FremdsprachenSprache gilt als Schlüssel für den Erwerb von Bildung und damit auch für den Zugang zu Ausbildung und Beruf.

Einerseits lernen viele Jugendliche immer früher Fremdsprachen in der Schule. Andererseits gibt es, nicht nur bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund, echte Defizite in der Schriftsprache Deutsch.

Die Anforderungen in puncto Kenntnis und Beherrschung von Fremdsprachen steigen. In vielen technischen und Büroberufen wird erwartet, dass die Auszubildenden passabel Englisch können. Manchmal sind solche Sprachkenntnisse sogar Einstellungskriterium.

Auch für das Studium sind gute Sprachkompetenzen sowohl in Deutsch als auch in Englisch wichtig. In den Geistes-, Erziehungs- und Sozialwissenschaften wird für die Zulassung zum Masterstudium sogar oft ein förmlicher Englisch-Nachweis verlangt.

Englisch ist für die Sozialwissenschaften, aber auch für die Natur- und Ingenieurwissenschaften die Sprache der wissenschaftlichen Gemeinschaft. "Man muss gut Englisch verstehen, sprechen und schreiben können, um in der wissenschaftlichen Diskussion mithalten zu können", sagt Professor Katja Koch von der Abteilung Schulpädagogik der TU Braunschweig.

Neuerdings wird sogar erwartet, dass Studierende in Deutsch oder Englisch überzeugend präsentieren können, was früher nur von angehenden Managern verlangt wurde. Solche Fähigkeiten können allerdings im Studium geübt werden: Das Angebot an englischsprachigen Lehrveranstaltungen wird größer, und es werden zunehmend Kurse in englischer Fachsprache angeboten, in denen man sogar Leistungspunkte erwerben kann.

Wenn Jugendliche mehrsprachig aufwachsen, haben sie einen großen Vorteil. Schon bei Kleinkindern erweitern sich die kognitiven Fähigkeiten, weil sie erfahren, dass man für denselben Gegenstand unterschiedliche Begriffe verwenden kann.

Sprachprobleme von Jugendlichen mit Migrationshintergrund hängen deshalb eher mit der sozialen Schichtzugehörigkeit als mit der Mehrsprachigkeit zusammen. Viele dieser Kinder wachsen mit der Muttersprache der Herkunftsfamilie auf und werden erst in der Schule mit der deutschen Sprache konfrontiert.

"Schwierig für sie ist vor allem der Übergang von der deutschen Alltagssprache zur deutschen Schriftsprache", sagt TU-Schulpädagogin Katja Koch. Sie plädiert für eine integrierte Sprachförderung, bei der Jugendliche Angebote sowohl in ihrer Muttersprache als auch in der deutschen Schriftsprache bekommen.

Aber auch Eltern und Jugendliche selbst können etwas tun. Eltern sollten möglichst viel mit ihren Kindern reden und ihnen Geschichten vorlesen – und zwar in der Sprache, die sie am besten können.

Die Jugendlichen selbst sollten vor allem Kontakte mit Gleichaltrigen suchen, die in ihrer Zweitsprache – sprich: Deutsch – fit sind.

Studierende mit Sprachdefiziten können auch die Schreibberatung in Anspruch nehmen, die Sprachenzentren einiger Universitäten anbieten. Diese hilft individuell, wenn bei der Anfertigung von Bachelor- oder Masterarbeiten Probleme mit der deutschen Sprache sichtbar werden.

Es gibt aber auch den umgekehrten Fall, beobachtet Ortrun Hanna, Leiterin der Abteilung Deutsch als Fremdsprache im Sprachenzentrum der TU Braunschweig: "Unser Angebot in Fremdsprachen wie Russisch, Türkisch oder Arabisch wird oft auch von Studierenden angenommen, die einen familiären Bezug zu diesen Sprachen haben. Sie nutzen auf diesem Weg die Vorteile der Mehrsprachigkeit."