Oxford. Der neue Kompakt-SUV hat zwar mit seinen flippigen Vorfahren nichts mehr gemeinsam, aber ein Hauch von britischem Charme blieb.

Düsterer Nieselregen-Tag. Tea-Time. Ich sitze im Clubhaus vom Soho Farmland, einer Ranch in Oxfordshire, blicke hinaus in die hügelige Landschaft und rühre in einer Tasse Tee. Ist Tea-Time typisch britisch? Aber ja. Und was noch? Klar: Die Queen, der Linksverkehr, rote Telefonhäuschen, Orangenmarmelade, Cricket, der trockene Humor von Mr Bean oder James Bond – die Reihe der Eigenheiten nimmt gar kein Ende. Richtig: Auch der Mini gehört dazu, obwohl die Marke inzwischen im BMW-Besitz ist.

Britisches Lebensgefühl lockt

Dies kultig-kantige Auto verkörperte in den 1960er-Jahren eine Art Lebensgefühl. Jung, sexy, unternehmungslustig. Mit den Songs der Beatles und mit Miniröcken. Irgendwann schwemmte die Konkurrenz den Mini weg. Bis BMW kam und dem Autozwerg 2001 eine Renaissance bescherte. Viele waren skeptisch. Doch der in München neu interpretierte Mini schlug auf Anhieb ein und ist heute ein Bestseller. Noch immer geliebt von der jüngeren Generation, aber speziell auch von Frauen.

Wie damals, vor einem halben Jahrhundert, ist Oxford Hauptproduktionsstandort vom Mini. Und deshalb erlebte der jüngste Spross dieser legendären Marke, der Countryman, dann auch hier seine Fahrpremiere.

Der Kompakt-SUV kam erstmals 2010 auf den Markt und komplettierte die Mini-Familie. Diese ist bunt wie eine Schale Smarties: Limousine, Cabrio, Coupé, Roadster, Clubman (mit der zweigeteilten Hecktür). Sie alle gibt es auch mit dem Zusatznamen Cooper, der einen Schuss Sportlichkeit verströmt. Cooper? Einst eine britische Rennwagenmarke in der Formel 1 (Weltmeister 1959 und 1960). Mit John Cooper als Chef, der auch Minis frisierte und sich damit einen nahezu unsterblichen Namen erwarb. Die kleinen Kraftpakete gewannen die Rallye Monte Carlo (1964, 65, 67).

Zurück zum neuen Modell, zum Countryman, der zum britischen Landleben passt wie die Barbourjacke. Schon der SUV erster Generation schlug auf Anhieb in Mitteleuropa prächtig ein, obwohl sich manche Kunden mehr Platz wünschten. Den bietet nun der neue Countryman. Doch wer hätte gedacht, dass aus einem Mini jemals ein Maxi werden könnte? Der Neue ist mit 4,30 Metern um satte 20 Zentimeter länger als sein Vorgänger – länger als ein VW Golf. Keine Spur mehr von Kleinwagen.

Der Fahreindruck? Handlich, übersichtlich, leise, genug Temperament und tadellos verarbeitet. Ein Auto, das Fahrspaß bereitet – auch bei beschaulichem Dahingleiten. Uns sonst? Bequemer Einstieg, ausreichendes Ladevolumen (bis 1400 Liter) und auch auf den hinteren Sitzen viel Platz – das überzeugt! Innen besticht nach wie vor das leicht verspielte Design. Im runden, mittigen Riesen-Tacho von einst sitzt nun das Navi mit Touchscreen. Mit Mini-Connected ist zudem ein Mobil-Assistent an Bord, der über die aktuelle Verkehrslage informiert.

Die von uns getestete Variante ist der Cooper S ALL4 (also
mit Allradantrieb). Mit dem durchzugsstarken Zweiliter-Diesel (150 PS/110 kW) ist der Mini agil und völlig ausreichend motorisiert. Grundpreis? 28 500 Euro.

Mini-Chef – ein Braunschweiger

Mini bleibt ein emotionales Produkt, dessen Charme den Absatz weiter beflügeln wird. Vor allem in Deutschland. Dazu passt übrigens eine Personalie. Die Leitung der Marke Mini liegt in der Hand eines Braunschweigers! Mini-Chef ist Sebastian Mackensen (45).

Der Spross einer Traditionsfamilie (die Mackensens führten einst den Westermann-Verlag) kam 2013 zu BMW, nachdem er zuvor bei Porsche und Audi gewesen ist. Ja, auch BMW-Chef Harald Krüger wuchs hier auf (Abitur an der Hoffmann-von-Fallersleben-Schule), und Porsche-Chef Oliver Blume ist auch ein gebürtiger Braunschweiger.