Köln. Peter Pichert hatte als Händler die vielleicht größte Toyota-Kollektion außerhalb Japans. Sein Erbe lebt in Köln weiter.

Der 23. November ist für Familie Pichert ein besonderer Tag. Denn wenn Toyota-Deutschland-Chef Tom Fux an diesem Abend in Köln die große Toyota Collection in der einstigen Tennishalle der Zentrale eröffnet, ist es ein bisschen so, als ginge ein Vermächtnis in Erfüllung. Schließlich war es der im vergangenen Jahr verstorbene Autohändler Peter Pichert, der vor bald vier Jahrzehnten den Grundstein für diese in Europa einzigartige Sammlung legte.

Händler eröffnete 1994 das erste private Toyota-Museum

Das war beileibe nicht selbstverständlich. Denn erstens kommen die Picherts aus Passau, und zweitens hat der Ingenieur seine automobile Karriere auch noch bei BMW begonnen. Die BMW-Oberklassenlimousine 501/502 – genannt „Barockengel“ – oder den 02er der Münchener vielleicht, zur Not auch Mercedes und natürlich edle Italiener: All das hätte man dem Autonarren zugetraut. Aber dass einer wie Pichert auf die Japaner kommt und bei einer Marke wie Toyota hängen bleibt, lässt sich nur mit Irrungen und Wirrungen des Schicksals erklären, sagt Picherts Wegbegleiter Günter Schneiderbanger.

Er erzählt von Zeiten, als der Ingenieur in Passau zum Gebrauchtwagenhändler wurde und ihn irgendwann der Toyota-Virus gepackt hat. Immer öfter habe er einen Wagen zur Seite gestellt und ihn lieber nicht verkauft, erzählt Schneiderbanger. Und so kam über Jahre eine imposante Sammlung zusammen.

Natürlich besteht die vor allem aus Allerweltsmodellen, weil die Japaner nicht viel anderes gebaut haben. Doch wer sich 40 Jahre lang mit Corolla, Starlet oder Camry beschäftigt, dem kommen auch Skurrilitäten wie der im US-Stil für Europa konzipierte Corona in die Finger, mit dem die Japaner damals den Aufstieg in die Mittelklasse proben wollten. Und Autos wie die legendäre Celica, den MR2 oder den GT2000, der es als einziger Sportwagen aus Fernost in Ruhm und Rarität mit so manchem Ferrari aufnehmen kann, gibt es ja auch noch.

Monat für Monat wurde der Fuhrpark größer, und alle paar Jahre musste Pichert eine weitere Scheune im Passauer Umland anmieten, um seine mehr als 100 fernöstlichen Raritäten unterzubringen. Bis er irgendwann die alte Schneiderei in Hartkirchen bei Pocking fand und 1994 am Rande des Passauer Bäderdreiecks das erste und einzige private Toyota-Museum im Land eröffnete.

Pichert war eigentlich weder Jäger noch Sammler. Denn von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, hat er seine Autos nicht aktiv gesucht, sagt Schneiderbanger: „In den meisten Fällen war es

umgekehrt.“ Das begann mit

Inzahlungnahmen bei Neuwagengeschäften und endete mit Schenkungen aus ganz Europa. „Irgendwann hatte sich herumgesprochen, dass Pichert ein Herz für alte Toyotas hat und die Autos nicht auf dem Schrott landen“, sagt Schneiderbanger. Zahlreiche Celica, Starlet oder Corolla fanden so ihren Weg nach Hartkirchen. Nur den roten GT2000, die japanische Antwort auf den Jaguar E-Type und der einzige Toyota, der es in einen James-Bond-Film geschafft hat, wollte ihm keiner schenken. Also musste Pichert ins Netz gehen, Anzeigen und Kataloge wälzen, bis er endlich den Star in seine Sammlung stellen konnte. Doch hatte der Sammler in seinen Hallen durchaus noch ein paar mehr Lieblinge: zum Beispiel einen unscheinbaren grünen Corolla, mit dem 1971 alles anfing. Dieser Kleinwagen war das erste Auto, das der Toyota-Händler verkaufte. 7650 DM stellte er vor mehr als 40 Jahren in Rechnung und konnte sein Glück kaum fassen, als er das Coupé Jahrzehnte später zurückbekam. Obwohl der Corolla als eines der meistverkauften Autos der Welt alles andere als eine Seltenheit ist, gebührt dem Wagen ein Ehrenplatz in der Sammlung.

Natürlich war Pichert aber der GT2000 am meisten wert, und er hat auch für Toyota den Deal mit der Sammlung erst so richtig rentabel gemacht. Denn Peter Pichert ist 2016 gestorben, die Familie hat mit dem Neuwagenverkauf zu tun. Bevor die Sammlung zerschlagen wurde, schaltete sich die deutsche Toyota-Zentrale in Köln ein und übernahm die gesamten Pichert-Kostbarkeiten.

„Nichts ist unmöglich“

In die einstige Tennishalle, die zum Museum umgebaut wurde, passt nur etwa die Hälfte der Sammlung, und die Kölner mussten bis auf 70 Schmuckstücke alle anderen Autos versteigern. Sie sind tatsächlich alle Autos losgeworden und haben mehr erlöst als erwartet. In Picherts Sammlung sind auch noch alte Plakate zu finden: etwa mit dem Slogan „Nichts ist unmöglich“.