Der “echte“ Lohnabstand zwischen erwerbstätigen Männern und Frauen betrug in Deutschland im Jahr 2008 knapp 13 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln.

Frauen verdienen im Schnitt in Deutschland immer noch weniger als Männer. Zu den zentralen Ursachen zählt, dass Frauen häufig andere Berufe wählen als Männer und längere Auszeiten vom Job nehmen. Berücksichtigt man diese Faktoren, ist der Lohnabstand zwischen den Geschlechtern nur noch relativ gering.

Seit drei Jahren verkündet das Statistische Bundesamt die gleiche Nachricht: Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt fast ein Viertel weniger als Männer. Welche Ursachen gibt es für die Lohnunterschiede? Eine erste Antwort auf diese Frage lieferten die Statistiker aus Wiesbaden vor wenigen Wochen selbst – denn sie differenzierten die Lohnlücke zum ersten Mal nach dem Alter der Frauen und Männer: Während 20-jährige Arbeitnehmerinnen im Durchschnitt noch fast genauso viel verdienen wie gleichaltrige Arbeitnehmer, steigt die Lohnlücke mit fortschreitendem Alter schrittweise an.

Bei den 60-Jährigen ist sie mit rund 30 Prozent am größten. Die Lohnschere zwischen Frauen und Männern öffnet sich etwa ab einem Alter von 30 Jahren – exakt dem Zeitpunkt, zu dem viele Frauen ihr erstes Kind bekommen und eine Auszeit nehmen. Solche Unterschiede in den Biografien werden bei der Berechnung der durchschnittlichen geschlechtsspezifischen Lohnlücke nicht berücksichtigt.

Üblicherweise stellt die amtliche Statistik nur die durchschnittlichen Bruttostundenverdienste der Frauen den entsprechenden Verdiensten der Männer gegenüber – und erhält als Ergebnis die sogenannte unbereinigte Lohnlücke. Nun hat das Statistische Bundesamt zum ersten Mal einen Lohnvergleich vorgelegt, der solche Ungenauigkeiten herausfiltert – indem Frauen und Männer unter anderem mit dem gleichen Qualifikationsniveau, der gleichen Berufserfahrung, der gleichen Branchenzugehörigkeit und der gleichen Tätigkeit miteinander verglichen wurden.

Das Resultat: Im Jahr 2006 betrug die bereinigte Lohnlücke zwischen Männern und Frauen 8 Prozent. Wahrscheinlich war die bereinigte Lohndifferenz sogar geringer, denn das Statistische Bundesamt hat bei seinen Berechnungen nicht alle relevanten Einflussfaktoren berücksichtigen können – so fehlten etwa die Daten zu Erwerbsunterbrechungen von Frauen und Männern.

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat die bereinigte Lohnlücke mit Angaben von rund 22 000 Personen aus dem Jahr 2008 berechnet und zudem ermittelt, welche Faktoren einen entscheidenden Einfluss auf die Höhe der Lohnlücke haben. Das Ergebnis: Bei gleicher Qualifikation, gleicher Berufserfahrung, gleicher Unternehmensgröße, gleichem beruflichen Status sowie weiteren vergleichbaren Bedingungen betrug der Lohnabstand von Frauen zu Männern knapp 13 Prozent. Unterscheidet man dann noch einmal zwischen Frauen, die in ihrem Erwerbsleben besonders lange, und jenen, die besonders kurze Unterbrechungen aufweisen, zeigt sich: Frauen, die nach einer Babypause sehr schnell wieder in den Beruf zurückkehrten, mussten im Schnitt nur eine Lohnlücke von 4 Prozent in Kauf nehmen.

Ein wichtiger Grund für das unterschiedliche Lohngefüge zwischen Männern und Frauen sind also ganz offensichtlich Unterbrechungen des Erwerbslebens – sei es, um ein Kind zu versorgen, um Eltern zu pflegen oder aus anderen Gründen. Hinzu kommen Faktoren wie Wohnsitz und Kinderbetreuung.

Wie die IW-Studie zeigt, kommen Lohnunterschiede aber auch deshalb zustande, weil berufstätige Frauen im bundesweiten Durchschnitt seltener einen Hochschul- oder Meisterabschluss aufweisen als Männer. Hinzu kommt, dass Männer häufiger leitende Positionen bekleiden, sie seltener Teilzeit, dafür aber öfters in größeren Unternehmen arbeiten als Frauen.

So kann laut IW die Lohnlücke verkleinert werden:

Frauen sollten sich bei ihrer Berufswahl verstärkt für bislang männertypische Berufe begeistern: Berufe, in denen mathematische, naturwissenschaftliche, technische oder Informatik-Kenntnisse gefragt sind, bieten gute Beschäftigungsperspektiven und Verdienstmöglichkeiten.

Unter Lohnaspekten sei es ratsam, kindbedingte Auszeiten möglichst kurz zu halten. Denn wer dem Job lange fernbleibt, verliert berufs- und betriebsspezifisches Wissen – und muss mit weniger Gehalt rechnen. Daher sollten die Betreuungsangebote für die ganz Kleinen sowie die Ganztagsschulen weiter ausgebaut werden.

Wenn Paare Eltern werden, nehmen Frauen häufiger Erwerbspausen als Männer. Wenn diese Auszeiten jedoch auf beide Elternteile gleichmäßiger verteilt würden, ließe sich auch die Lohnlücke reduzieren.