht auf dem Boden landet. Für die 24-Jährige, deren Familie aus dem Libanon stammt, ist die Arbeit in einer Kindereinrichtung eine völlig neue Erfahrung.

Nach insgesamt drei vergeblichen Anläufen als Friseur- und Einzelhandelsauszubildende und einem für sie wenig befriedigenden Ein-Euro-Job im Handel hat sie hier eine Alternative gefunden. "Ich sehe das absolut als Chance", sagt die Essenerin mit schwarzem Kopftuch und traditioneller Kleidung ihres Heimatlandes.

Die junge Frau hat den Hauptschulabschluss, ihr Onkel betreibt einen Friseursalon. Deshalb lag eine Friseur-Ausbildung nahe – doch zweimal warf sie hin. Warum, will sie nicht gern sagen. "Ärger mit Kollegen und Vorgesetzten", meint sie. Genauso ging es ihr 2008 bei einer Einzelhandelskette.

Seitdem hatte Iman Khodr nicht mehr viel Selbstbewusstsein. Sie stand morgens mit ihrem Mann auf, der eine feste Stelle hat – danach folgte die große Leere: "Bisschen ferngucken, einkaufen, na ja. Es war langweilig", beschreibt sie ihre Tage. Schon den ersten Ein-Euro-Job hat sie deshalb gern genommen, obwohl er wieder an der Ladenkasse war. "Dann hab ich beim Job-Center Kindergarten als Wunsch angekreuzt – und jetzt bin ich hier", sagt sie. "Ohne den Ein-Euro- Job hätte ich die Stelle nie gefunden."

Khodr wurde drei Monate auf den Job geschult und ist jetzt seit Mitte Februar für neun Monate in der Kindergruppe – dann endet bisher der Ein-Euro-Job, bei dem sie 1,25 Euro pro Stunde also rund 150 Euro zusätzlich zu Hartz IV im Monat verdient. "Ich könnte mir aber auch gut vorstellen, das länger zu machen."

dpa