Bundesweit bricht ein Fünftel der Auszubildenden die Lehre ab. Eine Bremer Forschungsgruppe hat untersucht, woran das liegt.

Die Vorbereitung von Schülern auf den Berufsalltag lässt in vielen Fällen nach wie vor zu wünschen übrig. Der Bildungswissenschaftler Professor Felix Rauner von der Universität Bremen ist überzeugt: Darin liegt eine der wichtigsten Ursachen für den vorzeitigen Abbruch einer betrieblichen Ausbildung.

Im Auftrag der Industrie- und Handelskammer (IHK) Osnabrück-Emsland hat er im vergangenen halben Jahr eine Studie zu den Ursachen gescheiterter Ausbildungen erstellt. "Wir brauchen eine neue Lernkultur", sagt Rauner. Schon im Kindergarten müsste es Kontakte zur Berufswelt geben – indem beispielsweise Meister dort von ihrem Beruf erzählen.

Oft folgt Ernüchterung auf die Anfangsbegeisterung

Weitere Gründe für einen Ausbildungsabbruch seien neben einer Unterforderung der Lehrlinge auch oft Kommunikationsprobleme zwischen Lehrlingen und Ausbildern, hat Rauner herausgefunden. So bemängelten die Jugendlichen oft, dass sie nicht ausgebildet, sondern nur beschäftigt würden.

"Hier muss das Feedback verbessert werden", fordert Rauner. So lasse sich das Engagement der Auszubildenden beispielsweise deutlich steigern, wenn den Jugendlichen besser vermittelt werde, dass sie an einem Produkt mitarbeiten, das einem Kunden verkauft werden soll. Rauner: "Nach einer großen Begeisterung für den Beruf zum Ausbildungsbeginn nimmt in vielen Fällen das Interesse während der Lehre wieder ab und steigt erst wieder, wenn die Prüfung naht."

IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf sagte, die Kammer wolle sich verstärkt um eine Verbesserung der Ausbildungsqualität und der Berufsorientierung bemühen, etwa indem Unternehmer in den Schulen über ihren Berufsalltag berichten und Betriebsbesuche ermöglichen. Bei Konflikten zwischen Auszubildenden und Betrieb sei oft auch ein neutraler Vermittler hilfreich.

Abbrecher sagten den Forschern die Meinung

Rauner leitet in Bremen die Forschungsgruppe berufliche Bildung. Für die Studie schrieb er rund 800 Ex-Auszubildende an, die ihre 2008 begonnene Ausbildung abgebrochen hatten. Auch mehr als 400 Betriebe wurden angeschrieben. 25 Prozent der Jugendlichen antworteten und 44 Prozent der Unternehmen. Bundesweit beträgt die Abbrecherquote 20 Prozent. dpa