Fluglotse ist ein Beruf mit großer Verantwortung, gearbeitet wird im Schichtdienst.

Ein kräftiger Schlag: Die sechs Männer im Tower des größten deutschen Flughafens in Frankfurt zucken fast unmerklich zusammen.

Bei jedem unbekannten Geräusch sind wir gleich hochalarmiert", sagt Helmut Schlosser.

Sein Fluglotsenkollege gibt Entwarnung. Es ist nichts passiert, was den Flugbetrieb beeinflussen würde: Bei den Abrissarbeiten einer nicht mehr gebrauchten Wartungshalle war an diesem Morgen das Dach mit Getöse zu Boden gestürzt.

Sonst geht es im Tower ruhig zu. Sechs Männer sitzen in der Kanzel 65 Meter über dem Flughafengelände mit herrlichem Fernblick bis zum Großen Feldberg im Taunus. Würden sie sich umdrehen, könnten sie bis zum Odenwald gucken. Ihr Interesse gilt aber anderem – nämlich dem Geschehen auf den Rollbahnen.

"Wenn wir nicht wären, könnte kein Flugzeug auf Rhein-Main starten oder landen", sagt der 51 Jahre alte Lotse Horst Schlosser. 34 Jahre schon arbeitet er in Diensten der Deutschen Flugsicherung (DFS), die ihren Sitz im südhessischen Langen hat. Zunächst an kleineren Flughäfen, dann seit 1978 auf dem unter den Lotsen sehr begehrten Arbeitsplatz in Frankfurt.

Leise kommunizieren die Lotsen – stets in der internationalen Fliegersprache Englisch – mit den Piloten der startenden und landenden Maschinen. Da werden Positionen ausgetauscht und Hinweise gegeben. Es ist eine äußerst konzentrierte Atmosphäre. Private Worte fallen unter den Lotsen kaum.

"Wir müssen jeden Moment absolut hellwach sein", sagt Schlosser. Schließlich haben seine Kollegen und er letztlich die Verantwortung für Menschenleben. Kleine Fehler könnten eine große, auch eine schreckliche Wirkung haben.

Gerade kommt die Meldung, dass ein Flugzeug im Landeanflug einen erkrankten Passagier an Bord hat. Das melden die Lotsen der Sicherheitsleitstelle des Airports und dirigieren die Maschine beschleunigt an die Parkposition, damit der Notarzt sich um den Patienten kümmern kann. Bei 1500 Flugbewegungen täglich nennt Schlosser solche Vorfälle "fast schon Alltag".

In der Kanzel stehen eine Menge Computerbildschirme. Jede Maschine, die über die Schirme als ein kleiner Punkt flimmert, hat einen vierstelligen so genannten Transpondercode, der sie auf dem ganzen Flug begleitet – auch bis Australien.

Damit können die Lotsen auch Zusatzinformationen abrufen. "Diese Maschine", deutet Schlosser auf einen Punkt, "fliegt gerade in 12 700 Fuß Höhe und mit einer Geschwindigkeit von 360 Knoten." Den Transpondercode können die Lotsen für jeden flimmernden Punkt einzeln abrufen und dann auch erkennen, für welche Fluggesellschaft die Maschine fliegt. "Die Linien, die die Maschine auf dem Schirm hinter sich herziehen, sind der zurückgelegte Weg", erklärt der Lotse. Startende Maschinen sind grün und landende blau gekennzeichnet.

Neben den Lotsen sitzt im Tower in jeder Schicht ein Flugdatenbearbeiter. Er ist dafür verantwortlich, dass die Flugstrecke in Ordnung ist: Erst wird eine Abflugstrecke errechnet.

Ist die Maschine in der Luft, wird sie über eine so genannte und natürlich unsichtbare Flugstraße weiter dirigiert. Die Männer und Frauen im Frankfurter Tower sind für die An- und Abflugkontrolle genauso zuständig wie für eine definierte Kontrollzone um den Flughafen herum. Verlassen die Maschinen diese Kontrollzone, übernimmt die Zentrale in Langen die weitere Überwachung des Geschehens in der Luft.

Wenn es dunkel wird, haben die Lotsen der Deutschen Flugsicherung auch das Beleuchtungspult im Blick. "Dort regeln wir die Landebahnbefeuerung und die Rollwegbefeuerung", erklärt Schlosser. dpa