München. Der BMW X3 fährt in Deutschland seiner Konkurrenz hinterher. Mit dem Nachfolger könnte sich das ändern.

Angespornt vom Erfolg des X5 (Debüt 1999) hatte BMW bereits 2004 als erster unter den deutschen Premiumherstellern einen Trend zu kleineren SUV erkannt. Und lag folglich auch mit dem X3 goldrichtig. Jedoch nicht, ohne Kritik zu ernten. Kunden klagten über lieblose Verarbeitung, zu viel Hartplastik im Cockpit und überzogene Preise.

Generation Nummer zwei kam 2010, größer, besser, wertiger und war schon im Vorbeifahren sofort als neuer X3 zu erkennen. Und jetzt? Muss man genauer hinschauen, um Unterschiede auszumachen. Kleine Hilfe: Die Nieren sind nochmals größer geworden, wirken dreidimensionaler, die Flanken wurden ein wenig muskulöser, unter die Kotflügel passen nun 21-Zoll-Räder, und die Rückleuchten ziehen sich weiter in die Heckklappe hinein.

Zur Markteinführung stehen

drei Motoren zur Auswahl

Technisch basiert der neue X3 auf der Cluster-Architektur CLAR, wurde um über 50 Kilo leichter. Was in Anbetracht strengerer Crash-Anforderungen und der um einige Zentimeter auf 4,71 Meter gewachsenen Karosserie keine leichte Übung für die Ingenieure war. Im Radstand legte der X3 fünf Zentimeter zu. Davon profitieren die Passagiere im Fond. Die Beinfreiheit ist auch bei Großgewachsenen gut. Hinter den Rücksitzen bleiben immerhin 550 Liter fürs Gepäck. Kein schlechter Wert. Neu ist die Entriegelung der Lehnen vom Kofferraum aus.

Danach reicht das Abteil für bis

zu 1600 Liter. Mehr bieten auch

die meisten Mittelklasse-Kombis nicht.

Da gewöhnlich nach dem Umlegen der Rücksitzlehnen die ausziehbare Gepäckabdeckung das Laden behindert, und – herausgenommen – man nie weiß, wohin damit, hat BMW im Kofferraumboden ein Fach konstruiert, in das die Abdeckung passt wie eine Gabel in den Besteckkasten.

Zur Markteinführung im November startet der X3 mit einer Auswahl von drei Motoren. Den Einstieg bildet der xDrive20d. Die Bezeichnung steht für Allradantrieb und Zweiliter-Vierzylinder-Dieselmotor. Er leistet 190 PS und kostet 47 000 Euro. Der zweite Diesel ist der Sechszylinder xDrive30d mit 265 PS, zum Preis von 55 700 Euro. Und weil man den Wettbewerbern im Hause Mercedes, Audi, Porsche und

Jaguar nicht das Feld sportlicher SUV – sie versprechen die höchsten Gewinnmargen – allein überlassen will, schicken die Bayern gleich zum Anfang den X3 M40i an den Start. Der Dreiliter-Biturbo-Sechszylinder bringt 360 PS in die Achtgangautomatik. Mindestens 66 300 Euro sind dafür zu überweisen.

Außerhalb Europas will BMW im kommenden Jahr noch einen sDrive20i mit 184 PS und Hinterradantrieb anbieten. Für den hiesigen Markt ist ein sDrive18d im Gespräch, der beim CO2-Ausstoß die 120-Gramm-Marke unterschreiten soll. Und in Zeiten der Elektrifizierung stellt sich natürlich die Frage, wird es den X3 auch als Plug-in-Hybrid geben, ähnlich X5 oder Dreier-Limousine? „Die CLAR-Plattform lässt dies technisch ohne Weiteres zu“, so die Antwort seitens BMW. Was heißt: Spätestens 2019 dürfte der Teilzeitstromer mit einer elektrischen Reichweite von über 50 Kilometern beim Händler stehen. Im Jahr drauf folgt der X3 mit rein elektrischem Antrieb.

Für unsere erste Testfahrt standen nur besagter X3 M40i

sowie der Dreiliter-Sechszylinder-Selbstzünder 30d zur Verfügung. Beide nicht unbedingt die am meisten nachgefragten Modelle. Lieber hätten wir den Bestseller xDrive20d (bei uns über 80 Prozent Verkaufsanteil) ausprobiert. Man braucht keinen Nobelpreis in Physik zu haben, um zu wissen, dass 500 Newtonmeter aus dem M40i oder gar die bulligen 620 Nm aus dem 30d für einen mehr als souveränen Antritt sorgen. Besonders der Diesel schiebt gnadenlos nach vorn. Erneut verblüfft die Handlichkeit des X3 sowie dessen enorme Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit. Ausreichend straff für eine zügige Kurvenhatz, ausreichend weich für lange Reisestrecken. Auch die geringen Abroll- und Windgeräusche fallen wohltuend auf. Bei einem SUV dieser Größe nicht immer selbstverständlich.

Nicht untalentiert zeigt sich der neue X3 auch auf losem Terrain. Schotter und Sand mögen in Deutschland zwar weniger eine Rolle spielen, doch in anderen Ländern schon. Das permanente Allradsystem wirft selbst dann nicht das Handtuch, falls die Verschränkung recht stark sein und mal ein Rad in der Luft hängen sollte. Auch Wasserdurchfahrten von einem halben Meter Tiefe nimmt der X3 gelassen.

Der Neue kann sogar auf der Autobahn allein überholen

Hinter dem Lenkrad Platz genommen, zeigt sich die bekannte BMW-Welt, gediegen und luxuriös. In Sachen Qualitätsanmutung und Verarbeitung hat der neue

X3 gegenüber dem Vorgänger deutlich zugelegt. Die Bedienung läuft zu großen Teilen intuitiv ab, auch wenn man sich anfangs aufgrund der vielen Schalter und Knöpfe ein wenig überfordert fühlt. An Bord ist die jüngste

Ausbaustufe der Konnektivität. Dazu zählen W-Lan, Navigation,

Verkehrsinfos, Gestensteuerung, Spracheingabe und E-Mail-Empfang – alles, was der moderne

Autofahrer braucht.

Quasi Pflichtübung sind die Assistenzsysteme. Sie stammen vom Siebener und Fünfer. Neben dem Halten der Spur und des Abstands zum Vordermann, selbstständigem Wiederanfahren im Stau, Warnen beim toten Winkel, Lesen von Verkehrszeichen,

Notbremsen, Rückfahrkamera, „360-Grad-Surround-View“ oder automatischem Ein- und Ausparken kann der neue X3 auf der Autobahn sogar allein überholen. Intelligenter ist derzeit kein SUV in dieser Klasse.