Brühl. Knapp vier Meter misst nun der neue Nissan Micra, der sehr viel erwachsener wirkt.

Der Micra ist für Nissan eine Erfolgsgeschichte. Der Kleinwagen verkaufte sich in Europa seit 1983 mehr als 3,5 Millionen Mal. Davon fanden über 650 000 Micra ein Zuhause in Deutschland. Die fünfte Generation, die ab Mitte März zu Preisen ab 12 990 Euro bei den Händlern steht, soll nun an die Erfolge der ersten und zweiten Modelljahrgänge anknüpfen. Dazu spendiert Nissan seinem Kleinwagen ein schickes Blechkleid, peppiges Interieur, moderne Infotainment- und Assistenzsysteme sowie sparsame Motoren.

Wer bei dem Namen Micra einen süßen Kleinwagen assoziiert, muss umdenken. Statt gestaucht, hoch und rundlich kommt der Neue gestreckt, flach und muskulös vorgefahren. Er nimmt gestalterische Anleihen bei den Modellen Juke und Qashqai, setzt mit seinen großen dominanten Leuchten – keine Kulleraugen-Scheinwerfer mehr – Designschwerpunkte und will lieber wild als
lieb sein. Dazu passt auch die
farbenfrohe und intensive Lackpalette.

Im Vergleich zur vierten
Generation hat der Fünftürer um 17 Zentimeter zugelegt. Gleichzeitig wurde er breiter und flacher. Der Zuwachs ermöglicht ordentliche Platzverhältnisse und innen viele praktische Ablagen. Allerdings sollten auf der Rückbank nur zwei Personen mitfahren. Fahrer und Beifahrer können jedoch den Raumgewinn genießen, man kommt seinem Sitznachbarn nicht zu nahe. Apropos Sitze: Diese geben für einen Kleinwagen recht ordentlichen Halt. Der Kofferraum überzeugt mit Werten von 300 bis 1004 Litern.

Damit erst keine tristen Gedanken aufkommen, lässt sich das Interieur mit rot-, blau- oder orangefarbenen Applikationen beziehungsweise Lederversatzstücken pimpen. So ausgestattet ist man durchaus hipp unterwegs, eine gewisse Farbenblindheit erleichtert dann aber das Betrachten von Armaturenbrett, Polstern und Türeinsätzen. Oder man bleibt konservativ und bleibt den schwarz-grauen Designvorschlägen ab Werk treu.

Geschmacklich weniger unumstritten dürften das zentrale Display (Serie ab Acenta) für die Darstellung der Fahrinformationen sowie der sieben Zoll große Touchscreen für die Bedienung von Multimedia, Navigation oder die Einbindung von Smartphones sein. Beide sind gut ablesbar und einfach zu bedienen. Zur Markteinführung ist nur Apple CarPlay verfügbar, das entsprechende Android-Angebot wird wohl noch ein Jahr dauern.

Zum Marktstart erhältlich sind zwei Benziner und ein Diesel. Die Aggregate stammen vom Konzernpartner Renault. Basistriebwerk ist der 1,0-Liter-Dreizylinder mit 73 PS, der aus dem Dacia Logan bekannt ist und beim Micra mit Normverbrauchswerten je nach Ausstattung zwischen 4,6 und 4,9 Litern aufwartet. Für diesen entscheiden sich nach Einschätzung von Nissan 20 Prozent der Käufer – doppelt so viele wie für den 1,5-Liter-Diesel mit 90 PS, der sich durchschnittlich mit 3,2 Litern für die Wegstrecke von 100 Kilometern begnügt. Das Gros der Kunden wird hierzulande den 0,9-Liter-Turbo mit ebenfalls 90 PS goutieren. Ein leichter Tritt aufs Gaspedal, schon bringt der Turbo den Kleinen zum Losspurten. Dabei agiert der Dreizylinder leise, angestrengt klingt anders.

Das Schalten darf man natürlich nicht vergessen, die 140 Nm wollen bei Laune sprich auf Abruf gehalten werden, um die rund 1,5 Tonnen Leergewicht flott in Vortrieb umzusetzen. Also wird die Bandbreite des Fünfgang-Getriebes fleißig genutzt. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 175 km/h angegeben.

Noch etwas Wartezeit für

das 120-PS-Triebwerk

Das Fahrwerk haben die Nissan-Ingenieure artgerecht und passend zum Charakter eines Kleinwagens abgestimmt, nicht zu hart, aber auch nicht zu weich. Die Grundeinstellung spricht den gelassenen Fahrer an. Als Normverbrauchswert gibt Nissan 4,4 bis 4,6 Liter an. Bei entspannten Ausfahrten zeigte der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 6,2 Litern an.

Wer einen schnelleren Vortrieb liebt, muss sich noch gedulden. Ein 120-PS-Triebwerk wird die Motorenpalette ergänzen. In Kombination mit der wohl am meisten nachgefragten Ausstattungsversion Acenta steht der Micra mit dem kleinen Turbo ab 17 190 Euro in der Preisliste.