Angelique Elbe lernt in einer Werkstatt in Braunschweig-Querum – “Es reizt mich, Schönes zu schaffen“

Ringe sind anfangs stumpf anstatt glänzend. Und man braucht schon Kraft, um den Schmiedehammer zu schwingen. Die Goldschmiede-Ausbildung mutet wenig glamourös an. Doch, wer sie absolviert, ist begeistert von der Mischung aus Handwerk und Kreativität.

Es funkelt auf den ersten Blick gar nichts. Angelique Elbe könnte auch in jeder anderen Werkstatt stehen. Klobige Holztische, umherliegendes Werkzeug, viele Regale mit kleinen Schubladen, in denen Material schlummert.

Dass durch Elbes Hände Schmuckstücke von tausenden Euro Wert gleiten könnten, erkennt man nicht daran, ob eine Zange auf dem Tisch liegt oder eine wuchtige Metallwalze in der Ecke steht.

Aber genau das macht den Beruf aus, den die 22-jährige Braunschweigerin in der Meisterwerkstatt von Katrin Erben in Braunschweig-Querum lernt. Sie ist ja keine Schmuckverkäuferin. Sie erlernt einen Handwerksberuf. "Das, was ich immer machen wollte", sagt die dunkelhaarige junge Frau bestimmt. Und dass dieser Beruf Goldschmiedin heißt, enthüllt sich mehr und mehr, je genauer der Blick durch die Werkstatt streift.

Alles, was die Werkstatt verlässt, hat zu glänzen

Der Holztisch ist plötzlich nicht nur klobig, denn auf ihm liegt etwas ganz Feines, Zierliches: Ein silberner Salz- und Pfefferstreuer, den Elbe zu schmieden und zu löten begonnen hat. Die Idee hatten sie und ihre Meisterin bei einem Blick in fremde Schaufenster. Anregungen kann man sich von außen holen, die letztliche gestalterische Umsetzung eines Schmuckstücks entsteht dann aber in der eigenen Werkstatt.

Elbe kramt aus einer Schublade einen Ring-Rohling hervor. Weder golden noch glänzend, sondern gelblich und stumpf ist das Material. Doch, wie gesagt: Dies ist eine Goldschmiede-Werkstatt. Und alles, was diese vier Wände verlässt, hat zu glänzen. Also taucht Elbe den Rohling in die Beize. Als er aus seinem Wasserbad wieder auftaucht, strahlt er. So etwas fasziniert die Auszubildende. "Dass ich etwas Schönes schaffe", meint Elbe. Die harte Arbeit kommt nach der Beize: Der Ring muss mit einem Hammer rund geschmiedet werden.

Neben den kleinen Gewürzstreuern breitet sie auf einem Tuch einen verschlungenen silbernen Ring und einen goldenen aus, dem sie eine kleine Perle aufgesteckt hat. Gold – das ist Elbes Lieblingsmaterial. Doch solche Kostbarkeiten begegnen der Ausbildenden noch nicht allzu oft.

Im Moment muss sie die Technik des Schmiedens lernen oder Reparaturarbeiten an gebrauchten Schmuckstücken erledigen. "Den verantwortungsvollen Umgang mit Material lernen" und "Geduld haben", nennt Goldschmiedemeisterin Erben das Ziel der ersten Ausbildungszeit.

Hartnäckig kämpfte Elbe um den Ausbildungsplatz

Dass sie Elbe als Auszubildende aufgenommen hat, ist deren Hartnäckigkeit geschuldet. Nach der Bewerbung kam Elbe drei Wochen als Praktikantin. Doch sie wollte einen Ausbildungsplatz – und bekam ihn. Viele erlernen den Beruf des Goldschmieds nicht – gerade zwölf Berufsschüler gehen in die Berufsschulklasse in Hildesheim, zu der Elbe ein Mal pro Woche fährt.

Klingt wenig schillernd und glamourös. Doch dann tritt die zukünftige Goldschmiedegesellin durch einen Vorhang von der Werkstatt in den Verkaufsraum des Fachwerkhauses.

Die Glasvitrinen sind gefüllt mit Edelsteinbroschen, Perlenohrringen und goldenen Ketten. Irgendwie ist Elbe auch Schmuckverkäuferin. Sie verkauft ein Produkt, dass sie in Handarbeit geschaffen hat.