Wolfsburg. Mit dem Arteon wil VW 2017 versuchen, Anschluss an die Oberklasse zu bekommen. Es ist der dritte Anlauf.

Der Phaeton ist Vergangenheit und der CC ebenfalls Geschichte. Doch auch wenn sich VW gerade neu sortiert und aus gegebenem Anlass vor allem auf bezahlbare Elektromobile setzt, wollen die Wolfsburger die zahlungskräftige Kundschaft oberhalb des Passats nicht von der Leine lassen. Deshalb bereiten sie jetzt als neues Flaggschiff den Start des Arteon vor, der im März in Genf enthüllt wird und noch vor dem Sommer in den Handel kommen soll. Etwa zehn Prozent teurer als ein Passat, dürfte sein Preis bei 35 000 Euro starten, lassen die VW-Manager durchblicken – und bitten im heißen Afrika zum ersten Test im Prototypen.

„Der Arteon ist weder der Nachfolger des CC noch ein neuer Phaeton“, sagt Elmar-Marius Licharz, der in der neuen Baureihen-Struktur die großen Modelle aus Wolfsburg verantwortet. „Wir haben ein komplett neues Auto entwickelt, das zwischen den beiden alte Modellen platziert ist“, erläutert der Ingenieur von der Rückbank, während das Wolfsburger Zebra mit Vollgas durch die Wüste fliegt.

Zwar basiert das Auto genau wie damals der CC auf dem Passat. Doch mit dem „Modularen Querbaukasten“ als Basis hat Licharz den Arteon deutlich weiter von Limousine und Kombi abgerückt. Das Design ist eigenständig und zeigt mit betont scharfen Linien, einer schlanken Silhouette über rahmenlosen Türen und einem fließenden Heck schon unter der Tarnfolie mehr Präsenz als jeder Passat. Auch das Format hat VW verändert: Mit fünf Zentimetern mehr Radstand streckt sich der Arteon auf 4,86 Meter und überragt das Schwestermodell mit Stufenheck um gute zehn Zentimeter.

Wenn man einsteigt, erlebt man ein Platzangebot, das so vernünftig ist, wie es sich für einen Ableger von Deutschlands Dienstwagen Nummer eins gehört. Die Beinfreiheit im Fond ist größer als in jedem anderen VW-Modell diesseits des chinesischen Phideon, und weil die sensorgesteuerte Heckklappe wie beim Skoda Superb im Dach angeschlagen ist, bietet der Arteon Kofferraum ohne Ende, verspricht Licharz. Während Hinterbänkler den Aufstieg deutlich spüren, erlebt der Fahrer die Unterschiede zum Passat eher geringer: Ja, die breitere Spur und der längere Radstand lassen den Testwagen etwas ruhiger liegen, wenn er mit hohem Tempo über die Landstraßen saust.

Doch sobald man mal kurz die Tarnteppiche hinter dem Lenkrad lupft, sieht man die gleichen digitalen Instrumente wie im Passat und das identische Cockpit mit dem Touchscreen hinter der Glaskonsole, der bekannten Klimazentrale und der üblichen Schaltkulisse. Bei den Motoren plant Licharz mit drei Benzinern von 150 bis 280 PS und vier Dieseln von 150 bis 240 PS, wobei die jeweils stärksten serienmäßig mit Allrad kommen.

Zwar sieht der Arteon tatsächlich nach einem Aufstiegskandidaten aus, weshalb es im dritten Anlauf vielleicht doch noch etwas werden könnte mit VW auf dem Weg in der Oberklasse. Doch beim Interieur geizten die Designer womöglich mit ein paar schicken Extras, die den Unterschied zum Passat unterstreichen könnten. Es sei denn, wir haben nur die Basis gesehen.