München. Ein Blick auf die schwedische Marke Volvo, die vom chinesischen Eigner gut gepflegt wird und sich zum Premiumhersteller mauserte.

Minus ein Grad, Schneereste auf den Straßen und immer wieder ein paar Glatteisstücke. Es stimmt schon: Bei solchem Wetter fühlt sich ein Fahrer nirgends geborgener als in einem Auto mit Allradantrieb. In diesem Fall ist es der neue V90 Cross Country, ein neuer Kombi von Volvo.

Genau wie bei allen Herstellern boomen auch bei Volvo die SUV-Modelle, diese teilweise trutzigen Fahrmaschinen, die man früher mal Geländewagen nannte. In der Rangliste der 40 000 Autos, die Volvo pro Jahr in Deutschland verkauft (weltweit 550 000), rangiert der XC 90 (neu seit 2015) in der Publikumsgunst an zweiter Stelle. Begehrter ist nur der deutlich preiswertere XC 60, der jetzt zum Genfer Auto-Salon im März in aufgefrischter, modernerer Form präsentiert wird.

Statt sechs nur vier Zylinder

Volvos Fahrzeug-Palette, aus der wir jetzt mehrere Modelle testen konnten, überrascht in vielerlei Beziehung. Die Schweden-Autos sind längst keine klobigen, kantigen Kästen mehr wie vor Jahrzehnten, sondern Autos auf besonderem Niveau. Aber sie brillieren nicht mit Supersportlichkeit, PS und tollen Fahrleistungen, sondern glänzen eher mit Solidität, guter Ausstattung und vor allem mit Komfort und einem Wohlgefühl beim Fahren, das man auch Luxus nennen kann.

Besonders die Topmodelle – wie S90 (Limousine), V90 (Kombi) und XC 90 – müssen den Vergleich mit Konkurrenzprodukten von Audi, BMW, Mercedes, VW keineswegs scheuen. Gut: Es gibt bei den Schweden keine Sechszylinder, keine Achtzylinder. Und – um ein Beispiel zu nennen – ein Fünfer-BMW bietet eben deutlich mehr Fahrleistung als ein Volvo. Aber vielen Kunden ist das heute überhaupt nicht mehr wichtig. Ihnen genügt – wie bei den Skandinaviern – auch ein Zweiliter-Turbo.

Volvo ist also auf einem guten Weg. Das kann erstaunen; denn nachdem der chinesische Geely-Konzern im Jahr 2010 die schwedische Traditionsmarke (gegründet 1927) übernommen hatte, sahen Marktbeobachter das Ende für Volvo näher rücken. Aber die Chinesen waren klug genug, um Volvo zu pflegen und den Premium-Charakter zu konturieren.

Das gelang bisher besonders gut bei den Typen der oberen Mittelklasse. Wobei diese (von der Industrie) geprägten PR-Begriffe dem Normalbürger eigentlich nicht viel sagen. Populärer ausgedrückt und an einem Beispiel verdeutlicht: Der V90 Cross Country, also ein Mix von SUV und Allrad-Kombi (genannt Cross-Over), muss durchaus als Alternative zu deutschen Edelmarken gelten.

Ein familienfreundliches Auto

Das betrifft auch den Volvo V90, den Kombi, der an Größe und an Eleganz zugelegt hat, und nun beispielsweise mit dem A6 Avant von Audi konkurriert. Er ist ein edler Familien- und Freizeitbegleiter, der mit seiner langen Motorhaube, der gestreckten Silhouette und den kurzen Überhängen zu den attraktivsten Kombis der Fünfmeterklasse zählt. Er ist gegenüber seinem Vorläufer um 13 Zentimeter gewachsen. Das ging aber nicht für Design-Schnick-Schnack drauf, sondern kam dem Innenraum zugute; der ist nun wahrlich als üppig zu bezeichnen.

Das Infotainment-System sorgt mit einem handyunabhängigen Spotify-Zugang sowie weiteren Internet-Angeboten für Unterhaltung. Fast alle Funktionen im V90 werden über einen hochkant eingebauten Tablet-PC gesteuert – man muss schon etwas üben, ehe die Bedienung richtig klappt. Gestartet wird der V90 über einen silbernen Drehschalter, worauf der Vierzylinder-Turbodiesel erwacht. Erstaunlich, wie geräuscharm der Motor arbeitet; er ist kaum zu spüren, kaum zu hören.

Noch erstaunlicher ist das erstklassige Klangerlebnis der Musikanlage. Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ zu hören und durch die verschneite Landschaft zu gleiten – das hat was.

Ja, es macht Freude, in solch einem Volvo zu reisen, und es reduziert den Stress.